La Fluca: Gescheiterter Tourismus und eine neue Freundschaft

von chris_10  

Kürzlich waren Eva M. und ich bei einer Versammlung, bei der der Präsident des IDA (Instituto de Desarrollo Agrario) zu Gast war. Dem IDA gehört Land wie z.B. das 'unseres' Waldes und daher haben u.a. wir als Vertreter des Danto Amarillo die Veranstaltung besucht, aber auch andere Anwesende steuerten kleine Redebeiträge bei. Unser Präsident Oldemar stellte die Arbeit unserer Gruppe vor. Nach ihm, und darauf will ich nun auch hinaus, hielt ein kleiner Mann namens Francisco eine ergreifende Rede über seine Arbeit in der Reserva Dendrobates bei dem Ort La Fluca. Er berichtete von seiner langjährigen Widmung für den Wald und die mangelnde Unterstützung des IDA gegenüber Eindringlingen.

Da bis auf die Grünhemden vom IDA, alle Besucher der Veranstaltung aus der näheren Region kamen, dachte ich mir: dieser Wald kann doch nicht weit sein! Also bat ich unseren Freund Adilio, ob er den Mann kenne und ihn mir eventuell vorstellen könnte.

Und wie erwartet kannten sich die beiden und ich erhielt die Gelegenheit, Don Francisco zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, uns mal seine Reserva zu zeigen, weil wir neugierige Waldliebhaber seien. Der nette Mann war sehr erfreut und lud uns ein und so kam es schließlich zur Erkundung der Reserva Dendrobates am 9. Februar:


So ähnlich sehen die Frösche
aus, nach denen das Reservat benannt ist

Um 8 Uhr gehts los. Begleitet wird unser Freiwilligen-Trupp vom Danto Schatzmeister Buaner. Nach knapp 10 Minuten mit dem Auto stehen wir schon bei Francisco vor der Tür. Nun müssen wir nur noch ein kurzes Stück über Holperstraße fahren bis wir an ein Tor gelangen, das die Reserva ankündigt. Direkt nach dem Eingang erwartet uns ein Schild, welches die Namensgebung erklärt. Dendrobates pumilio ist nichts anderes als das so genannte Erdbeerfröschchen, dem wir auch in Chachagua schon so zahlreich begegnet sind.

Direkt daneben steht ein verlassene Hütte, eigentlich ganz hübsch anzuschauen, aber in miserablem Zustand. “Was ist mit diesem Gebäude?” drängt sich da gleich als Frage auf. Es handelt sich bei der verlassenen Immobilie um ein ehemaliges Besucherzentrum, das seit einigen Jahren nicht mehr gepflegt wird. Das Dach ist zum Teil schon eingestürzt und der Wald erobert langsam das zurück, was einst ihm gehörte.

Vor ein paar Jahren wagten die Asociación de Desarrollo de La Fluca und die Asociación Conservacionista de la Fluca ein Unternehmen in Zusammenarbeit mit einigen Hotels. Die beiden Gruppen hatten sich dabei der Waldpflege und den Führungen versprochen, während die kollaborierenden Hotels die Touristen zu den Pforten des wertvollen Primärwaldes entsenden wollten. Dafür diente auch das hübsche Besucherzentrum mit sanitären Anlagen und einem kleinen Café.

Im ersten Monat funktionierte die Zusammenarbeit sehr gut. Es kamen über 30 Touristen in die Reserva Dendrobates; die Euphorie war groß. Francisco kann es uns nicht erklären, doch im Folgemonat waren es dann nur noch 6 Gäste und im dritten und vierten Monat blieb es bei mageren 5 Besuchern. Und so schlug die anfängliche Begeisterung schnell in Enttäuschung um. Das Projekt wurde aufgegeben und mit ihm das Besucherzentrum und die Wege, die nun wieder alle wachsen dürfen, wie sie wollen.

Diese Erfahrung ist für uns enorm wertvoll, denn schließlich wissen wir vom Danto Amarillo, dass es ähnliche Pläne gibt für unsere Reserva. Eine Herberge soll irgendwann mal stehen und Touristenführungen im kleinen Rahmen angeboten werden. Wir wollen natürlich nicht, das dieses Unternehmen genauso endet, denn so hat niemand etwas davon. Es macht deutlich, dass Öko-Tourismus eben nicht so einfach ist und nicht von jedem durchgeführt werden kann, der eine schöne Natur anbieten kann.


Vor lauter Baum, den Wald nicht
mehr sehen: der Baum ist einfach zu groß

Dass die Reserva Dendrobates sich für ein solches Unternehmen grundsätzlich eignet, bezweifeln wir nicht eine Sekunde. Uns begegnen unzählige Baumriesen wie Ceiba (Ceiba pentandra), Javillo (Hura crepitans), Caobilla (Carapa guianensis), Jícaro (Lecythis ampla), Ojoche (Brosimum alicastrum), Chilimate (Poulsenia armata) oder ein riesiger Ameisenhügel von ca. 20m² Größe. Die verlassenen Wege, die wir uns Stück für Stück mit Machete freischlagen müssen, wecken in uns Abenteurer-Romantik und der erfrischende Rio Cacao mit seinem kristallklaren Wasser lädt uns zu einer kleinen Pause mit Möglichkeit zum Genießen der Urwaldkulisse ein.


Aus diesem Würgegriff wird sich der
Baum nicht mehr lebend davonmachen können.

Kurz vor Ende unseres Besuches entdecken wir noch einen riesigen Ojoche und ein paar seiner kleinen Nachfahren im Unterholz. Buaner ist begeistert und fragt Francisco, ob er eventuell ein Bäumchen für seine Finca haben könnte, weil sein Ojoche sich nicht vermehrt. Psst, eigentlich ist es verboten, Bäume aus einer Reserva zu entwenden, aber bei dem zahlreichen Nachkömmlingen dieser Art, kann Francisco ihm diese Bitte nicht abschlagen.

Nach unserem angenehmen Besuch in der Reserva laden wir Francisco ein, doch auch mal mit in unseren Wald zu kommen, der ganz anders ist als die Reserva Dendrobates, was auf die etwas höhere Lage zurückzuführen ist. Auch bei unserem ökologischen Volkslauf wollen wir ihm und seinen Kollegen Raum bieten, sich zu präsentieren und am Ereignis teilzunehmen. Der kleine Mann aus La Fluca bedankt sich freundlich und freut sich auf jede künftige Zusammenarbeit mit den neugierigen Volunteers und dem Danto Amarillo aus Chachagua.


Mitten in der Reserva ist die
Welt noch in Ordnung - und auch der Wald.
BlogNo:

1 Kommentar

Kommentar von: Dietrich [Besucher]  

Salü zusammen,

vielen Dank für die vielfältigen Eindrücke aus Eurem Freiwilligen-Leben in Costa Rica! Der Jahresbrief für Unterstützer von PRMunic machte mich auf Eure Arbeit und Euren Blog aufmerksam. Ich nutzte meinen Samstagabend zum großen Teil um fast alle Beiträge zu lesen!
Zur Zeit arbeite ich bei http://www.leuchtpol.de, wir bilden bis 2012 Erzieher/innen in Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung weiter. Die Erde und ihre Sorgen global zu betrachten macht unserer Zielgruppe einige Schwierigkeiten. Aber sie bewegen sich meist gut im Internet. Vielleicht können solche Berichte aus der Praxis sie heranführen. Ich denke da an mein Thema Ernährung und den von Euch mehrmals beschriebenen konventionellen Ananas-Anbau… . Wie sieht der in Costa Rica dann biologisch-organisch aus?
Alles Gute Euch und weiterhin viel Glück wünsche ich! Viele Grüße, Dietrich


Formular wird geladen...