Die Baumschule nimmt Gestalt an (Teil 2)

von frank_10  

Mittlerweile gibt es fast keine größere Firma mehr, die ganz offenherzig verkündet soziale oder ökologische Wohltaten zu unterstützen. Sei es das Straßenkinderprojekt in Nigeria oder die Aufforstung in Malaysia. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch ein regelrechter Wettbewerb zwischen unzähligen mehr oder weniger gemeinnützigen bzw. privaten Organisationen ausgebrochen, wer die meisten Bäume für das wenigste Geld in den Boden bekommt. Da geraten entscheidende Details, wie einheimischer Artenreichtum, umstrittene Bodenrechte oder kulturelle Integration schnell ins Hintertreffen, während der Preis pro Baumpflanzung bereits unter einem Euro angelangt ist.

Ambitionierte Aufforstung bedarf aber mehr als nur 10.000er Bäume einer Gattung in Reih und Glied, sondern erfordert viel Aufwand, Detailliebe und Anpassung an lokale Geologie, Ökologie, Fauna und vor allem dem Einbezug der lokalen Bevölkerung. Denn nur wenn vor Ort mehr von der Aufforstung übrigbleibt, als ein netter Werbeeffekt für einen ausländischen Investor, macht es Sinn, sich etwa wie wir an einer neuen Baumschule abzuarbeiten. So hat sich in die letzten Wochen in El Sur einiges in unserem neuen „Vivero“ verändert.

Nachdem wir den Wildwuchs von kleinen verwurzelten Bäumen und Unkraut in der alten Baumschule gebändigt und kompostiert hatten, ging es daran, die etwas schwierigeren Überbleibsel zu beseitigen eben diese Plastikbeutel. Diese für die Anzucht so praktischen zigtausendfach in den meisten Baumschulen eingesetzten Beutel haben den Nachteil, dass man sie eigentlich sachgerecht aus der Ökosphäre entfernen müsste.

In der alten Baumschule hatten sie sich leider durch das Wachstum der Setzlinge sowie die Erosion teilweise aufgelöst, waren von Wurzeln durchstoßen bzw. unter Lehmerde versteckt im Boden vergraben. Diese mussten wir mit Schaufel und Spitzhacke erst einmal mühsam aus dem schweren Boden scharren, um sie später recyceln zu können. Bei tausenden schwarzen Plastikbeuteln mussten wir uns dementsprechend lange durch die Erde wühlen, bis wir alle entfernt hatten.

Als nächster Schritt stand die Planung der zukünftigen Baumschule an. Durch die leicht abschüssige Lage einigten wir uns auf Stufen für die Setzlingsreihen mit Wegen und Kanälen für die Entwässerung. Außerdem sollte ein Teil etwas sonniger und ein Teil für die empfindlicheren Bäume schattiger werden. Deshalb griffen wir auch wenig später zur Kettensäge, um ein schattierende und einen umsturzgefährdeten Baum vom Gelände zu entfernen. Das Holz konnten wir gleich für die Weg und Stufenkonstruktionen weiterverwenden. Aus den Baumscheiben schnitten wir praktische Wegplatten und aus den Ästen wurden Stöcke zum befestigen unserer Bambusstufen.

Obwohl der Goldene Bambus (bambusa vulgaris / striata) eigentlich in Süd-Ost-Asien oder Madagaskar aber nicht in Costa Rica heimisch ist, wächst direkt neben der Station und der Baumschule ein großes Bündel grün gestreifter Sprösslinge. Durch seine Hohlkammerkonstruktion erreichen Bambusstämme eine erstaunliche Festigkeit bei angenehmem Gewicht und können die Höhe von 15m sehr schnell erreichen. Bewaffnet mit Machete und Säge schnitten und spalteten wir uns die Stämme in passende Längen, um sie übereinander als Stufen einzubauen.

Zwischen den einzelnen Stufen, wo später einmal die Baumsetzlinge stehen werden, buddelten wir noch Entwässerungskanäle, damit bei den kräftigen Regenfällen nicht alle Erde bergab gespült wird. Und für die Wegbefestigung soll später noch Kies eingebaut werden, den wir vom nahen Fluss El Sur bekommen können.

Zwei Abschnitte sind bereits mehr oder weniger fertig gestellt und als nächstes wollen wir noch einen Tisch für das Eintopfen der Setzlinge bauen und als Schutz dazu noch eine kleine Hütte aus Baumstämmen und Wellblechdach, um den Eintopf-Job auch bei Regen machen zu können. Wir lesen uns im nächsten Teil!


BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...