Schulbesichtigung

Grundsätzlich verantworten sogenannte fortschrittliche Entwicklungen immer auch die Zerstörung von etwas Ursprünglichem der örtlichen Kultur und der Natur. Trotzdem sollte immer nach Verbesserungsmöglichkeiten auf allen Ebenen gesucht werden. Das ist in aller Kürze die Erfahrung meiner Teilnahme an einem Ausflug zu einem regionalen Entwicklungsprojekt.

Auf Einladung der Entwicklungsorganisation aus Chachagua fuhr ich Ende März zu einem GAL-Projekt (Grupo de Acción Local) in La Cruz, Guanacaste, bei dem ich beispielhaft etwas über die Umsetzung der nationalen Entwicklungsstrategie in Costa Rica erfahren durfte. Am 29. März begann im Rathaus der Austausch zwischen den Entwicklungsorganisationen von La Cruz und Chachagua. Außerdem anwesend war die Bürgermeisterin aus La Cruz, die ebenfalls an der Umwetzung des Projektes beteiligt war. Sinn des Ausfluges war es, von dem dort bereits entstanden Projekt zu lernen, um schließlich auch in der Umgebung Chachaguas die Entwicklung voranzutreiben.

In der Umgebung von La Cruz wurden z.B. eine Schule gebaut, eine Dorfbäckerei eröffnet, ein Tourismusnetzwerk von vier verschiedenen Gemeinden gebildet, der Anbau und nationale Vertrieb von Bohnen unterstützt und es wird ein Aussichtslokal mit Amphitheater am Berg zur Strandküste gebaut. All diese Projekte wurden von uns besucht, um sich ein Bild zu verschaffen.

Bei einer Tour auf den von einer kleinen Gemeinde bereit gestellten Motorbooten durften wir erleben, was in Zukunft die Touristen in die Gegend locken soll.

Diese GAL-Projekte erfordern die Zusammenarbeit von Gemeindeführungspersonen, Vertretung des Stadtrats, NGOs, Privatfirmen und Institutionen, die das Projekt stärken und gemeinsam daran arbeiten.

Ziele einer solchen Arbeit sind:

• die Integration verschiedener Gemeinden
• die nachhaltige Landwirtschaft anzustoßen
• die Werbekanäle zu verbessern
• Land zu kaufen und zu nutzen
• natürliche Ressourcen zu schützen und nachhaltig zu nutzen
• die lokalen Führungsrollen zu stärken
• die Verhandlungen und soziale Teilnahme aus der Bevölkerung anzuregen
• den Gemeinderat und die lokale Entwicklungsorganisation zu unterstützen, zu bestärken und einzubinden
• die Verbesserung der Gesundheitskonditionen der Bevölkerung

Entwicklungsideen zwar sehr bemüht scheinen, doch oft weiterführende Gedanken und eine Strategie fehlen. Eine Idee wird vor und während der Planung nicht kritisch betrachtet und es wird zu wenig hinterfragt, mit welchem sozialen oder ökologischen Ziel, ein Projekt durchgeführt wird. Zum Beispiel wurde in einem Ort eine Schule gebaut, wie jede herkömmliche andere Schule auch, ohne über ein effizienteres Bildungsschema oder eine funktionierende Müllentsorgung nachzudenken. Letztendlich war die Schule dann fertig gebaut, doch Lehrer die dort arbeiten sollten, mussten erst noch gesucht werden.

Was ich damit sagen möchte ist, dass ich immer wieder beobachte wie ein Arbeitsschritt, wie das Bauen eines Gebäudes, durchgeführt wird, bevor eigentlich geklärt ist, ob für das Projekt wirklich Bedarf besteht und auch halbwegs einen Erfolg haben kann. So stehen dann öfters mal Tourismusgebäude leer, für die einmal viel Geld ausgegeben wurde die aber von keinen Touristen genutzt werden, nur weil das Konzept nicht richtig durchdacht war. All das ist eine Beobachtung, die ich auch einem Kulturunterschied zuschreibe und an der ich sehen kann, dass durch die vielen schnellen Entwicklungen gelegentlich die wichtigen Essenzen des Lebens verloren gehen.