Oh wie ist Panama? – Ein Besuch bei den Ngäbe

von frank_10  

Nach unserem Projektbesuch bei einer Niederlassung des Bauminvestmentunternehmens Forest Finance in Las Lajas wollten wir natürlich auch die kulturelle Seite Panamas kennenlernen und das nahe gelegene Autonomiegebiet der Ngäbe-Buglé besuchen, um einen kleinen Eindruck von der Lebenssituation der Indigenen in Panama zu erhalten und vielleicht etwas ursprünglichen Wald zu erspähen. Bisher hatten wir außer trockenen Viehweiden noch nicht viel von der panamaischen Natur sehen können.

Im Vergleich zum südlichen Costa Rica leben in Panama weitaus mehr Ngäbe, vor allem im Ngäbe-Buglé 'comarca' (Autonomiegebiet) im Westen des Landes. Schon auf der Hinfahrt über San Felix fielen uns die vielen farbenfrohen Gewänder 'naguas' der Ngäbe-Frauen auf. Schließlich erreichten wir die Eingangsbrücke und mussten eine kurze Gesichtskontrolle über uns ergehen lassen, bis der Grenzposten für uns die Kette herunter ließ. Jetzt wurden die Straßen bergiger und wir passierten kleine Fincas und einige Verwaltungsgebäude. Das Territorium wurde hier 1997 auf Druck der indigenen Bevölkerung gegründet und bis auf Steuern und öffentliche Ausgaben verwaltet sich die gewählte Regionalregierung selbst.

Als wir aus dem Taxi ausstiegen, war es fürchterlich heiß und wir überquerten eine Hängebrücke in das Gebiet hinein. Nach zehn Minuten Fußmarsch schwitzten wir bereits ordentlich, denn weit und breit waren keine schattenspendenden Bäume zu sehen. Lediglich an kleinen, zur Subsistenzwirtschaft genutzten Flächen mit Bananen und herumstreunenden Hühnern liefen wir vorbei. Schließlich kamen wir in ein kleines Dorf mit sehr einfachen und ärmlichen Hütten und versuchten uns mit einer ersten Kontaktaufnahme. Allerdings bemerkten wir sehr schnell, dass wir gringos ziemlich argwöhnisch beobachtet wurden und hielten uns dementsprechend mit viel Touristen-Knipserei zurück. Immerhin erfuhren wir von einer Ngäbe, dass das Dorf Kuermia heißt und der Fluss nicht weit weg sei. Am männlich dominierten Dorfplatz trafen wir neben den alten Herren auch den etwas auskunftsfreudigeren Medizinpflanzengärtner. Bis wir ursprünglichen Wald sehen würden, müssten wir schon sehr weit in die Berge marschieren, sagte er.

Nach der obligatorischen Schule und dem ziemlich verlassenen Medizingarten erreichten wir schließlich den breiten, aber nicht sehr tiefen Fluss. Hier erfrischten sich die Kinder beim Bad im kühlen Nass, während die Frauen die Wäsche auf den Steinen trocken schlugen. Wir entschlossen uns lieber am kühleren Flussufer weiter zu wandern und begegneten neben weiteren badenden Familien auch einem mit Steinen gebauten Kanalsystem mitten im Fluss, das vermutlich zum Fischfang genutzt wird. Beim Überqueren desselbigen verlor Christian wegen der glitschigen Steine lustigerweise einen Socken seines Gastvaters. Jedoch erreichten wir nach einer Weile wieder wohlbehalten unseren Ausgangspunkt und machten uns per öffentlichen Kleinbus wieder auf die Rückreise.

Dabei überquerten wir auch wieder die Interamerikanische Autobahn, auf der am 7. Februar tausende Ngäbe gegen die Ausweitung der Minenkonzession protestiert hatten und dabei von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen vertrieben und verletzt worden waren. Dabei ging es um die Minenreform, welche ausländischen Regierungen Investitionen in neue Minenprojekte erlaubt, und die mögliche gewinnträchtige Ausweitung der Konzession für die Kupfermine Cerro Colorado. In den folgenden Wochen konnte die panamaische Regierung durch Straßenblockaden und weitere Proteste jedoch zu Verhandlungen und zur Freilassung der damals Festgenommenen bewegt werden. Wir hoffen natürlich, dass die Proteste in Panama ähnlich erfolgreich verlaufen wie zuletzt in Costa Rica und werden das Geschehen aus der Ferne aufmerksam verfolgen.

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