Grenzwechsel

von 13 fania  

Viel zu tun, sehen, machen, denken. Es kehrt kein Alltag ein. Jedenfalls nicht so schnell, wie ich dachte. Ich muss meinen Platz im Projekt finden. Arbeiten und der Tag rast an mir vorbei. Plötzlich blitzt ein Spruch in meinem Kopf auf: Geht nicht, gibt es nicht. Den kennen wir ja dank neoliberaler Mehrheitsgesellschaft ziemlich gut. Und nun?

Ich lese in einem costaricanischen Zeitungsartikel, wie die Zukunft Europas, genauer gesagt, die Zukunft der Währungs- und Friedensunion Europa, wohl Bestand haben wird. Eher pessimistisch wird das ganze gerade gesehen. Kein Wunder: seltsame Vereinigungen in Europa am rechten Rand, Instabilität in der Ukraine, fiskalische Flickschusterei, um nur eine Auswahl zu nennen. Wieder mal Grenzen, die gemacht wurden und werden.


Wechsel

Und ich? Ich nehme Teil an einem entwicklungspolitischen Programm. Ist die Grenzziehung und Kategorisierung von Ländern im Vergleich zueinander auf Grundlage von rational angeführten Fakten, wie Bruttoinlandsprodukt und Wachstum total subjektiv? Als ob Macht und Ohnmacht auf einer Wachstumswippe säßen. Jeden Tag treffen wir Entscheidungen, die indirekt oder direkt Einfluss auf ein System haben, das wir nicht ganz durchsteigen. Kaufe ich beim Supermarkt oder beim Gemüsestand um die Ecke? Muss ich kaufen, um gut zu leben oder sehe ich, sehen wir, nur keine Alternativen dazu? Die Angst vor dem anderen Leben, vor Veränderung, vor der Aufweichung von Grenzen auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Glaube an den Wechsel wenn es mal schlecht läuft. Der Glaube an den Wechsel in der Politik, wie er ja in Costa Rica durch den Wahlsieg der Partido Acción Ciudadana (PAC) erwartet wird. PAC hat vor gut 2 Monaten die über 10 Jahre regierende Liberación Nacional (PLN)-Dynastie abgelöst und es wird gehofft, nach amerkanischen „yes, we can“ -Vorbild: „Si se puede!“ Hoffnung.


Sprung

Ich stehe mit einem nicht mal achtjährigen Kind aus einem weit abgelegenen Dorf im Supermarkt und dieses Kind möchte gerne den Preis von einem Spielauto wissen. Die durchdringende Hitze der Stadt hat mich fertig gemacht und ich stehe da und frage unsensibel: „Brauchst du das denn? Schon bald, wenn du älter bist, interessierst du dich nicht mehr dafür und dann?“ Ich bin unfair. Denn besitzen wollen, ist doch auch irgendwie eine Art des Hoffens auf ein gutes Gefühl: „wenn ich etwas besitze, dann wird alles besser!“. Das Gegenteil wäre stattdessen, etwas nicht zu besitzen und „nichts“ können wir uns eben nicht vorstellen oder es macht uns vielleicht sogar Angst. Ich bin unfair, weil ich ein Kind frage, ob es an einem Ort der Verheißung und des Überflusses sowas Überflüssiges wirklich bräuchte. Ich denke über meine Grenzen nach. Ich stehe im Supermarkt und erkenne, dass Kenntnisse einer Sprache mich nicht retten können, aber – auch außerhalb von Sprache - Verständigung notwendig ist. Ich hoffe, dass der kleine Mensch noch viele Momente in seinem Leben erleben wird, in denen die großen Menschen nichts erklären wollen/sollten, sondern ihm unmittelbar die Angst genommen wird, dass nicht zu besitzen nicht „nichts“ ist und viele Grenzen gemacht wurden, die doch eigentlich veränderbar und überwindbar sind. Wir erleben unmittelbar die Grenzen des Lebens auf der Erde im Verlust von Lebensraum, Perspektiven oder gar Hoffnung. Was bleibt da noch, außer einen mutigen Sprung über Grenzen zu wagen? Drei, zwei, eins...

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1 Kommentar

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Juhu, das geckofoto :)))
Auf jeden Fall sehr schön geschrieben und viel Stoff zum Nachdenken!


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