Die Zähmung der Wassermassen

von 13 fabian  

Einige Regionen von Costa Rica werden von einem ausgeprägten Wechsel zwischen Trocken- und Regenzeit geprägt. Auch die Finca unserer Gastorganisation "Fedeagua" liegt in einer solchen Region. Die Trockenzeit wird hier Sommer genannt, die Regenzeit Winter. Die Übergangszeiten zwischen den beiden Jahreszeiten sind nur sehr kurz, etwa einen Monat. Normalerweise sind Beginn und Ende der Jahreszeiten recht konstant: November bis April Trockenzeit bzw. Sommer, Mai bis Oktober Regenzeit bzw. Winter.

Nun trifft es sich ausgerechnet dieses Jahr, dass das Klimaphänomen "El niño" auftritt. Dieses sorgt im Moment für extreme Trockenheit und gefährdet die ausgesähten oder ausgepflanzten Jungpflanzen, falls sie noch kein tiefreichendes Wurzelwerk ausbilden konnten, um auch mehrere Wochen ohne Regen überleben zu können. Doch selbst mit guten Wurzeln ist die andauernde Sonne eine Gefahr, weil sie die jungen Pflanzen "verbrennen" kann. Die starke Hitze kann die jungen Blätter schädigen, falls zu wenig Schatten vorhanden ist oder zu wenig Wolken auftreten.


Halbfertiger Erdwall mit Holzkohle und Holzbefestigung

Zu Beginn der Regenzeit habe ich mir vorgenommen etwas gegen die Erosion durch die starken Regenfälle hier auf unserer Finca zu unternehmen. Als die ersten Regenfälle, schon sehr verpätet, kamen, wurde der Boden endlich wieder weich genug, um ihn mit einer Schaufel bearbeiten zu können. Ich wollte sogenannte "swales" anlegen: dazu habe ich kleine Gräben ausgehoben und die Erde dahinter zu Erdwällen aufgehäuft.

Die Wälle habe ich teils mit Kompost, Sägemehl, Laub oder Holzkohle vermischt, als Dünger und um den Boden aufzulockern. Pulverisierte Holzkohle, sogenannte "biochar", wurde wohl schon von Ureinwohnern im Amazonas-Gebiet verwendet, um die schwarze Wundererde "terra preta" zu erschaffen. Es wird angenommen, dass sie Holzkohle zusammen mit Speise- und Küchenresten und menschlichen Exkrementen gemischt und in den Ackerboden eingearbeitet haben. Die so entstandenen Böden haben eine unglaubliche Fruchtbarkeit und sind auch noch nach 1000 oder 2000 Jahren stabil gegenüber Erosion. Forscher versuchen heute Methoden zu entwickeln, wie pulverisierte Holzkohle die landwirtschaftlichen Böden verbessern oder regenerieren kann.


Terra Preta links und Boden, der sich normalerweise im Amazonasbecken findet

Gleichzeitig trägt sie zum Kimaschutz bei, weil sie Kohlenstoff dauerhaft im Boden speichert. Die positiven Eigenschaften auf die Bodenfruchtbarkeit beruhen unter anderem auf der großen Oberfläche der pulverisierten Holzkohle. Diese Oberfläche bietet zum einen Mikroben und Bakterien im Boden einen Lebensraum. Und diese Bodenbewohner sind entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit. Zum anderen hat die Kohle die Fähigkeit Wasser, Nährstoffe und organisches Material im Boden langfristig zu binden und für Pflanzen verfügbar zu machen. Jegliche Form von Dünger wird dadurch viel effektiver, da die Nährstoffe nicht ausgewaschen werden. Nur so viel zur faszinierenden "terra preta" als eine Methode die Welt zu retten ;)


Fertiger Erdwall mit schützender Laubschicht

Zurück zu meinen Erdwällen: ich habe sie dann mit Laub und kleinen Stöcken und Ästen bedeckt, um zu verhindern, dass Erde und Laub verweht oder weggeschwemmt werden. In die Wälle habe ich verschiedene Dinge gepflanzt, wie z.B. Ananas, Curcuma, Yuca/Maniok, wilder Koriander und Mais. Bei den folgenden - wenigen - Regenfällen hat sich gezeigt, dass die Wälle das Wasser gut aufhalten und sich zum Teil knöcheltiefe Wasserflächen davor bilden. Genau das war auch der Plan: die Wälle sollten das Wasser bremsen, damit es an Ort und Stelle in den Boden versickern kann und nicht davonfließt. Zudem wird dadurch auch all das Material, das das Wasser mit sich führt, aufgehalten und Boden, Laub etc. werden nicht weiter davongeschwemmt. Die stofflichen Bestandteile des Wassers setzen sich vor den Wällen ab, nachdem das Wasser versickert ist und tragen dadurch zur langfristigen Düngung des Bodens bei. Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist der regelmäßige Regen!


Gerüst zur Produktion von Bio-Rollen

fertige Bio-Rolle

Ebenerdiges Vergraben von Bio-Rollen

Eine andere Methode, um die Wasserspeicher-Fähigkeit des Bodens zu erhöhen, ist das Einbringen von organischem Material. Man kann zum Beispiel ein "Schwamm-Beet" anlegen: man gräbt ein großes Loch und füllt es mit Laub, Karton, Papier, Sägemehl, Holzspäne, kleingeschnittene Äste und Zweige etc. Um das Loch herum können dann verschiedene Pflanzen gepflanzt werden. Das organische Material im Loch saugt sich bei Regen wie ein Schwamm voll mit Wasser, das dann langsam an die Pflanzen abgegeben wird. Außerdem wirkt das sich mit der Zeit zersetzende Pflanzenmaterial im Loch als langfristiger Dünger. Zusätzlich können in dem Loch anfallende Pflanzenreste von Gartenarbeiten deponiert werden, ähnlich einem Komposthaufen, nur in und nicht auf der Erde. Ganz ähnlich wirken sogenannte "Bio-Rollen". Das sind "Würste", zusammengeschnürt aus Ästen und Zweigen, die zum Beispiel nach einem Heckenschnitt anfallen. Diese können beispielsweise unter Wegen im Garten vergraben werden und leiten das Wasser unterirdisch. Auch sie speichern Wasser und wirken als langfristiger Dünger. Zusätzlich machen sie die Wege weich zu gehen und verhindern, dass der Boden im Bereich der vielgegangenen Wege sich komprimiert, was sich negativ auf das Bodenleben auswirken würde.

Mehr Infos zu...

... dem Klimaphänomen "el niño": Wikipedia
... Wasserrückhalte-Wällen (swales): youtube.com (anschauliches Video auf englisch)
... "terra preta" (schwarze Wundererde): Wikipedia

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