El Niño

von 13 martin



Dürre in Guanacaste, sintflutartige Regenfälle in der Karibik. Costa Rica erlebt im Jahr 2014 extreme Wetterbedingungen. Nach einer sehr langen Trockenzeit und wenig Niederschlägen im ersten Drittel des Jahres, sah sich besonders der pazifische Westen des Landes mit einem harten "Canicula" (Hochsommer) konfrontiert. Schon im April kündigten die Indikatortemperaturen des Pazifik einen El Niño an. Anomalien beobachten die Klimaforscher auch in der Karibik. Welches Klimaphänomen ist nun verantwortlich für die Wetterkapriolen?


Peruanische Fischer und Küstenbewohner, Bauern in Ostasien und Afrika fürchten El Niño. Der Name des seit dem 18. Jh. dokumentierten Phänomens (El Niño, sp.: der Junge, das Kind) bezieht sich auf das Christuskind und ist eine Anspielung auf den Zeitraum des Auftretens der Klimaerscheinung zum Jahreswechsel.


Das Klima im tropischen Pazifikraum wird im wesentlichen von den Passatwinden beeinflusst, die das warme Oberflächenwasser vom amerikanischen Kontinent westwärts in den ostasiatischen Raum treiben. Die feuchtwarme Luft sorgt im östlichen Pazifik für die reichen Monsumregen. Auf amerikanischer Seite steigt das kalte, antarktische Wasser des Humboldtstromes an der Küste Perus und Ecuadors an die Oberfläche des Ozeans. Die nährstoffreiche Strömung bildet die Nahrungsgrundlage für Fische, Seevögel, und Robben und die Basis der Fischerei in den Anden-Ländern.


El Niño bezeichnet eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifik. Diese verursacht die Abschwächung des Humboldt-Stromes und der Passatwinde, oder gar deren Umkehrung. Die feuchtwarme Luft wird an die südamerikanische Küste getrieben und sorgt für starke Regenfälle und Überschwemmungen. Das Ausbleiben des Humboldt-Stromes zieht ein Massensterben der Fischschwärme und ein Kollaps der ozeanischen Ökosysteme nach sich. Auf der anderen Seite des Pazifik bleiben die erwarteten Regenfälle aus. Die Trockenheit erfasst nicht nur Ostasien, sondern auch den Süden Afrikas. Inwiefern El Niño auch das Klima in Europa beeinflusst, ist unter Klimaforschern umstritten.


Zur Voraussage eines El Niño beobachten die Klimainstitute - wie das Instituto Meterologico Nacional de Costa Rica (IMN) - die Oberflächentemperatur des äquatornahen Pazifik. Forscher beziehen sich dabei auf festgelegte Referenzgebiete, z. B. ie Region "El Niño 3.4" (5° N – 5°S, 120° W – 170° W). Hier verzeichneten die Meterologen ab April diesen Jahres deutlich erhöhte Werte im Vergleich zur Referenztemperatur – und schlugen Alarm.


Das mittelamerikanische Land Costa Rica wird im Westen wie im Osten durch Meere begrenzt. Das karibische Meer (Mar Caribe) auf der atlantischen Seite Costa Ricas prägt das Klima des gesamten Landes. Die nordöstlichen Strömungen aus dem atlantischen Raum bringen je nach Jahreszeit feuchte oder trockene Luft. Von Nordwest nach Südost verlaufende Gebirge (Cordillera Guanacaste, Cordillera Tilaran) fungieren als Wetterscheide, westlich dieser Höhenzüge ist der Einfluss des Stillen Ozeans größer und damit am ehesten von El Niño betroffen.


Die erste Jahreshälfte war insbesondere in den Regionen Guanacaste und Zentralpazifik von ausbleibenden Niederschlägen betroffen. Von Januar bis Mai fiel durchschnittlich etwa 30% weniger Regen als erwartet. Insbesondere in Guanacaste, ein Gebiet mit ausgeprägter Trockenzeit, führte dies zu einer schweren Dürre und Trinkwassermangel. Das IMN macht das kühle Mar Caribe für diese Erscheinung verantwortlich. So beeinflusst nicht nur ein erwärmter Pazifik sondern auch ein atlantischer Ozean mit kühlem Wasser das Wetter Costa Ricas in diesem Jahr. Nach den Prognosen des Instituts vom Mai 2014 werde der kühle Atlantik und ein El Nino in den folgenden Monaten zu sehr komplexen, schwer vorhersagbaren Wetterausprägungen führen. Insbesondere sagte das IMN eine starke, "kleine" Trockenzeit für viele Regionen Costa Ricas voraus. Der Zentralpazifik sollte demnach mit 5 – 20 % weniger Regen als üblich rechnen.



Niederschlagsverteilung


Eine kurze Trockenperiode innerhalb der Regenzeit ist in den Regionen Nordpazifik und Zentralpazifik nicht ungewöhnlich und als Canícula ("Hochsommer") bekannt. Die Ausprägung war in diesem Jahr jedoch sehr heftig. Wie von den Meterologen voraus gesagt folgten auf einem regenreichen Mai und Juni, eine regenarme Phase, die je nach Region 4-6 Wochen andauerte. An der Karibikküste war bislang von einem Canícula wenig zu spüren. Der kleine Sommer, der normalerweise im Juli und August Einzug hält, blieb wegen den ungewöhnlichen Bedingungen aus. Der klate Atlantik bescherte dem Küstenstreifen Dauerregen. Im September hat das IMN eine Entspannung angekündigt, mit 20% weniger Regen als das langjährige Monatsmittel.


Zumindest am Pacifico Central kehrte im August der Regen mit zurück. Laut Prognosen vom Juni 2014 wird die Lage in Guanacaste und im Zentralen Hochtal (Valle Central, Region der Großstädte und des Ballungsraumes San José) kritisch bleiben. Das IMN hat für die für den Monat August angekündigten Prognosen noch nicht veröffentlicht. Die Temperaturen das Pazifik jedoch sanken im Juli wieder unterhalb der Schwellenwerte. Das International Institute dor Climate and Society gibt die Wahrscheinlichkeit eines El Nino – Events mit 65 % an. Von einer schweren Klimakatastrophe spricht das Institut nicht, viel mehr ist von einer schwachen Ausprägung die Rede. El Niño trat das letzte Mal 2009/2010 auf, das launische "Kind" sucht den pazifischen Raum alle drei bis sieben Jahre heim.

Zum Weiterlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/El_Ni%C3%B1o

http://www.elnino.info

BlogNo:

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...