Die Baumfäller von El Sur

von 13 dominica  



Als Freiwillige einer Organisation mit dem Namen "Pro REGENWALD" sehen wir uns hauptsächlich als Baumschützer_innen - um so schlimmer war es, was wir bei einem Kurzaufenthalt im Korridor von Arbofilia miterleben mussten. Gerade hat eine besonders leckere und geschätzte Frucht Reifezeit auf dem Gelände der Organisation:


Mamón Chino wird sie hier genannt, im Deutschen und Englischen ist sie - wenn dann - als Rambutan bekannt und ähnelt in der Konsistenz sehr einer Litschi, schmeckt allerdings etwas süßer und kommt ursprünglich aus Malaysia. Überall an den Straßenrändern und auf den Märkten sticht die dunkelrote oder auch gelbe Fruchtschale mit ihren weichen Borsten optisch heraus und ist für ungefähr zwei Euro das Kilo zu haben.


Will man jedoch dieses Geld nicht ausgeben, so könnte man es machen, wie die vier jungen Männer auf dem Kakaofeld von Arbofilia. Dort werden die hoch wachsenden und immergrünen Bäume gerne als Sonnenschutz für die jüngeren Kakaopflanzen gesetzt und dienen zur jetzigen Reifezeit auch als Leckerei für die Freiwilligen oder Bewohner_innen von dem angrenzenden Ort El Sur. Den Freiwilligen sind in der letzten Zeit eben diese Mamón Chino Bäume gefällt und abgeerntet auf dem Boden liegend aufgefallen, sodass eine gewisse Sensibilisierung Martin hat stuzig werden lassen, als er an einem Freitag vier Männer mit Machete und einem großen Plastiksack in Richtung Kakaofeld hat gehen sehen. Schnell liefen Hermann, Martin und ich ihnen mit dem Fotoapparat bewaffnet hinterher und mussten beobachten, wie sie einen ca. 10 Jahre alten Mamon Chino Baum mit einigen Machetenhieben fällten, um ihn dann abzuernten.


Aufgebracht darüber, liefen wir schnell zu Giovanni, dem Koordinator von Arbofilia, um ihn über die Geschehnisse in Kenntnis zu setzen. Zusammen gingen wir zu den vier Männern, die über dem gefällten Baum standen und sich noch einige Mamón Chinos in den Mund schoben.


Mit viel deeskalierendem Geschick schaffte Giovanni es, die vier Männer von außerhalb anzusprechen und zu überzeugen, dass sie diese auf eingezäuntem Privatgrundstück stehenden Bäume nicht fällen müssen, um an die Früchte zu gelangen, die er ihnen auch schenken würde. Zunächst versuchten sie abmildernd uns davon zu überzeugen, dass der Baum schon umgefallen war - der mit Erde beschmierte Stumpf sah von Weitem tatsächlich nicht wie frisch gefällt aus.





Allerdings hatten wir den Fotobeweis. Dass sie unsere Arbeit als Freiwillige und seine als Vertreter von Arbofilia damit zunichtemachen und als schlechtes Vorbild dienen, ließ sie sprachlos neben ihrer Beute stehen. Beschämt schauten die vier zu Boden, entschuldigten sich kurz und kehrten gemeinsam mit uns in Richtung Dorf zurück.


Nachdem wir uns von unserer ersten Aufregung wieder etwas erholt hatten, gingen wir in Richtung Fußballplatz, denn es hat sich der tägliche Brauch mit den neu angekommenen Freiwilligen etabliert, dass um 16 Uhr von Jung und Alt in gemischten Teams gebolzt wird. Zu diesem Spiel kamen auch zwei der vier jungen Männer, die natürlich auch gleich ihren Platz in den beiden Mannschaften fanden.


Der größte Erfolg des Tages war für mich persönlich der, als gegen Ende der Partie einer der Männer zu mir kam und mich um Entschuldigung bat, für das, was oben im Kakaofeld passiert ist und versprach, nicht wieder einen Baum zu fällen. Gerne habe ich darauf seine Hand ergriffen und sehe es als eine sehr positive Erfahrung der Konfliktlösung und des Aufeinanderzugehens. Vielleicht müssen sich die Freiwilligen nun keine Sorgen mehr um die Mamón Chino Bäume machen, sicherlich aber gibt es nun vier Menschen weniger, die die Bäume fällen würden, um schnell an Arbofilias süße Früchte in der Baumkrone zu kommen. Wir als Freiwillige können aufatmen und uns weiter für den Erhalt der Bäume und dem Schutz der Natur einsetzen.

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