Zeitreise

von 14 julian

2.4 Tage, 58 Stunden, 3 480 Minuten oder 208 800 Sekunden. Das ist die Zeit, die vergangen ist, seitdem ich die Passkontrolle am Flughafen San José durchschritten habe. Doch sind 2.4 Tage und 208 800 Sekunden wirklich das selbe?

Jeder der ein wenig Kopfrechnen kann oder zumindest einen Taschenrechner in greifbarer Nähe hat, wird bestätigen können, ja 208 800 Sekunden entsprechen 2.4 Tagen. Und dennoch, für mich ist es nicht das selbe! Im Alltag verschwimmen manchmal Wochen, geleitet von Automatismen, zu einem undefinierbaren Ganzen. Im Rückblick kann nicht mehr klar differenziert werden, was geschehen ist, was man alles erlebt hat. Und so können ganze Jahre verstreichen, ohne dass wirklich etwas geschieht.

Auch hier in Costa Rica fällt es mir schwer alles zu benennen, das mir widerfahren ist. Aber nicht weil Automatismen mein Handeln und Erleben bestimmen, sondern weil ebendiese in dieser mir neuem Umgebung nicht mehr greifen und ich jede Sekunde bewusst wahrnehme. Diese Masse an bewusst wahrgenommenen Erlebnissen und Erfahrungen kann nicht in seiner Detailtreue im Bewusstsein erhalten bleiben und verschwimmt somit im Laufe der Zeit. Und dennoch ist dies eine andere Qualität von Undefiniertheit, als die anfangs genannte passive, durch Automatismen entstandene.

Weit weg sind die Tränen meiner Schwester bei der Verabschiedung am Flughafen in Deutschland, als wäre es Jahre her, und doch sind es nur etwa 3 Tage. Noch ist alles neu, aber bald werden sich wieder Automatismen einschleichen. Einige davon sind wichtig, um sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren zu können. Viele, insbesondere in zwischenmenschlichen Beziehungen, gilt es jedoch zu durchbrechen, um bewusst leben und erleben zu können.

Ein Anfang ist gemacht, ich habe hier 208 800 Sekunden und nicht nur 2.4 Tage verbracht!

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