Ein Wald voller Leben

von 14 lennart

Der Regenwald ist unglaublich laut. Einen Wald verbindet der Deutsche ja eigentlich mit Ruhe und Erholung. Für Ruhe darf man hier in Costa Rica aber nicht in den Wald gehen. Allein schon das ohrenbetäubende Zirpen der Zikaden schafft eine Geräuschkulisse, die einen das idyllische Bild in ruhiger Natur schnell vergessen lässt.

Vor allem nachts, wenn mein Fokus auf andere Geräusche nachlässt, übernimmt der Regenwald die akustische Führung. Ein Orchester aus Milliarden von Tieren (vor allem Insekten) versucht, sich gegenseitig zu übertönen und bringt mich in den ersten Tagen hier in Costa Rica schon mal um den Schlaf.


Auch die Dimensionen der Tiere hier übertreffen das Gewohnte. Hier ist alles größer. Der Wald an sich natürlich. Aber auch alles was mir hier bisher an Tieren über den Weg gelaufen ist. Und dabei ist der Wald um unsere Station herum noch nicht mal ursprünglicher Regenwald, sondern wiederaufgeforstet und noch relativ jung. Und trotzdem: Die Schmetterlinge, die einem im Wald um den Kopf flattern, haben oft die doppelte Spannweite der in Deutschland heimischen. Nachts kommt ein Nachtfalter von den Ausmaßen meiner Hand in unserer Küche ans Licht. Als wir den Bio-Abfall wegbringen, sitzt dort ein Frosch, der eigentlich aussieht wie ein Grasfrosch in Deutschland, allerdings 10x größer und selbst in beiden Händen wohl nur mit Mühe zu halten, wenn man ihn fangen würde. Gewöhnungsbedürftig sind auch die Spinnen, die sich nachts neben meinem Bett tummeln. Für costa-ricanische Verhältnisse wahrscheinlich gar nicht mal groß, aber dennoch geht man mit einem mulmigen Gefühl ins Bett, wenn man gerade eine Spinne aus dem Zimmer geworfen hat, die entfernt an eine Vogelspinne erinnert und nur ein wenig kleineres Format besitzt.


Auch die Vielfalt ist überwältigend. Bis ich die ganzen Früchte erkennen werde, die ich während der wenigen Tage hier kennen und schmecken gelernt habe, wird es noch eine ganze Weile dauern. Nur ein Bruchteil davon kann man in deutschen Supermärkten kaufen. Bei den Amphibien muss man erstmal 50 Arten oder mehr erkennen können, damit man nicht bei jedem kleinen Spaziergang etwas Neues entdeckt. In Deutschland ist das mit der Gesamtartenzahl von rund 20 Arten deutlich leichter. Und überhaupt: Auf jedem Meter (Regen)Waldweg tobt das Leben. Es schwirrt, es krabbelt, es huscht. Kein Schritt bleibt ohne neue Entdeckung, wenn man den Blick für das Kleine nicht scheut. Ich möchte wenigstens die Oberfläche dessen annähernd kennen lernen, was hier um mich herum lebt. Ob das überhaupt möglich ist, wird sich zeigen.

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1 Kommentar

Kommentar von: Klaus [Besucher]

Sehr schöner Beitrag. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich erst daran gewöhnen muss, dass eigentlich kleine Tiere hier viel größere Ausmaße haben.


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