Man hat wieder Zeit!

von 14 simon  

So, da bin ich wieder! Endlich, nach einem ganzen Monat Pause, bin ich wieder dazugekommen, mich an den Laptop zu setzten und meine Erlebnisse niederzuschreiben. Grund der Auszeit war leider die Ursache, dass Philipp und ich die letzten 3 Wochenenden zu arbeiten hatten. Aber immerhin, die bekomme ich als Urlaubstage zurück!

Zur Arbeit wieder, die ja wie bereits geschildert kein Ende fand... Mittlerweile schon seit 3 Wochen im Projekt in Guanacaste angekommen, besteht meine Hauptarbeit eigentlich größtenteils daraus, die Finca oder den Ort der Veranstaltung für Treffen vorzubereiten. Beispielsweise letztes Wochenende war ein Treffen der Partei Frente Amplio, bei der eigentlich größtenteils darum ging, interne Probleme zu schildern und zu lösen. Aber erstmal genug von dem Treffen. Um die Vorbereitungsarbeit mal grob zu schildern: dazu zählt Rasenmähen, Putzen, nach dem Putzen nochmals Putzen, Waschen (unter anderem Laken), Zuschneiden von Bäumen, Instandhaltung der elektrischen Versorgung, Mithilfe beim Kochen und das Anlegen von Drainagen zur Instandhaltung der Wege. Um diese Pläne, die mir William, mein "Auftraggeber", gegeben hat, umzusetzen, muss auch mal Arbeit verrichtet werden, wie sie von einem waschechten Pro REGENWALD-Freiwillige nunmal erwartet wird. Nämlich: Einen 20 Meter hohen Teak-Baum mit der Machete zu fällen, um einen Stamm für das Stromkabel zu schaffen.

Tja, trotz dieser Umstände ist der zukünftige Plan dieser Finca doch eher im ökologischen Sinne. Im Moment wird der vorhandene Platz noch für das Vorhaben geprüft, aber es wird mit dem Gedanken gespielt, ein Agroforstsystem auf der Finca einzurichten. Ein eventueller Sponsor für dieses Vorhaben wäre auch schon gegeben; Ziel ist es, die Finca als Vorzeigemodell von Agroforstsystemen zu verwenden.

Soweit erstmal zu meiner Arbeit auf FEDEAGUA. Nebenzu arbeiten wir noch auf einer anderen Finca, ziemlich hoch gelegen in einer Gemeinschaft namens Oriente integriert, bei einem fast 60-Jährigen namens Roger. Um diese Person mal in groben Zügen zu beschreiben: Auf die Frage, was die Gesundheit und die Arbeit macht, antwortete er: "Ja, bin heut spät aufgestanden, die Grippe von gestern Abend macht mir zu schaffen. Heute muss ich aber trotzdem ohne Einschränkungen arbeiten, es gibt viel zu erledigen." An dieser Stelle möchte ich kurz einwerfen, dass er mit diesem letzten Satz sein Soll mehr als erfüllt hat. Er mäht mit der Machete 70 Zentimeter hohes Gras, auf eine Höhe von circa einem Zentimeter. Wenn überhaupt. Ich möchte mal den Rasenmäher sehen, der das annähernd so gut in der selben Zeit wie er geschafft hätte.

Ansonsten ist Roger eigentlich eher ein schmächtiger Typ, aber er hat eine so unglaublich professionelle Arbeitstechnik, dass die Muskeln eigentlich erstmal zu vernachlässigen sind. Weder Philipp noch ich, vermutlich noch nicht mal wir beide zusammen wären so produktiv gewesen wie er alleine. Aber weiter zum Dialog: "Um wie viel Uhr sind Sie denn heute aufgestanden?" "Ja, erst um vier Uhr morgens" Kurze Pause und erstaunter Moment von Philipp und mir in diesem Dialog. "Wann stehen sie denn sonst auf?" "Um drei." Um drei. Er hat die Grippe und schämt sich, dass er erst um vier aufgestanden ist. Alles klar. Und hat dann trotz allem an diesem Tag 12 Stunden gearbeitet. Aber gut, wenn er es schafft 7 Tage die Woche jeden Tag um 9 Uhr abends ins Bett zu gehen und anschließend wieder um 3 Uhr morgens aufzustehen, bitte, Respekt dafür. Aber ich würde es nicht schaffen. Für mich ist es ja schon schwer jeden Morgen um 6 aufzustehen.

Zur Arbeit bei Roger: Aus heutiger Sicht, dem 26. Oktober, beginnt mit dieser Woche am Montag ein internationales Seminar, um das bestehende Agroforstsystem auf der Finca Rogers vorzustellen. Da im letzten Blog auch mal die Frage zu was esst ihr sonst so kam: Bei Roger gibt es jeden Tag, zu drei Zeiten am Tag, Gallo Pinto, also Reis mit Bohnen. Das kann man schon mal essen. Mal. Aber nicht drei mal am Tag, und das eine Woche lang. Keine Ahnung wie die das machen, ich brauche Diversität in meinen Tagesmahlzeiten.

Abgesehen vom Essen bei Roger kochen Philipp und ich selber. Ich muss zugeben, Philipp hat mehr Erfahrung im Kochen und mehr Rezepte auf Lager als ich, aber ich versuche so gut zu helfen wie ich kann. Weiter im Kontext mit dem Seminar: Es wird vier Tage andauern und besteht aus 30 Leuten, die aus ganz Mittelamerika dafür anreisen werden. Ziel dabei ist es, sie vielleicht selbst zu dem Gedanken zu bewegen, ein Agroforstsystem aufzubauen. Für diejenigen, die noch nicht so viel Ahnung davon haben: Es soll ein System des Regenwalds mit den verschiedenen Schichten dessen aus Nutzbäumen geschaffen werden, um einen möglichst großen Ertrag bei der höchsten möglichen Artenvielfalt zu schaffen, um Monokulturen zu verhindern und von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln loszukommen.

Zu der Frage, welche exotischen Tiere ich sonst so gesehen habe: Jeden Morgen um 4:30 in FEDEAGUA fangen die Brüllaffen an, aktiv zu werden. Über die Schönheit dieser Geräusche lässt sich streiten. Nein, eigentlich nicht mal das, es klingt einfach nur unglaublich nervtötend, vor allem um diese Uhrzeit. Abgesehen davon war ich gestern, also am Samstag, im äußeren Areal des Vulkans Poás, bei dem sich 5 Wasserfälle in die Tiefe stürzten, teilweise von einer Höhe von 40 Metern.

In diesem Park, der die Wasserfälle beinhaltet, gab es zudem riesige Gebiete, bewohnt von Tieren, die leider von diversen Menschen zuhause gehalten wurden und damit nach Auffinden dieser in Wildnis nicht mehr überlebensfähig waren. Darunter waren von den bedrohten Arten der Jaguar, der "Spider-Monkey" und ähnliche Säugetiere. Ein Vogelareal, überspannt mit einem Netz in der Größe eines Fußballfeldes, bewohnt von Tucanen und anderen tropischen Vögeln, war auch interessant anzusehen. Am Interessantesten fand ich jedoch die Kolibris, die sich allerdings nicht im Vogelhaus befanden, sondern in freier Wildbahn und mithilfe von Zuckerwasser angelockt wurden. So habe ich im Endeffekt verschiedenste Kolibris auf einer künstlichen Blüte in meiner Hand gehalten. Ein durchaus faszinierendes Erlebnis, zumal diese Kolibris so schnell mit den Flügeln schlagen, dass man wirklich mit dem bloßen Auge die Flügelschläge nicht verfolgen kann.

Selbst einen Pfeilgiftfrosch habe ich zu Gesicht bekommen. Eigentlich gab es alles an Wirbeltieren, abgesehen von Fischen. Zudem gab es noch ein Insektenhaus mit Schmetterlingen und anderen Insekten. Also an sich kann ich getrost sagen, dass ich mittlerweile schon recht viele tropische Tiere zu Gesicht bekommen habe.

Und ich freue mich natürlich riesig, dass mein letzer Eintrag von ein paar Personen gelesen wurde, und hoffe, dass ich in nächster Zeit wieder öfter zum Schreiben komme.

Also dann, bis zum nächsten Mal, kommentiert schön weiter, dann kann ich auch wieder Fragen beantworten, und viele Grüße aus im Moment meinem freien Wochenende rund um San José!

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