Arbeit auf der Feria in San Ramón

von 14 alice

Da ich ja schon mal angefangen hatte, von meiner Arbeit zu berichten, möchte ich dass jetzt gerne fortführen. Die Arbeit auf dem Feld und mit den Kühen ist immer noch das, was ich hauptsächlich mache, doch haben sich mittlerweile auch noch viele andere Arbeitsmöglichkeiten ergeben. So gebe ich manchmal Nachhilfe in Englisch oder Spanisch, helfe beim Kochen oder Einkaufen, arbeite in der Zuckerfabrik und habe jetzt auch angefangen, im Rathaus von San Ramón mitzuarbeiten.


Küche in Hochbetrieb

Alle drei Wochen darf ich jedoch auch bei der Feria in San Ramón mithelfen, wo die Frauen der Frauengruppe meiner Gastmama selbstgemachtes Essen verkaufen. Jede Woche sind 2 andere Frauen an der Reihe, die aber immer das gleiche verkaufen müssen. Wir fangen meistens Donnerstag an zu backen, damit Freitag mittag alles fertig ist, wenn wir so gegen 11 zur Feria fahren.


Hier entsteht - für mittelamerikanische Verhältnisse - leckeres Brot

mehr Backwaren

Ich habe zumindest schon einmal mitgeholfen, das Brot zu backen. Das ist ein süßes Brot mit viel Hefe (sowas wie Vollkornbrot kennen die hier ja eh nicht), das wir auf Bananenblättern backen. Auch machen wir Tamales, in Bananenblätter eingewickelte Taschen aus Massa (schmeckt etwa wie Klosteig oder Kartoffelbrei) mit Gemüse oder Bohnencreme in der Mitte, die über dem Feuer gekocht werden. Rosario (meine Gastmami) macht immer einen sehr leckeren Milchreis, der fast komplett aus Kondensmilch und sehr süßer Sahne besteht. Dann fehlen nur noch die Toronja und Bizcocho.


es gibt einiges zu tun

Toronja ist eine etwa melonengroße Frucht, die hier auf Bäumen wächst. Normalerweise schmeckt sie ziemlich bitter, deswegen kocht Rosario sie mit ziemlich viel ziemlich süßem Sirup ein, damit sie am Ende komplett nach diesem Sirup schmeckt. Bizcocho sieht aus wie ein Blechkuchen, ist aber salzig und besteht fast nur aus Käse. Soweit ich das mitbekommen habe verwendet man auch nur Käse, Frischkäse, Butter und streut nochmal anderen Käse oben drauf. Schmeckt gut, aber sehr käsig.

Nachdem das alles vorbereitet ist, bestellen wir uns immer ein Taxi um Freitagmittag zur Feria zu fahren. (Wir haben nämlich wenig Lust, das ganze Essen erstmal eine halbe Stunde zu Fuß zur Bushaltestelle zu schleppen und dann ne Dreiviertelstunde damit im überfüllten Bus zu fahren, bis wir dann, in San Ramón angekommen, nochmal eine viertel Stunde damit zur Feria laufen müssten.) Also nehmen wir das Taxi (was nur leider ziemlich teuer ist), holen auf dem Weg noch eine Freundin ab, die immer mit Rosario zusammen arbeitet, und fahren zum Gelände der Feria.

Dort sind 2 große Planen als Dächer gespannt und die Leute bauen untendrunter in zwei Reihen ihre Stände auf. Auch wir bereiten zuerst einmal alles vor, schleppen einen Gaskocher an und schieben die Tische zurecht. Dann (nachdem wir natürlich eine kurze Kaffeepause eingelegt haben), legen wir die Ware auf den Tisch (neben den Tamales, Bizcocho, Milchreis und Brot auch noch Cajetas (kleine süße Tafeln aus Milch, Kokos und viel Zucker), Dulce (vom Zuckerrohr) aus der Zuckerfabrik, wo ich manchmal arbeite und Tamal asado (etwas Kuchenähnliches). Alles, was wir die Woche nicht gemacht haben, hat die Freundin zuhause vorbereitet. Manchmal wechseln sich die beiden auch ab, damit nicht jeder immer das gleiche kochen muss.


Verkaufsstand auf dem Markt

Am Anfang stand ich immer am Stand und war ziemlich überfordert wenn Leute gekommen sind und etwas wollten, da ich einerseits nicht wusste, wie die Sachen heißen (geschweige denn, was das überhaupt ist) und natürlich auch nicht wusste, wieviel das kostet. Aber nach einer Weile konnte ich mir das alles dann doch ziemlich gut merken (wird eigentlich alles für umgerechnet 1,50€ verkauft). Später haben wir auch noch eingefrorenes Picadillo aufgewärmt und Tortillas dazu gemacht, was die Leute dann mittags essen konnten. Ich habe dann auch die Aufgabe übernommen, Prestiños in Fett zu braten und zu verkaufen. Die bestehen aus einem dünnen Teig, der komplett frittiert wird und sind am Ende etwa tellergroß. Dazu füllen wir immer ein bisschen Zuckerrohrsirup ab, den die Leute dann (wenn ihnen dass noch nicht fettig genug ist) noch darauf schütten können. Schmeckt nicht schlecht, allerdings konnte ich, nachdem ich einen davon gegessen hatte, an dem Tag nichts anderes mehr essen.

Und während dann alles vor sich hinkocht und ab und zu ein paar Leute (zum quatschen oder kaufen) vorbeikommen, packen wir die Brote und den Bizcocho in Tüten ein, ebenso wie die Toronja. Klar hält sich das Essen so länger, aber trotzdem ist es etwas schade, dass alles hier immer erst 3 mal in verschiedene Tüten eingepackt werden muss, damit die Leute das kaufen. Und das sieht man dann auch an den Straßen, die leider häufig voller Müll sind.

Alle 2 Stunden wärmen wir uns dann etwas zu Essen auf (entweder von dem Essen, was wir verkaufen, oder aber etwas, was wir mitgebracht haben) und trinken natürlich Kaffee dazu. So lässt es sich auch ganz gut bis abends um 8 Uhr aushalten, zumal man dort eh relativ schnell neue Leute kennen lernt und sich auch gerne mal zu anderen Ständen mit dazusetzen kann. Die Feria ist auch immer ein Treffpunkt für die Hausfrauen aus der Gegend, um sich mal wieder auszutauschen. Natürlich bin ich auch ein paar mal losgezogen, um mir die Stände der anderen Leute anzuschauen und auch ein bisschen Obst für die Familie zu kaufen. Hauptsächlich wird dort Obst und Gemüse verkauft, einige Stände bieten auch Käse, Joghurt oder etwas zum dort Essen (wie Eis oder Tortillas) an. Insgesamt herrscht ein sehr entspanntes Klima, die Leute haben immer Zeit, sich zu unterhalten und Hektik existiert praktisch nicht.

Jedoch ist es auch ein harter Job. Wir verkaufen bis um 8 Uhr abends, bauen dann ein bisschen ab, fahren mit dem Taxi nach Hause und am nächsten Morgen frühs um 6 wieder los, um bis mittags weiter zu verkaufen. Am Ende wird noch am Platz das Geld gezählt. Im Schnitt nehmen sie so etwa 250€ ein, wovon man aber die Taxifahrt, die Kosten für die Standmiete und die Ausgaben für die Zutaten noch abziehen muss. Das, was dann übrig bleibt, wird unter den beiden Frauen aufgeteilt, und ist sicher nicht viel. Ich weiß nicht ob sich der ganze Aufwand wirklich lohnt oder ob sie das nicht hauptsächlich nur zum Spaß machen, weil es eine Abwechslung zum Alltag darstellt. Zumindest freut sich Rosario schon immer ab Montag auf die Feria am Freitag. Und ich mich mittlerweile auch.

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1 Kommentar

Kommentar von: Karla [Besucher]

Dann hast du ja einen recht abwechslungsreichen Alltag :)
geht ihr jede Woche zur Feria?


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