Black Friday

von 13 dominica  


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Durch die Straßen von Cartago gehend viel mir ein Begriff ins Auge, der an fast allen Geschäften derzeit zu finden ist: Viernes Negro oder Black Friday. Meine ersten Gedanken waren ein gesellschaftskritischer oder gar kirchlicher Hintergrund dieses Schlagwortes, schließlich ist Cartago eine Hochburg des katholischen Glaubens in Costa Rica. Die Basilica de los Ángeles und die darin beheimatete Staatsheilige, die liebevoll La Negrita genannt wird, wären in Frage kommenden Assoziationen.

Die dem Begriff folgende Ziffernabfolge, die auf einen Preisnachlass schließen ließ wie 10%, 13%, 20% oder dem Lockruf, dass heute alles billiger sei, deuteten aber auf einen ganz anderen, kommerziellen Hintergrund hin. Aber warum heißt ein Kaufevent Schwarzer Freitag?

Also befragte ich das Internet und musste feststellen, dass das mir bisher unbekannte, aus den USA stammende Verkaufskonzept in anderen Ländern Amerikas bereits fest etabliert ist. Auf Facebook - das wichtigste Informationsmittel unter den Peers - sprangen mir Rabattangebote für den Black Friday entgegen und auch die ersten Deutungen und Kritiken ließen nicht lange auf sich warten. Ein Eintrag in einer Facebook-Gruppe wollte die Begriffsherkunft so deuten: Der Tag nach Thanksgiving wäre von den Sklavenhändlern genutzt worden, um ihre Ware günstig für die Feldbestellung vor Wintereinbruch anzubieten. Ein anderer Eintrag spricht von der Terminologie schwarz in Anlehnung an die schwarzen Zahlen die von den Geschäften erst an diesem Tag des Jahres geschrieben würden oder dass die Finger der Verkäufer_innen an dem Abend dieses Tages schwarz vom Geldzählen wären.

Die meisten Zeitungen einigen sich auf die Erklärung, dass am Black Friday, in den USA ein Brückentag nach dem Thanksgiving-Fest am letzten Donnerstag im November, ein Verkaufschaos herrschte. Die Menschen nutzten, so weiter die Erklärung, diesen für viele freien Tag, um die Weihnachtseinkaufssaison einzuläuten. Die Folge waren verstopfte Straßen, Einkaufsmeilen, Geschäfte und dementsprechend viel Gewalt und Polizeieinsätze. Daraufhin führte, so die Legende, die Polizei von Philadelphia 1966 diese Terminologie ein [1] - ganz klar eine negative, ist doch schwarz im Globalen Norden kulturell determiniert als eine Farbe für Trauer und das Böse.[2] Der Börsencrash von New York 1929 wird beispielsweise gemeinhin als ein solcher schwarzer Freitag bezeichnet (auch wenn es in den USA noch Donnerstag war und daher das Phänomen als Black Thursday in den Geschichtsbüchern notiert ist.[3] Doch der Handel übernahm diese Strategie, führte Werbekampagnen durch, um den Schwarzen Freitag zu einer positiven, einer konsumistischen Deutung zu verhelfen.


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So unklar wie die Wortherkunft erscheint, so deutlicher ist die Funktion dieses Tages in der heutigen Zeit: Ankurbeln des Konsums. Seit 2005 ist dies der Tag mit den höchsten Verkaufszahlen in den USA. Einige Geschäfte haben dort schon in den Morgenstunden geöffnet, um den erwarteten Andrang zu bedienen. Auch die Online-Verkäufe steigen bei großen Händlern an und werden zuweilen auf die gesamte Woche ausgedehnt - auch in Deutschland, wo Amazon die Cyber Montag Woche ausruft und ebay das WOW-Wochenende feiert. 2006 hatte erstmals Apple den Black Friday in Deutschland ausgerufen; es wird erwartet, dass sich auch dort der Trend ausweitet. [4]

Und so findet sich auf der Facebook Seite neben vermeintliche Rabattaktionen und Sonderangeboten ebenso die konsumkritischen Einträge, Aufrufe, nicht an diesem Kaufevent teilzunehmen oder auch die Warnung, sich von angeblichen Rabatt- und Schnäppchenaktionen nicht verleiten und vom Kapitalismus nicht verführen zu lassen. Und doch füllen sich allerorts die Geschäfte in Cartago, in den Malls und im Internet, um vielleicht günstig erste Weihnachtsgeschenke zu erwerben....


Quellenverzeichnis (alle abgerufen am 28.11.2014):
[1] Amadeo, K. http://useconomy.about.com/od/demand/f/Black_Friday_Name.htm
[2] Lehmann, Beat (1998): ROT ist nicht >>rot<< ist nicht [rot]. Eine Bilanz und Neuinterpretation der linguistischen Relativitätstheorie. Gunter Narr Verlag: Tübingen, S. 127/128.
[3] http://www.sueddeutsche.de/geld/historische-crashs-schwarze-tage-wenn-es-an-der-boerse-kracht-1.1128390-2
[4] http://www.focus.de/digital/black-friday-kaufrausch-a-la-usa-was-ist-der-black-friday_id_4309472.html

Abbildungsverzeichnis - gepostete Bilder in der Facebook Gruppe Foro CR
[1]https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10152623897486715&set=a.10150755181841715.420147.601531714&type=1&theater
[2]https://www.facebook.com/photo.php?fbid=816817285023690&set=gm.337396156447060&type=1&theater

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2 Kommentare

Kommentar von: Tabea [Besucher]

Ist ja verrückt…von diesem Event hab ich auch noch nie gehört. Bisher kannte ich den Begriff auch nur im Zusammenhang mit dem Börsencrash und es klingt wirklich merkwürdig in meinen Ohren des globalen Nordens, dass der schwarze Freitag ein Shopping-Event sein soll…

Kommentar von: Karla [Besucher]

ich auch nicht… ist aber vielleicht auch besser ;)
Hast du dich an dem Tag in die Mall getraut? ;)


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