Die konstruktionsfreudige Trockenzeit hat begonnen

von 14 simon  

Einen Monat ist es nun grob her, dass man seine Uhr noch nach den pünktlichen Nachmittagsregenfällen richten konnte. Hier in Guanacaste wird es nun mit der Zeit deutlich wärmer und trockener; Mittagstemperaturen von 35 Grad Celsius sind nichts besonderes. Damit wurde mir auch erklärt, dass die Aufgaben wie Bäume beschneiden, Rasenmähen, generell die Arbeiten mit Grünflächen eher zurücktreten werden und man sich mehr mit der Konstruktion benötigter Objekte beschäftigt, unter denen in meinem Fall ein Erdschutzwall und mehrere Tische zählten, beziehungsweise die Tische in naher Zukunft noch zählen werden. Ein kommendes Großprojekt über die Trockenzeit soll die Instandsetzung der Herberge werden.

Doch zunächst zu dem Erdschutzwall: Ungewohnt spontan kam letztens William, mein Projektleiter, auf mich zu und teilte mir mit, dass noch 8 Säcke Zement, teilweise schon geöffnet, in der Herberge liegen und dringends auf ein Bauvorhaben warten, bevor sich Klumpen daraus bilden. Okay, gut, angesetzt für den nächsten Tag. Alles in allem früh losgelegt, an einem Tag sollte der Wall schließlich stehen. Der Anfang meiner Arbeit bestand darasus, einen 125-Liter-Tank von der Wasserstelle mithilfe 19-Liter-Kanister mit Wasser für den Mischprozess zu befüllen. Nach siebenmaligem Gehen über circa 50 Meter war der Tank dann vollgefüllt. Erste belastende Aufgabe des Tages.

Dann folgte die Suche nach geeigneten Brettern, um einen Füllkörper zu bauen. Das war schonmal gar nicht so leicht wie gedacht. Nach anfänglichen Bemessungsfehlern stand das Gerüst nach knapp zwei Stunden (die Dimensionen sind hierbei auf dem Bild zu erahnen) und wurde dann vor Ort nochmals auf die richtigen Maße zugeschnitten. Zum Glück war es nur zu lang bemessen. Ein zu knappes Gerüst hätte mich sicherlich anderthalb Stunden weitere Arbeit an einem neuen Gerüst gekostet.


Dann hieß es Zementsäcke schleppen. Ich weiß nicht, wer schon einmal diese Torturen von 50 Kilogramm tragen durfte, und das bei einem Eigengewicht von 60 Kilogramm. Jedenfalls ging William erst einmal ganz lässig ans Werk, stämmte den 50-Kilogramm-Koloss auf seine Schultern und marschierte damit, nicht wirklich in seiner Geschwindigkeit beeinträchtigt, den circa 100 Meter langen Weg zur Mischgrube hinüber. Ich sah ihm nur ungläubig hinterher und versuchte erst garnicht, die gleiche Technik zum Tragen zu Benutzen. Also meinen 70-Liter Deuter-Rucksack zu Hilfe gezogen und los ging es. Zementsack in den Rucksack, nach 2 Anläufen habe ich es dann geschafft aufrecht stehen zu können und in Richtung Mischplatz zu wanken. Nachdem also der erste Sack Zementpulver zu Zement angerührt worden war und anschließend in das Gerüst gegossen wurde, zweifelte William an der Stabilität des Gesamtprojekts. Die Lösung darauf: Steine in den Zement einbringen. Also wurde ich wieder zum Schleppen geschickt, dieses mal circa faustgroße Steine. Nachdem ich davon wieder am Tag um die 50 angetragen hatte, war der Wall dann endlich um 5 Uhr abends fertig.


Nicht ganz so belastend hingegen waren die Tische, wobei es doch nicht simpel war, diese eben auszurichten. Also angefangen mit dem Sägen von Teakholz, das noch überschüssig aus einem anderen Bauprojekt war, um die Stämme zu schaffen. Diese Stämme mussten dann zunächst glatt mit der Kreissäge gesägt werden, welche erstmal die zähen Holzfasern kaum vernünftig durchtrennen konnte und nach jedem Durchgang 5 Minuten Kühlungspause für das Sägeblatt in Anspruch nahm. Keine deutsche Qualitätsware, so aus Williams Mund. Dennoch nach einer Weile fertiggestellt wurde im nächsten Schritt ein 40 Zentimeter tiefes Loch durch das Fundament aus der Erde gehoben, um den Stämmen einen guten Halt bieten zu können. Auf die Frage, woher die Baumscheiben alias Tischplatten kommen, so meinte William, er habe sie auf der Straße gefunden. Das wäre auf jeden Fall einmal nachhaltiges Recycling! Dem folgend wurde ein Kreuz in die Auflagefläche des Stammes geschnitten, um eine Art Schiene für die Tragestrebe zu schaffen. Diese Strebe sollte zur Stablisierung des Tisches dienen und verlief in 4 Richtungen, vom Stamm als Mittelpunkt ausgehend, um ein Wackeln zu verhindern. Letztendlich wurde dann noch die Stütze des Hausdaches miteinbezogen, um die ganze Sache noch fester zu gestalten. Dieser einer Tisch steht bereits, über die Fläche der Terasse sollen zwei weitere folgen.


Weiter im Kontext mit dem angesprochenen Großprojekt: Die Herberge ist im Moment von mehreren Termitenstämmen befallen. Um dieses Problem zu lösen, müssen natürlich angefressene Holzbretter ausgetauscht, aber auch die Nester der Termitenvölker beseitigt werden. Diese befinden sich meist in 3 bis 10 Metern über dem Boden und um an diese zu gelangen, muss natürlich auf den Baum geklettert werden, um die Stämme, die zum Sitz des Nestes beitragen, abzusägen. Bei dem dargestellten Riesennest waren es insgesamt 4 durchzusägende Stämme auf einer Höhe von ungefähr 8 Metern. In dieser Höhe zu Sägen ist gar nicht so einfach. Aber da ich mir mit meiner Größe von 180 Zentimetern und meinem Gewicht beim Klettern nunmal deutlich einfacher tue als der Rest, blieb die Aufgabe wohl an mir hängen. Also hinauf, stabilen Stand suchen und lossägen. Nach circa 10 Minuten waren alle Stämme durchgesägt, bis auf den haupttragenden Stamm, bei dem noch ungefähr 2 Zentimeter zu sägen waren. Bei solch heftigen Eruptionen im Baum werden die Termiten natürlich aufgeschreckt, weswegen mit dem Restdurchschnitt noch gewartet wurde, bis sich diese wieder beruhigt und sich ins Nest zurückgezogen hatten. Dann volle Anstrengung und durch das Holz gesägt so schnell es ging. Unten am Boden nach dem Aufprall des Nestes wurde dieses sofort in das Feuer, das zu diesem Moment schon gut Glut besaß, gezogen und verbrannt. Da das Nest aus ultrafeinem, von den Termiten zerkauten Holz erbaut wurde, brannte es nach kurzer Weile in der Glut stark. Nicht gerade die freundlichste Art, ein ganzes Volk auszulöschen, aber die Kostengünstigste und damit aus ansässiger oder zumindest Williams Sicht die Effektivste.

Was in naher Zukunft kulturell noch kommen wird, ist das "Festival de la luz", Festival des Lichts zu Deutsch. Welche Besonderheiten dieses mit sich bringt und warum es von dazu befragten Leuten so hoch gelobt wird, werde ich in meinem nächsten Blog erläutern! Doch bis dahin werde ich erstmal die immer stärker werdende Hitze der Trockenzeit Guanacastes erleben.

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4 Kommentare

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Kommentar von: Fabi J. [Besucher]  

Hi Simon,
von wegen auf der Straße gefunden!!!
Die haben wir in schweißtreibender Arbeit vom Nachbar Johnny (den Feldweg hinter Williams Haus entlang nach links) auf das FEDEAGUA-Gelände geschleppt! Dass daraus nun tatsächlich Tische werden, ist ja kaum zu glauben =) Wurde der alte Esstisch inzwischen entfernt? Oder esst ihr jetzt an den Stehtischen? Hat eigentlich die “Escuela de formacion politica” schon begonnen?
Beste Grüße, Fabi (Okt 13 bis Juni 14 in Fedeauga)

Kommentar von: Karla [Besucher]

klingt ja echt anstrengend deine Arbeit…. aber auch abwechlungsreich :)
Wozu genau dient der Wall?

Kommentar von: Simon [Besucher]

@Fabi: Dann hat uns William entweder angeschissen oder er wusste es selbst nicht mehr… Aber danke für die Baumscheiben, mittlerweile stehen 3 in dem überdachten Außenbereich, an denen wir auch täglich essen! Der alte Esstisch steht nun in der Küche drin, um auch mal für die Computerarbeit dienen zu können.

@Karla: Der Wall ist ein Schutzwall, der verhindern soll, dass Erde beim Passieren mit einem Fahrzeug beim Einfahren auf das Grundstück in den Straßenkanal rutscht und somit nicht bei Regenfällen den Abfluss verstopft, beziehungsweise die Einfahrt weiterhin passierbar bleibt und nicht in den Straßengraben rutsch


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