Widersprüchlichkeiten (2.Teil): Lebensmittel – zu kostbar für den Mülleimer

von 14 sarah

In meinem letzten Blog habe ich ausführlich über das Thema Wassermangel, die Verschwendung von (Frisch-) Wasser sowie in diesem Zusammenhang über die Wichtigkeit des kostbaren Guts berichtet. Während meines bisherigen Aufenthaltes in Nicaragua sind mir aber ebenso Gegensätzlichkeiten im Umgang mit LEBENSMITTELN aufgefallen.

Nicaragua gehört zu den ärmsten Ländern der Welt (In Lateinamerika ist Nicaragua heute nach Haiti sogar das zweitärmste Land). Nach meinem Verständnis müsste daher der Umgang mit Rohstoffen, in diesem Fall Nahrungsmitteln, sehr feinfühlig sein. Ganz in dem Sinne „Wer wenig hat, der teilt es sich gut ein“, bin ich blauäugig davon ausgegangen, dass das „Essen“ einen sehr wichtigen Stellenwert für die Menschen hier hat.


Ajote in Honig

In der Zeit in der ich in meiner Gastfamilie wohnte, musste ich jedoch erfahren, dass es auch in einem sehr armen Land Bevölkerungsschichten gibt, die über genügend Geld verfügen um sich nahezu alles leisten zu können. Dies beinhaltet sowohl den täglichen Verzehr von Fleisch, als auch einen gewissen Überfluss.


Gallo Pinto

Letzterer zeigte sich vor allem nach den Mahlzeiten. Immer wieder blieben Reste von Gallo Pinto, Reis, Gemüse oder sogar mal Fleisch auf den Tellern liegen. Immer wieder wurden Teile von den Vormahlzeiten trotz essbarer Qualität später entsorgt. Der Grund hierfür ist zumeist der, dass dieser nicht für die ganze Familie reiche. Ich musste auch die Erfahrung machen, dass mitunter „Fastfood“ gekauft wird, trotz dessen noch genügend Reste übrig sind. Insgesamt kommen bei der 5-köpfigen Familie in ca. drei Tagen ein Essensüberschuss in der Größe eines 5-Liter-Eimers zusammen.

Zwei Lichtblicke gibt es jedoch für mich: Zum Glück scheint es nicht bei allen Familien so zu sein. Mein Mitfreiwilliger wohnt in einer Gastfamilie, in der es häufiger schlichtes Essen und weniger Fleisch gibt. Seine Erfahrungen bezüglich des Stellenwertes von Essen sind bessere. Er habe bisher noch nicht erlebt, dass Lebensmittel weggeworfen werden. Ein zweiter kleiner Lichtblick ist der, dass in meiner Familie die Essensreste wenigstens separat gesammelt und von einem Bauernjungen für die Tiere abgeholt wird. Sie gehen also nicht verloren, sondern bleiben dem Rohstoff-Kreislauf erhalten.


Traditionelles Kochen an offener Feuerstelle, Foto: Julian B.

Eine sehr positive Erfahrung habe ich jedoch schon im Bereich der Gastfreundschaft gemacht. Egal wie viel oder wenig eine Familie besitzt... die Menschen in Nicaragua sind so freundlich, dass sie auch ihre letzte Schüssel Gallo Pinto (Bohnen mit Reis) mit ihrem Gast teilen würden. Zeitgleich wird dafür keinerlei Gegenleistung erwartet - egal wie arm oder reich ihr Besucher ist, egal ob er oft kommt oder nicht. Möchte man sich für diese Gastfreundschaft revanchieren, kann man dies eigentlich nur über das Mitbringen von kleineren Gefälligkeiten wie Früchten oder etwas selbst Gekochtes tun.

Die Menschen hier in Nueva Guinea (vor allem die, die weniger besitzen) sind so liebenswert, dass jedes Essen oder Treffen eine kleine Reise zum Herzen ist. Es wird viel gelacht, gescherzt und auch liebevolle Berührungen gehören zum Alltag. Ich würde mich freuen, wenn diese bedingungslose und sehr herzliche Gastfreundschaft in Deutschland ebenfalls zum Alltag werden würde.

BlogNo:05

2 Kommentare

Kommentar von: Karla [Besucher]

Hey :)
ich hab da eine Frage zum Bild: ist Ajote ein Obst oder ein Gebäck?
sieht für mich nämlich nach einer Mischung aus beidem aus ;)
Liebe Grüße,
Karla

Kommentar von: Sarah [Besucher]

Ayote ist ein Kürbis den man hier im Bild mit einer Art Zucker schmilzt und sozusagen einkocht.
Schmeckt seeehr lecker. Und heißt “Ayote en miel.


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