Weihnachten in Costa Rica - ein Fest der Familie

von 13 dominica  

Weihnachten ist hier in Costa Rica wie dort in Deutschland vor allem eins: Ein Fest der Familie. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur einen Einblick und Ausschnitt in das Weihnachten meiner großen Gastfamilie in Cartago geben. So konsumistisch wie ich die Vorweihnachtszeit erlebt habe (siehe Blogbeitrag Todo navideño), so familiär und herzlich erlebe ich den Heiligen Abend und Weihnachten.

Im Vorfeld waren viele Vorbereitungen zu tätigen, so wurden pro Kernfamilie ca. 100 Tamales gekocht und gemeinsam mit unserer Gastmutter Lorena und zwei ihrer Enkel halfen Fania und ich gut 30 Weihnachtskuchen zu backen. Da die Tamales eine sehr traditionelle Speise in der Vorweihnachtszeit sind, jedoch Fleisch beinhalten, wurden Fania und ich als Vegetarierinnen sehr bedauert, dass wir an dieser Tradition nicht teilhaben können. Überhaupt wurden wir immer wieder bekümmert gefragt, wie unsere Familien und wir das aushalten könnten, an Weihnachten getrennt zu sein und das herzliche Versprechen, dass dieses Weihnachten unsere Tico-Ersatz-Familie mit uns feiern wird. Daher war es sowohl für Lorena als auch für eine ihrer Schwestern sehr wichtig, dass wir gemeinsam noch eine vegetarische Version kochen, was wir dann auch an einem Wochenende - Tamales kochen ist eine tagesfüllende Aufgabe - vor Weihnachten nachholten.


Foto: Fania - Kokosmakronen frisch aus dem Ofen

Zwischenzeitlich haben wir uns mit Lena und Marit getroffen, um deutsche Weihnachtsplätzchen zu backen, damit wir alle jeweils für unsere Gastfamilien und Freunde eine originelle Kleinigkeit zum Verschenken haben. So wurden in circa 8 Stunden Teamarbeit große Mengen von Kokosmakronen, Vanillekipferl, Zimtsternen und Lebkuchen hergestellt. Während die Zutaten für Kokosmakronen und Zimtsterne noch sehr einfach zu besorgen waren, mussten wir bei den Vanillekipferln schon etwas kreativer werden und auf Alternativen zurückgreifen: die Vanilleschote wurde durch ein Vanille-Alkohol-Gemisch ersetzt und die Mandeln mussten erstmal im Mixer klein gemacht werden. Den Lebkuchen konnten wir nur dank von Marit und Lena mitgebrachten Gewürzpackungen realisieren. Die Resultate waren aber sehr lecker und kamen auch bei den Bedachten sehr gut an - jede und jeder wollte von den deutschen Keksen probieren und es wurde ein richtiger Spaß und Wettkampf daraus, die Namen der jeweiligen Plätzchen nachzusprechen und zu erinnern.


Buntgeschmückter Baum

Das Aussuchen von dem richtigen Geschenk spielt eine wichtige Rolle in der Vorweihnachtszeit. Eltern und Großeltern besorgten viele kleinere und größere Geschenke - auch Fania und ich fanden von unserer Gastmutter Lorena ein Geschenk unter dem Baum: den Klassiker Socken und Unterwäsche. Apropos Baum: Für diejenigen, die sich an dieser Stelle wundern welche Art von Baum da wohl geschmückt in einem costa-ricanischen Wohnzimmer stehen könnte, sei gesagt, dass auch hier in dem gemäßigteren Klima von Cartago immergrüne Zypressen wachsen. Diese können genauso wie in Deutschland gekauft werden, sie werden auf einer Holzkonstruktion befestigt und in Form getrimmt bevor sie zum Verkauf dargeboten werden. Viele Familien schwören aber auch auf den alljährlich einsetzbaren Plastikbaum, der bereits geschmückt daher kommt.


Krippe, hier noch ohne Jesuskind

Ein weiterer wichtiger Bestandteil für das Weihnachtsfest unserer Gastfamilie ist die Weihnachtskrippe. Diese wird ebenso zeremoniell einige Tage vor Weihnachten von den Familienmitgliedern im Wohnzimmer oder Vorraum aufgebaut wie der Weihnachtsbaum geschmückt wird. Das Jesuskind kommt jedoch erst am 25.12. um Mitternacht in die Krippe.

Der 24.12., der Heilige Abend selbst, erwies sich in unserer großen Familie quasi als netter Stationenlauf. Nachdem wir schnell noch unserer Gastschwester halfen, die letzten Geschenke zu verpacken, ging es, fein herausgeputzt, zum Gastbruder und seiner Familie. Es gab viel leckeres Essen und der Hausherr stellte sich nochmal schnell selbst an den Herd um uns überaschenderweise entpuppend als Vegetarierinnen noch schnell ein leckeres Gemüseomelette mit Tortilla und Tomaten-Pilz-Salsa zuzubereiten. Nicht, dass wir schon vorher gut gesättigt durch Salat, Avocado, Chips und Bier waren. Nach einem netten Beisammensein und Gruppenfoto ging es zur nächsten Station, der Mutter unserer Gastmutter. Auch dort gab es wieder Leckereien wie Bruschetta, eine Kochbananen-Käse-Tarte, Nachos mit Käsedip und einen guten Schluck eines sehr teuren Tequilas. Danach beteten die um Mitternacht verbliebenen Gäste vor der Krippe einen Rosario und betteten das übergroße Christkind in seine Krippe vor den Figuren von Maria und Joseph. Obwohl wir schon etwas müde waren, ging es weiter zur dritten Station: Einer Schwester unserer Gastmutter und ihrer Familie. Auch dort gab es wieder schmackhafte Köstlichkeiten. Obwohl wir wirklich schon sehr satt waren, aßen wir auch hier noch ein paar Kekse und einen Apple-Pie mit Vanilleeis. Außerdem gab es noch "vino caliente" - fast Glühwein. So fielen wir dann gegen 2:30 müde und gut gefüllt ins Bett.


Foto: Fania - Pferdestall und Hundeasyl

Am nächsten Morgen aßen wir - ganz weihnachtlich - eine Piña, also sozusagen ein geschnürter Doppelpack, Tamales zum Frühstück und tauschten unsere kleinen Geschenke mit Lorena, unserer Gastmutter, aus. Danach brachen wir zu einem "Weihnachtsausflug" zu einem Pferdestall und gleichzeitigem neuem Zuhause von ungefähr dreißig ehemaligen Straßenhunden Cartagos auf. In dem Stall steht das Pferd Zeus unserer Gastbruders und dieses musste gebadet werden, weswegen er nicht nur viele streichelnde Hände, sondern auch Flüssigseife mitbrachte. Besonders die vielen Hunde hatten es uns angetan: Verschiedene Größen, Farben und Eigenschaften wuselten uns entgegen, die aber alle glücklich wirkten, in einem großen Areal frei leben und trotzdem Menschen um sich zu haben, die sie liebkosen konnten. Nachdem Zeus dann gewaschen war, kehrten wir wieder zurück, um den 1. Weihnachtsfeiertag weiter zu begehen.

Zunächst ging es zu einer Tante von unserer Lorena, danach zur Gastschwester und ihrer Familie. Das Wichtigste war, dass gemeinsame Beisammensein, etwas zu essen und sich auszutauschen. Am nächsten Tag machte sich ein Großteil der Familie zu einer weiteren Weihnachtstradition auf: Es ging an den Strand, um gemeinsam am Wasser und in der Sonne zwischen den Jahren zu relaxen. Denn obwohl es hier in den Höhenlagen Cartagos keinen Schnee gibt, so kann es doch recht frisch werden, wenn die Sonne nicht scheint. Daher nutzt die Familie ganz gerne diese Gelegenheit, um sich etwas aufzuwärmen, um sich dann an Silvester erneut im Hause der Gastgroßmutter gemeinsam zu treffen, zu essen, sich Glück für das neue Jahr zu wünschen und mit einem Sekt, Wein oder Schnaps anzustoßen.

Auch im neuen Jahr bleibt es noch ein wenig weihnachtlich-traditionell. Denn die Familie trifft sich erneut zum "Rezo al Niño", wo ein Rosario zu Ehren des Christkindes gebetet wird, um es danach wieder in seiner Sommerresidenz zu verpacken. Doch heute, am 4.01. werden nochmal Weihnachtslieder gehört und die Weihnachtsdekoration genossen. Es gibt Tamales Asados, mit Buttermilch und Käse, aber ohne Bananenblätter und Tamales de Maicena, die neben Mais auch Milch beinhalten und vielleicht in der Konsistenz etwas in die Richtung vom Käsekuchen gehen und Käsestangen. Neben dem Jesuskind, werden aber auch alle anderen anwesenden Kinder - das beinhaltete auch Fania und mich - mit Eis und Süßigkeiten bedacht, denn das Gebet richtet sich nicht nur an Jesus, sondern alle "Kinder der Familie".

In den Geschäften ging übrigens bezüglich der Kaufangebote die Weihnachtszeit nahtlos in die Sommersaison über. Auch etwas ungewohnt mit der deutschen Kulturbrille gesehen, anstelle von dick eingepackten Weihnachtsmännerfiguren nun Bikinis, Surfboards und Badeschuhe vorzufinden. Doch mit dem Januar kommt spätestens auch hier der Sommer, der im Norden des Landes bereits schon Ende November begonnen hat und sich dort als Trockenzeit schon sehr stark in der Landschaft niederschlägt. Die vorher noch saftigen grünen Wiesen werden langsam braun, einige Bäume werden ihre Blätter abwerfen. Und dann wird es sicherlich auch bald so aussehen, wie wir staunend und überwältigt im April 2014 nach Nicoya kamen: Cashews und Mangos werden rot bzw. gelb an den Bäumen hängen und die Kühe auf den Feldern werden abgemagert an den letzten braunen Grashalmen kauen und den letzten Schatten unter den Bäumen suchen. Wasser wird ein knapperes Gut werden und Mensch wie Tier die Mittagshitze meiden und Erfrischung suchen, bis der Zyklus sicher erneuert und der Winter, die Regenzeit, den Sommer wieder ablöst.

BlogNo:07

3 Kommentare

Kommentar von: Linus [Besucher]

schöne Eindrücke aus der Tico-Weihnachts-Kultur. Danke :)

Kommentar von: Karla [Besucher]

Hey :)
ersteinaml: Frohes Neues! ;)
klingt ja ganz schön anstrengend, so ein cotsa-ricanisches Weihnachtsfest…. aber auch schön. :)

Kommentar von: Bastian [Besucher]

Nice


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