Aislad@ - keine Lust auf Stadt

von 13 fania  

Fania: Quieres ir a Orotina?
Geovani: No, pero si lo sería necesario, puedo ir, y usted?
Fania: mh, en serio no tengo ganas al ir a la ciudad.
Geovani: Yo tampoco.
Dieses kurze Gespräch zwischen mir und dem Koordinator Geovani kann für Menschen, die das isoliert in den Bergen liegende Corrédor-Projekt kennen, unverständlich klingen. Was? So weit ab vom Schuss und keine Lust auf Stadt?

Sind das erste Anzeichen von der Krankheit, die von bestimmten Personen als „Ticokrankheit“ bezeichnet wird? Es hat doch etwas für sich, die eigene Comfortzone nicht nur für den Erkenntnisgewinn zu verlassen, sondern auch gefunden zu haben. Doch mein Problem ist nicht primär das Verlassen der neugewonnenen Comfortzone, sondern das Konfrontiertsein mit Einkaufspflichten, Konsum, Staub, Hitze, Stress und Provinzstadt.

Wie eingefärbt sind meine eigenen Eindrücke, wenn ich an einen Ort gehe, der mit diesen Assoziationen verknüpft ist. Ist das nicht oberflächlich? Ja, ist es. Das letzte Mal Orotina zum Beispiel. Ein wunderschönes Wiedersehen mit Dominica, Noemy, Martin und mir. Außerdem entdeckte ich in den Asphalt eingeritzte Anarchiezeichen. Letzteres kann natürlich auch ein Versuch modischer Rebellion gewesen sein. Dass auch in diesem stickigen, stressigen, konsumgeilen Städtchen ein Funken von politischer Bewegung und Subkultur sein oder zumindest entstehen könnte. Je nachdem welche und ob Impulse gegeben werden ... darüber habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht.


Hülle oder ich

So rannte ich doch meistens durch die Stadt ohne wirklich die Menschen wahrzunehmen, weichte ihren Blicken aus oder lächelte nur ein paar mal freundlich. Weil ich keine Lust hatte, zu sehen, was sich vermeintlich in ihren Gesichtern spiegeln könnte: „aha, `ne Gringa, die hat sicher Kohle und kauft was, wir müssen sie nur lange genug nerven.' Diese Vorurteile sind in mir drin, auch wenn ich bewusst damit umgehen möchte. Ich bemerke, dass diese voreingenommenen Sichtweisen durch mein eigenes Verhalten verfestigt und reproduziert werden. Dabei stehen Selbstsicht und Außenwahrnehmung im Widerstreit. Wenn ich als scheinbar privilegierte_r Eurpäier_in herum laufe, nehme ich die Reaktionen auf mich wahr und interpretiere sie. Ich fühle dann ein Unwohlsein. Ich unterstelle allen, dass sie pauschalisieren und das hat Auswirkungen auf meine Authentizität. Allgemein - nicht nur das äußerlich andersartige oder mit Vorurteilen behaftete Bild, das einige Menschen in Costa Rica von eine_m US-Amerikaner_in haben.

Übrigens habe ich auch bei deutschen Freiwilligen bemerkt, dass sie gerne über Gring@s witzeln – quasi, versuchen sie sich durch gemeinsame Vorurteile abzugrenzen, ein gemeinsames Gesprächsthema zu haben oder sie wollen einfach mehr dazu gehören. Das alles nimmt Platz ein, der aber eigentlich für etwas ganz anderes da sein sollte und zwar für Authentizität. Ich räume mal ein bisschen auf und mach`s mal richtig gemütlich in mir drin.

BlogNo:05

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