Baumsparverträge - oder das Geld wächst wie Bäume

von sven_10  

Wiederaufforstung in den Tropen? Ja, schön und gut. Aber wie kann man da garantieren, dass der Wald auch stehen bleibt? Eine mögliche Antwort darauf hat ForestFinance gefunden, deren Ländereien und Plantagen wir bei unserem Projektausflug in Panama besuchten: Das Unternehmen kauft Land, pflanzt Bäume und sorgt dafür, dass sie nicht ungeplant abgeholzt werden. Und wir haben gemerkt: Man muss auch kreativ sein, um seine Investoren für den Plantagenanbau zu gewinnen. ForestFinance ist in Panama und Vietnam tätig. Das Firmenmotto lautet: „Tue Gutes und verdiene daran.“

Über einen Kontakt von Pro REGENWALD in München zu ForestFinance konnten wir uns deren Wiederaufforstungsaktiväten in Panama in der Region San Felix anschauen. Vom ursprünglichen Wald ist in dieser Gegend nicht viel übrig - er musste längst der Rinderzucht weichen. In der Trockenzeit spenden vielleicht noch die Kronen der wenigen stehen gelassenen Bäume den Rinder etwas Schatten. Der Rest dörrt aus - wenn nicht ForestFinance ein paar dieser Weideländer aufkauft, um darauf Bäume zu pflanzen.

ForestFinance will vertrocknete Viehweiden nicht nur aus Umweltgründen in einen bebaumten Zustand versetzen. Ziel des Unternehmens ist es natürlich vor allen Dingen, für Investoren und Gutmenschen dabei Geld zu machen. Der Investor kauft für 30.000 $ einen Hektar, der von ForestFinance bepflanzt und gepflegt wird, er wird zudem ins Grundbuch als Eigentümer eingetragen. Auf diesem Hektar werden Nutzhölzer wie Teak oder Mahagoni für den späteren Verkauf gepflanzt sowie gut 60 einheimische Arten, von denen nach späterer Durchforstung noch 80% stehen bleiben sollen. So entsteht aus ehemaligen Viehweiden ein artenreicheres Ökosysytem, es wird Gewinn für die Investoren erzielt und einigen Einheimischen ein Arbeitsplatz in der sonst strukturschwachen Region verschafft. ForestFinance hat in ganz Panama bereits über 2000 ha neu bepflanzt.

Hat man nicht das Geld für einen ganzen Hektar kann man auch quadratmeterweise kaufen oder in einzelne Bäume investieren, also sogenannte Baumsparverträge abschließen. Hauptsächlich werden die Verträge mit Investoren geschlossen, die eine ‚grüne‘ Philosophie verfolgen und nachhaltiger produzieren wollen, so z.B. einige exklusive Möbeldesigner.

Wir besichtigten zunächst die Firmenzentrale, wo uns die Arbeitsabläufe und die Unternehmensphilosophie erklärt wurden. Anschließend fuhren wir in eine der Pflanzungen unweit des Dorfes Las Lajas an der Pazifikküste. Diese ist seit ca. 20 Jahren wieder aufgeforstet und dort stehen schon prächtige Bäume, auf älterem Gelände ist ein Waldlehrpfad für Schüler und Interessierte errichtet worden, der auch durch Mangrovenwälder führt.

ForestFinance hat auch Grundsätze formuliert, denen entsprechend die Bepflanzung und Bewirtschaftung der Plantagen durchgeführt werden soll (und die Investoren und Interessenten offen kommuniziert werden) - und das ist schon viel mehr, als man von vielen anderen Plantagenbesitzern erwarten kann.

  1. Ein Teil der Fläche verbleibt immer als Totalreservat, in dem keinerlei Bearbeitung stattfindet.
  2. Bei der Bestandesgründung werden bevorzugt einheimische Baumarten in Mischkultur gepflanzt.
  3. Es werden organische Düngemittel aus eigener Produktion eingesetzt.
  4. Die Bestandspflege erfolgt möglichst störungsarm. Das Aufkommen natürlicher Vegetation wird zugelassen.
  5. Kein Kahlschlag. Selektive Ernte.
  6. Die Einbindung und Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung gehört zur Unternehmenskultur.
  7. Die Förderung von (Umwelt)Bildung und Unterstützung von lokalen Naturschutzinitiativen.

Wir kennen es aus Costa Rica: Anpflanzungen auf Grasland machen einige Arbeit und die Bäumchen brauchen gerade in den ersten Jahren relativ viel Pflege. Sie werden beschnitten und gedüngt, bis sie etwa drei Meter hoch sind und ein gerader Wuchs sichergestellt ist (Mahagoni ist aufgrund larvenlegender Schmetterlinge anfällig für schiefen Wuchs und muss deshalb vereinzelt gepflanzt werden). Bei Ausfällen garantiert die Firma schnelles Nachpflanzen. Die Bäume, die zur Ernte bestimmt sind, stehen nahe der Wege in kurzen Reihen um später nicht das ganze Unterholz bei der Entnahme platt machen zu müssen, zudem wird bewusst auf Monokulturanbau verzichtet, um Pestizid- und Mineraldüngereinsatz minimal zu halten. Ist das Grundstück dann zufriedenstellend bepflanzt, wird es für 25 Jahre in Ruhe gelassen. Die Bäume werden gelegentlich von überflüssigen Ästen befreit und mit etwas Glück können auch schon etwas früher als geplant Bäume zur Verarbeitung entnommen werden.

„Motorsägen im Tropenwald – was dem nichts ahnenden Waldfreund tränen in die Augen treibt, ist dem wissenden Investor bei ForestFinance Musik in den Ohren.“ (Zitat: Magazin ForestFinest Ausgabe 1 / 2010). Es wird gemacht, wie im deutschen Wald: die prächtigen sogenannten „Zukunftsbäume“ bleiben stehen. Die Profitbäume werden, möglichst ohne andere Bäume zu beschädigen, von den Arbeitern gefällt und anschließend mit dem Schlepper zu einem Lagerplatz gerückt, wo sie sofort vermessen und weitervermarktet werden. Und kaum verpackt gehen sie dann auf die laaaaange Schiffsreise nach Indien - offensichtlich gibt es dort Abnehmer, die besser zahlen als der lokale Holzmarkt in Panama hergibt? Der Eigentümer hat nach der Ernte die Wahl, was er nach den ersten 25 Jahren Investment mit seinem Grundstück macht. Die rationellste Möglichkeit wäre, das geschlagene Edelholz einfach wieder nachpflanzen zu lassen und den Vertrag zu erneuern. Was er schließlich tut, hängt wohl von dem Erfolg des Programmes ab.

Am nächsten Tag besuchten wir noch eine der Anzuchten der Firma und konnten uns noch einige Anregungen für unsere eigene Baumschule holen.

Ein Punkt ist mir erst im Nachhinein beim Studium der ForestFinest Ausgabe 2 / 2010 aufgefallen, das hätten wir sonst vor Ort diskutieren müssen. ForestFinance hat ein sehr ambitionierten Anspruch: „Unser Ziel heißt: Biodiverser dauerhafter Mischwald. Schon bei der Gründung wird darauf geachtet.“ Aber den Streit kennt man ja auch aus Deutschland, da versteht unter nachhaltig und biodivers auch jeder etwa anderes. In den Tropen ist das wohl nochmals etwas schwieriger, zum artenreichen naturnahen Wald ist es jedenfalls ein weiter Weg, das habe ich schnell verstanden, obwohl ich noch nicht sehr lange mit dem Regenwald vertraut bin. Einen biodiversen dauerhaften Mischwald kann man nicht andeutungsweise in 25 Jahren nachbauen, auch nicht nach 4 Zyklen, also 100 Jahren. Von den Bäumen, die ForestFinance bisher gepflanzt hat, haben auch dann nur wenige kurzlebige Arten ihr annähernd natürliches Alter erreicht. Bisher gibt es kein Totholz in den Anpflanzungen. Bloß „Äste und nicht marktfähiges Holz verbleiben im Bestand und gehen in den natürlichen Kreislauf ein.“ Um aber biodivers zu werden, braucht eine Anpflanzung auch einen guten Vorrat an Totholz. Ob das das Investmentkonzept langfristig hergibt?

Trotzdem scheint ForestFinance auf dem richtigen Weg zu sein - ob es langfristig ein guter Kompromiss zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen darstellt, das wird die Zukunft zeigen.

Wir fanden den Besuch auf jeden Fall sehr informativ und interessant. Vielen Dank an ForestFinance für die freundliche Führung, den Austausch und die Anregungen für unsere eigene Arbeit in Costa Rica.

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1 Kommentar

Kommentar von: Michael Vanallen [Besucher]  

Ich möchte für ForestFinance nur kurz darauf hinweisen, dass es relativ einfach ist, die Entwicklung unserer Wälder und unseres Forstkonzeptes nach zu verfolgen: Wir sind Mitglied im IUFRO (“International Union of Forest Research Organizations”), dem weltweiten Netz für forstwissenschaftliche Zusammenarbeit. Über unsere Wälder, Artenvielfalt, Holzerträge etc. gibt es aktuell circa 35 wissenschaftliche Arbeiten, die fast ausnahmslos einsehbar sind, siehe
http://www.forestfinance.de/Forschung.1510.0.html?


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