Teak in unserer Nachbarschaft

by 14 david


Jeden Morgen gehen wir von der Station Arbofilia`s zu unserer Gastfamilie, um dort zu frühstücken und bis vor einigen Wochen herrschte vor dem Haus, in der morgendlichen Dämmerung um 5.30, noch tropische “Stille“. Doch die Teakernte hat begonnen und jetzt werden um diese Zeit die Motoren von Traktoren und Pick-Up`s gestartet, damit kurz darauf eine Gruppe von 15 Holzarbeiten in Richtung Teakplantage aufbrechen kann.

Sie ernten die hochwüchsige Lichtbaumart Teak (Tectona grandis), welche in den Monsunwäldern Süd- und Südostasiens heimisch ist. Der Teakbaum erreicht meistens eine Wuchshöhe von 25-35m, bildet nur wenige Äste aus und die Krone setzt erst sehr hoch an, sodass eine astfreie Stammlänge von 20-25m nutzbar ist. Da das äußere Kernholz des Teakbaumes einen hohen Kautschukgehalt aufweißt, ist das Holz wasserabweisend, abriebfest und säureresistent. Das gelb-braune Kernholz besitzt neben seiner kräftigen und glänzenden Färbung, noch sekundäre Pflanzenstoffe, die wie Fungizide wirken und das Holz fast resistent gegenüber Schädlingen macht. Teak wächst in Berglagen auf Kalk- und Tonböden, wobei Letzteres auf die Region von “El Sur“ zutrifft, und in Höhen von 400-900m. Zudem lässt sich das Holz einfach und ohne zu reißen oder zu werfen verarbeiten und bleibt aufgrund seiner oben genannten Eigenschaften auch ohne Nachbehandlung ansehnlich und wetterfest.

Aufgrund dieser Eigenschaften wird Teak als besonders gutes Edelholz gehandelt und hat einen dementsprechend hohen Bekanntheitsgrad und eine große Nachfrage auf dem Markt. Vor allem skandinavische Möbelhersteller nutzen Teak für Inneneinrichtungen aus Vollholz, also Möbel, Vertäfelungen und Parkett, sowie für besonders hochwertige Gartenmöbel. Eine noch größere Bedeutung kommt dem Holz beim Schiffsbau und auch bei Wasser- und Hafenbauten zu, wegen seiner wasserabweisenden Eigenschaften und seiner Langlebigkeit.

Zwar ist Teak eines der wenigen tropischen Nutzhölzer, das in Plantagen angepflanzt werden kann, aber das führt in den meisten Anbaugebieten zu großflächigen Monokulturen mit starken Erosionsproblemen. Für diese Plantagen werden natürlich Waldbestände abgeholzt und laut Plantagenbesitzer “wieder aufgeforstet“. Besonders in Indonesien ist diese Umwandlungsmethode sehr verbreitet. Gelegentlich wird die Teakproduktion mit einem Agroforstsystem kombiniert, um zusätzlich die stetig wachsende Bevölkerung zu versorgen. Dabei wird die abgeholzte Fläche den Bauern übergeben, die dann landwirtschaftliche Kulturen anlegen können, aber gleichzeitig auch Teak anpflanzen.

Nennenswerte Mengen, werden zum einen durch die Plantagenwirtschaft auf der indonesischen Insel Java, und zum anderen durch die Abholzung natürlicher Teakwälder in Burma produziert. In Deutschland stammen offiziell 79% des gehandelten Teaks aus Burma, aber wahrscheinlich sind es mehr als 90%, da ein großer Anteil über Drittländer schon als verarbeitetes Produkt nach Deutschland gelangt.

Mit diesen Teakexporten an die Hauptabnehmer, Japan, Thailand und die EU, finanzierte das Regime in Burma jahrelang seinen Bürgerkrieg. Zusätzlich schmuggelten thailändische Holzhändler beachtliche Mengen über die Grenze nach Thailand und wurden teilweise auch noch von dem burmesischen Regime unterstützt, um im lichteren Wald den Kampf gegen Guerillas zu erleichtern und Devisen einzustreichen.

Der Teak-Raubbau in Burma hat verheerende Folgen für das Ökosystem und dessen Artenreichtum. Durch den betriebenen Kahlschlag ist der Anteil der bewaldeten Fläche in Burma von 76% im Jahr 1950 auf weniger als 30% geschrumpft und es kommt zunehmend zu Erosion, Austrocknung und Überschwemmungen.

Doch auch die Plantagenwirtschaft auf Java schädigt das Ökosystem und die Böden der Insel nachhaltig. Durch die hohe Teak-Nachfrage, werden die traditionellen Mischkulturen zu Monokulturen mit Höchsterträgen umgewandelt und dadurch werden die letzten natürlichen Wälder der Insel Java zu Plantagen gemacht.

Die normalen Wachstumszyklen von 60-80 Jahren wurden aufgrund der starken Nachfrage auf 20-40 reduziert und führen zu einer schwerwiegenden Übernutzung der Plantagen. Nur noch 7% der Inselfläche sind noch bewaldet und dabei handelt es sich größtenteils um Plantagen mit Monokulturen aus Teak. Doch diese Plantagen bieten den Tieren und Pflanzen kaum Lebensraum, besitzen keine schützende Pfanzendecke am Boden und können das regionale Klima und den Wasser- und Nährstoffhaushalt kaum regulieren. Der boomende Handel mit dem Edelholz verursacht, neben der zerstörerischen Plantagenwirtschaft, auch die Abholzung der natürlichen Wälder auf den Nachbarinseln Indonesiens.

Teak ist für die javanische Bevölkerung inzwischen unerschwinglich geworden, sodass der Bedarf an Bauholz z.B. durch Holzeinschlag der Insel Borneo gedeckt wird. Doch genau mit diesem Plantagenteak und fragwürdigen Öko-Siegeln werden Käufer oft geblendet und finanzieren damit nicht nur die Anpflanzung neuer Teakplantagen, sondern auch die Zerstörung der letzten Regenwälder. Um sicher zu gehen, dass Teakprodukte nicht dem Regenwald schaden oder Kriege finanzieren, verlässt man sich am besten auf das FSC-Siegel, dessen Kontrollen von unabhängigen Gutachtern ausgeführt werden.

Ob dieses FSC-Siegel am Ende der Produktionskette für das Holz aus El Sur ausgestellt wird, bleibt ungewiss. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es sich hier um Plantagen mit Monokulturen handelt und dass diese Tatsache für die Holzarbeiter und Dorfbewohner etwas Selbstverständliches ist. In meinem Interview mit den Holzfällern wurde mir zwar erzählt, dass die Plantagen in Guanacaste nach der Ernte kurzzeitig für die Weidewirtschaft genutzt werden, aber dass dies in der Region zwischen Orotina und Bijagual unüblich wäre. Durch das regionale Relief liegen die meisten Plantagen an Berghängen und haben somit keine Probleme mit Staunässe und Holzpilzen, aber besitzen aufgrund der enormen Erosion durch Starkregen, keine Humusschicht mehr, die für das entstehen einer Weide notwendig wäre.

Im Moment wird auf einer 70 Hektar großen Finca geerntet und dabei ist das eine der kleinsten in der Umgebung. Im Idealfall sind sie mehrere hundert- bis tausend Hektar groß. Denn einige Holzarbeiter in “El Sur“ sind genau genommen Selbstständige mit 1-2 Forstfahrzeuge und werden von Fincabesitzern für die Ernte gemietet. Der Rest von ihnen sind gewöhnlich Holzfäller ohne Equipment und werden wiederum von den Fahrzeugbesitzern angeheuert.

Es ist auch umso besser, je größer die Finca ist, denn damit vermeidet man einen häufigen Transport der Arbeitsmaschinen, reduziert Kosten, und eventuelle Lehrlaufphasen ohne Auftrag. Wenn aber ein Auftraggeber gefunden ist, wird der Mietpreis der Ausrüstung anhand von der Lage und den speziellen Eigenschaften der Plantage (Gefälle, Bodeneigenschaften, örtliche Infrastruktur, also Verbindung zum Lagerplatz, etc) vereinbart.

Das Einkommen der Erntearbeiter ergibt sich aus der Menge des geernteten Holzes und dessen Qualität, denn je nach Wert des Holzes verdient der Eigentümer mehr oder weniger und kann so auch mehr oder weniger an die Holzarbeiter zahlen. D.h je mehr die Holzfäller in kurzer Zeit fällen, desto mehr verdienen sie, aber desto höher sind auch Zeitdruck und die Anzahl der Ausfälle bei Mensch und Maschine. Im Interview habe ich erfahren, dass ein Hektar Teak-Plantage rund 4 Schiffscontainer füllen kann, das sind ungefähr 70m³ Holz. 10 Holzfäller sollen 35m³ am Tag fällen können und verdienen dabei um die 25$ pro Person. Verglichen mit dem Wert des gefällten Holzes und dem Anteil des Fincabesitzers ist es ein verschwindend geringer Lohn. Ein m³ mit Stämmen von 50cm Durchmesser hat einen Verkaufswert, so wurde mir gesagt, von 800 US$.

Wird eine neue Plantage mit Jungbäumen bepflanzt, dann stehen auf einem Hektar Plantage ca. 1000 Bäume. Nach 5 Jahren werden die schlechtesten 25 Prozent weggeschnitten und nach 8 Jahren wiederum die unteren 25 Prozent, wobei diese schon verkauft werden können. Mit einer gewissen Ausfallquote bleiben die qualitativ hochwertigsten Bäume mit besten Licht- und Wachstumsbedingungen stehen.

Nach 13 Jahren, also deutlich unter dem optimalen Alter, werden alle Teakbäume gefällt und 15cm vom Stumpf der 20m hohen Bäume stehen gelassen. Aus diesen sprießen dann wieder neue Triebe von denen dann wiederum der beste erwählt wird und der Rest weggeschnitten wird. Teilweise werden auch besonders gute ausgewachsene Bäume gefällt, eingegraben und die daraus wachsenden Jungtriebe in andere inhertiert, also sie ersetzen dann den oberen Teil des minderwertigeren Baumes und erhalten nach dem anwachsen, Nährstoffe von dessen Wurzelwerk, wachsen aber nach ihrem eigenen genetischen Bauplan. Bei einer Neupflanzung werden die Bäumchen in der Baumschule vorgezogen, nach einer gewissen Größe auf 50cm gekürzt und dann in den Plantagen angepflanzt.

Wahrscheinlich werden die Teak-Holzfäller in „El Sur“ schon bald die aktuelle 70 Hektar Plantage komplett abgeerntet haben und in 1-2 Monaten zur nächsten weiterziehen müssen und diese wieder dem Erdboden gleich machen.

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