Kakao-Workshop in Talamanca

by 14 david


Bäume beschneiden auf der Plantage

Leider hat es nun doch länger gedauert, bis mein Bericht vom Kakaoworkhop fertig und online gestellt war. Wir konnten Mitte Juli einen Workshop in Talamanca organisieren und miterleben, an dem für Arbofilia seit längerer Zeit wieder einmal auch VertreterInnen indigener Gemeinschaften teilgenommen haben. Den Workshop ermöglicht hat eine finanzielle Unterstützung durch die in Hamburg ansässige Jürgen Rausch Kakao Stiftung.

Am Montag dem 6. Juli war es also endlich so weit. Einige Tage zuvor wurden noch die letzten Instruktionen durchgegeben und der Ablauf besprochen, sodass der Jeep am Sonntagabend gepackt und startbereit vor der Station stand. Wir fuhren mit dem Auto zu unserer Gastfamilie ins Dorf und frühstückten wie immer, in aller Ruhe und Ausgiebigkeit. Unsere Gastmutter, Noemi, sollte uns begleiten und an dem Workshop teilnehmen, um den zukünftigen Freiwilligen alles rund um den Kakao beizubringen zu können.

Wir fuhren mit Jeep nach Orotina und von da aus mit dem Bus nach San Jose. Dort angekommen, trafen wir uns mit Miguel und den acht anderen Teilnehmern der indigenen Gruppe Ngöbe aus Burica, zwei Männern und sechs Frauen, und besprachen die Einzelheiten der Reise. Um 14.00 verließ der Bus das Terminal und aufgrund von starken Regenfällen fuhren wir über Turrialba in die Karibik, sodass wir erst am späten Abend an unseren Cabinas, El Cachá, kurz hinter Bribri ankamen.

Nach einer erholsamen Nacht wurden wir um 8 Uhr morgens von Jairo dem Chef von APPTA und seinen Kollegen abgeholt, und zum nahegelegen Betriebsgelände von APPTA gefahren. Wir frühstückten, zusammen mit den Mitarbeitern, im kleinen Restaurant zwischen der Vivero und der Verarbeitungshalle des Kakaos. Danach schilderte uns Oscar, ein Kakao-Experte, in welchen Bereichen APPTA tätig ist und wie und warum die Organisation 1987 entstanden ist.

Mit diesem ersten Einblick und einer kleinen Geschichte zum Ursprung des Kakaos von Astrid, einer Mitarbeiterin der Firma Rausch, die den Workshop finanziert hat, starteten wir unseren ersten Tag mit einer Besichtigung des Klongartens und den großen Modell-Plantagen direkt hinter den Viveros. Bei dem Anblick der hochproduktiven Klone, die schachbrettartig in einem Abstand von 3x3 Metern angepflanzt waren, waren alle sehr beeindruckt und zeigten gleich großes Interesse an den Klonprogrammen von Catie. Auf der Modell-Plantage gab es dann eine praktische Einführung in die Beschneidungstechniken von Kakaobäumen auf Plantagen, bei der sich alle von den APPTA-Mitarbeitern anleiten lassen haben.

Es gab viel zu beachten: Der Baum muss eine Höhe von drei bis vier Metern besitzen, die es erlaubt, reife oder auch kranke Früchte einfach entfernen zu können. Des Weiteren sollte er unten leicht zugänglich sein und keine tief hängenden Äste haben. Das Zentrum von der Krone bis zum unteren Stamm sollte frei von Ästen sein, damit Lichteinfall und Luftzirkulation eine erfolgreiche Bestäubung ermöglichen und eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermeiden, die Pilzkrankheiten wie Phytophthora und Monilia hervorruft.

Für solche Situationen hatten wir vorher vier handliche Sägen gekauft, damit jeder die Chance hatte, ein bisschen unter Anleitung zu üben und nach dem Workshop ein gutes Werkzeug mitnehmen zu können. Es wurden nicht nur die Sägen, sondern auch acht gute Messer zum Inhertieren gespendet, denn die Ngöbe sollten auch über die Werkzeuge verfügen, ihr Wissen zuhause nach dem Workshop anzuwenden zu können.

Beim Passieren der großflächigen Vivero, in der tausende junge Kakaobäume standen, erläuterte Jairo, dass all diese kleinen Kakaobäume noch inhertiert und erst dann gepflanzt werden. Sie sind nämlich nur der Patrón, der ein starkes und resistentes Wurzelwerk bereitstellt, und es dem inhertierten Teil des Baumes erlaubt, eine hohe Produktivität zu erreichen.


Injertadores von APPTA geben Tipps beim inhertieren

Das genaue Verfahren und die Techniken der Inhertation, waren für den zweiten Tag vorgesehen. Wir versammelten uns in einer großen Vivero, in der nicht nur die Inhertation stattfand, sondern auch die inhertierten Bäume versorgt und für die Auspflanzung vorbereitet wurden. An diesem Tag waren drei von sechs Injertadores anwesend, sodass wir drei Gruppen bildeten, die jeweils von einem der drei APPTA Mitarbeitern angeleitet und geführt wurden.

Jeder suchte sich in der Vivero 25 Jungbäume zum inhertieren aus und brachte sie mit der Schubkarre zu seinem Arbeitsplatz. Dieser bestand aus einer kleinen Bank mit einem integrierten Arbeitstisch an ihrem Ende und darauf liegend, eines der mitgebrachten Messer, Klarsichtfolie und schmale Plastikstreifen zum Markieren der Bäume. Alles wurde sehr genau dokumentiert und so beschrifteten wir die Plastikstreifen mit unseren Initialen, der aktuellen Woche und dem Namen des Klons von dem das Genmaterial stammte.


Fingerspitzengefühl ist gefragt

Dann wurden 25 cm lange Zweigspitzen mit vielen Blattansätzen im Klongarten gesucht und sorgfältig nach Klonart ausgewählt. Nach einer ausführlichen Erklärung und Vorführung der Injertadores, waren wir an der Reihe. Jeder auf seiner Bank schnappte sich ein Bäumchen, schnitt außer vier Blättern die Krone ab, entfernte mit dem Messer einen kleinen Streifen der Rinde am unteren Stamm und fügte das Yema, ein vom Ast genommener Blattansatz, dort ein. Danach wurde alles mit Klarsichtfolie gut umwickelt und das Plastikbändchen mit den Informationen befestigt. Dabei wurden wir mit hilfreichen Ratschlägen und geduldigen Antworten auf die vielen Fragen der Teilnehmer, von unserem Injertador unterstützt.

Die inhertierten Bäume mussten 15 Tage trocken stehen, damit das Yema anwächst und dann noch 2 Monate ohne Klarsichtfolie außerhalb der Vivero verbringen, bevor sie gepflanzt werden können. Nach dem Mittagessen wurde direkt auf der Plantage inhertiert. Dieses Mal wurden ganze Zweige in andere Triebe von unproduktiven Bäumen inhertiert.


Inhertierung eines Wassertriebs

Dabei gibt es viele verschiedene Methoden mit ähnlichen Zielen und Effekten. Ziel der Inhertation ist es, den alten Baum weiterhin als Basis und Versorger zu nutzen, aber unproduktive Teile oder den ganzen oberirdischen Baum durch einen produktiven Klon zu ersetzen. Wir inhertierten in Wassertriebe, dünne und dicke Äste. Entweder mit dem Verfahren wie bei den Jungbäumen oder einem Stecksystem mit Einkerbung und Spitze. Alles wurde wieder mit Klarsichtfolie befestigt und mit einer Tüte darüber gegen Regen geschützt.

Nach 15 Tagen würde man die Folie wieder entfernen und nochmals rund 9 Monate später sollten die ersten Blüten erscheinen, sodass man den Rest des Baumes abschneidet oder 2 Sorten an einem Baum behält.

Der dritte Tag wurde der Verarbeitung des Kakaos gewidmet. Die Runde durch die Verarbeitungshallen von APPTA wurde vom Chef Jairo geführt und zu jeder Produktionsstufe hielt dieser einen kleinen Vortrag. Alles fängt mit dem Einsammeln des Kakaos an. Der frische Kakao wird von den Fincabesitzern in Säcke gefüllt, von dem Transportfahrzeug APPTAs eingesammelt, in der Firma gewogen und der Wert ermittelt. Je nach Anbaumethode, also organisch oder konventionell, ist der gezahlte Preis für den Bauern höher oder niedriger.


Fermentationskästen und Trocknungsanlage

Die frischen Kakaobohnen werden mit Fruchtfleisch in die treppenartige Fermentationsanlage geschüttet. Sie verbringen zuerst 2 Tage in dem oberen Fach, dann 2 Tage im Mittleren und zum Schluss 2 Tage im Unteren. Es wird unter Sauerstoffmangel fermentiert und jeden Tag ein Mal umgewälzt. Danach wird, je nach Wetterbedingungen, an der Sonne getrocknet oder mit Hilfe des Holzofens. Dieser erhitzt Wasser, welches wiederum Luft in einer Turbine erhitzt, die dann den Kakao auf einem Gitter trocknet. Der getrocknete Kakao wir als Bohne in Säcke abgefüllt und dann über Limon in die USA oder die Schweiz exportiert. Wir hatten das Glück, am Schluss des Workshops, noch dem Verarbeitungsprozess von Bananen zu gefrorenem Püree beiwohnen zu dürfen und uns auch einen geschmacklichen Eindruck verschaffen zu können.

Jairo hat immer wieder betont, dass es sehr wichtig ist, mehrere Standbeine zu haben und breite Produktpalette zu entwickeln. Noch am gleichen Tag reisten die Teilnehmer der Ngöbe über Panama zurück in ihr Reservat und bedankten sich für den Workshop mit einer herzlichen Verabschiedung. Noemi, Lennart und ich, verließen am Freitag, dem 10 Juli, in der Früh unsere Cabinas und kamen, nach einer planmäßigen Busfahrt, gegen Abend wieder in El sur de Turrubares an. Dieser Workshop hat den Teilnehmern viel Wissen und gute Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben, welche ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kakao-Plantagen produktiver zu bewirtschaften und dadurch ihre Kakao-Kultur zu erhalten und an künftige Generationen weiterzugeben.

BlogNo:03

1 comment

Comment from: martin [Visitor]

hallo david,

freut mich, dass der workshop bei den leuten gut angekommen ist.
gibt es denn schon pläne, wie es danach weitergehen soll? wird es weitere solche workshops bei arbofilia geben und planen die teilnehmerInnen ähnliches, um es in ihren communities weiterzugeben?

15-09-12 @ 18:02 Reply to this comment


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