Von Warten und Ankommen

by 15 louisa  

Als ich in München am Bahnhof stehe, kommt gerade ein Zug mit Flüchtlingen an. Bald werde ich wie sie, zwar kein Flüchtling, aber trotzdem ein Fremder in einem neuen Land sein. Mit diesem Gedanken beginnt meine Reise.

Am Anfang besteht diese hauptsächlich aus warten.
Warten auf die anderen Freiwilligen am Flughafen in Frankfurt.
Warten in Santo Domingo, darauf, dass wir wieder ins Flugzeug können.
Warten auf die Landung.
Warten in San Jose aufs Gepäck und darauf, dass der Stand der Telefongesellschaft aufmacht.

Währenddessen merkt man wie die Spannung konstant steigt. Um sieben Uhr morgens stehen wir dann endlich vorm Flughafengebäude im warmen Nieselregen San Jose's. Die ersten Eindrücke fangen an, auf mich einzuströmen.
Unbekannte, fremde Gesichter, die einen anschauen. Man fällt hier auf als Weißer, vor allem in einer zehnköpfigen Gruppe.

Die Luft dreckig vor lauter Abgasen, so etwas wie Filter in den Autos gibt es wohl nicht. Die erste Mahlzeit in Costa Rica: Gallo Pinto. Der Besitzer des Bistros macht gleich ein Foto von uns. So eine große Gruppe Touristen hat sich anscheinend nur selten zu ihm verirrt.

Die Straßen auf unserem Weg wirken alle gleich. Tausende Kabel laufen über den Straßen und die Ampeln hängen an Drahtseilen mitten über den Kreuzungen. Teils wirkt es provisorisch, teils nur noch chaotisch. Genauso unübersichtlich wirkt auch die Straßenführung, besser gesagt das Fahrverhalten. Jeder hupt und uns ist nie ganz klar, was nun uns und was dem Verkehr gilt.

Im Bus wird alles erst mal etwas ruhiger, auf dem Weg raus aus der Stadt kann ich meine Augen kaum noch offen halten vor Müdigkeit. Als ich wieder aufwache, sind wir schon eingetaucht in die grüne Natur Costa Ricas. Wir fahren durch kurvige Bergstraßen und aus dem Fenster sehe ich satt grüne Bäume vorbeiziehen. Die Farben wirken intensiver als in Deutschland. Ich weiß nicht, ob es am vielen Regen liegt oder daran, dass meine Augen gierig alles aufsaugen und darum alles schärfer wahrnehmen. Aber selbst hier schaffe ich es nicht wach zu bleiben, der lange Flug hat mir alles Energie geraubt. Bald stoppt der Bus ein letztes Mal.

Den letzten Teil unsere Reise verbringen, wir im Laderaum eines kleinen Pickups, der uns in den Korridor, direkt in den Urwald bringt. Zu neunt hinten eingequetscht können wir nur durch Spalte die Straße hinter uns erahnen. Über eine rumpelige Schotterpiste und durch zwei oder drei Bäche fahren wir circa eine Stunde bis der Wagen anhält und wir nach draußen in den atemberaubend grünen und unglaublich lauten Wald treten.

Trotz dieser vielen neuen und verwirrenden Eindrücke merke ich wie in diesem Moment die Anspannung von mir abfällt und ich froh bin, angekommen zu sein.

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