Drive through Stop Nummer 1: Fahrpraxis in Costa Rica

by 15 luisa  

San Jose, Costa Rica- Der Geruch von tiefrotem Lehm und feuchtgetrockneter Kleidung im Innenraum des bemalten Jeeps. Grüne Packsäcke, Flugzeugkissen und vollgestopfte Taschen mit berstenden Klettverschlüssen wandern auf den roten Schaumstoffrücksitz. Die Tür knallt und wir steigen auf die Ladefläche. Grobe Holzbretter trennen uns von der Strasse. Über uns wölben sich Metallstangen mit einer blauen Plane bedeckt. Wir drängen uns zwischen Boxen voller grüner Bananen, Fahrradspanngurten und Klappstühlen. Plastiktüten quillen aus den Regalen vor uns. Das Licht ist gedimmt, die Luft schlecht.


Nicht viel zu sehen, wenn man hinten drauf sitzt

Durch einen Spalt zwischen Brett und Plane beobachten wir die Baumwipfel. Die Schreie der Affen vermischen sich mit dem Aufheulen des Motors. Drei, vier Papageien fliegen auf, als wir über die Lehmstrasse direkt neben ihnen holpern. Wir treffen auf Flussläufe, fahren durch, hören irgendwann nur noch das Plätschern des Wassers als die Dämmerung längst eingebrochen ist.

Mir gefällt der Schmutz an meinen Händen. Der Duft von Mandarinen, die Miguel uns geschenkt hat, hängt in der Luft. Miguel, der stolze Besitzer dieser Konstruktion aus blauer Plane und Brettern, die durch die Tiefen Costa Ricas zuckelt. Ein paar Wochen später steige ich wieder in diesen Jeep, dieses Mal auf den Rücksitz. Er ist immer noch rot und ich bin überrascht einen Gurt vorzufinden. Es ist dunkel als wir losfahren um uns die „off road“ Strecke nach Orotina zu wagen.


Die Fahrbahn erinnert manchmal mehr an ein Schlammbad

Oft sind diese dunklen Lehmstrassen ausgewaschen und die Erosion hat teilweise ganze Mittelstücke mitgetragen. Es entstehen tiefe Krater, die man am Besten zu Fuß überwindet. Aber da dies für uns keine Option ist, erklärt uns Miguel wärend der Fahrt die costaricanische Fahrpraxis. Wir, frischgebackene Fahranfänger(Führerscheinprüfung fünf Tage vor Abflug aus Deutschland) hören gebannt zu. Wenn ein Teil der Strasse geteert ist, fährt man nicht, wie erwartet, auf der geteerten Seite. Die Schlaglöcher haben dort schärfere Ränder und führen zu höherem Reifenverschleiss oder gar einem Plattfuss. Auch vor jedem Steilhang nimmt Miguel den kleinsten Gang schon bevor der Anstieg beginnt. Die Flussdurchfahrten gehen sehr langsam von statten. Oft merkt man gar nicht, dass man durch Wasser fährt. Wasser ist laut Miguel ohnehin der größte Stress für das Auto .. u.a. setzt es insbesondere den Bremsen sehr zu.


Geschafft: Parkplatz mit zivilisierter Teerdecke

Das Auto ruckelt ein letztes Mal, bleibt stehen und geht aus. Unruhe steigt auf weil Miguel aussteigt und ums Auto herumläuft. Die Entwarnung kommt schnell. Wir sind auf der „richtigen“ Strasse angekommen. Miguel schaltet nun von Allrad auf Zweiradantrieb, da so weniger Benzin, welches sehr teuer ist, verbraucht wird. Überraschenderweise ist der Erwerb eines costaricanischen Führerschein um so billiger. Umgerechnet kostet er circa 20$ also 18€. Ein gutes Schnäppchen im Vergleich zu den 1600€ die man in Deutschland bezahlt. Die Prüfung läuft entsprechend der Preise ab.

Mit diesem Hintergedanken bin ich dann doch froh, dem Geruch von feuchttrockener Kleidung und Lehm zu entkommen und auf die Strasse in Orotina zu krakseln.

BlogNo:01

2 comments

Comment from: Eike [Visitor]

Wow, Luisa!
Deine Schreibweise ist der Hammer, man fühlt sich als ob man in einem Märchen gewesen wäre wenn du das schreibst.
Sehr sehr gut beschrieben!

Das musste ich gerade mal loswerden.

15-10-14 @ 22:14 Reply to this comment
Comment from: koala [Visitor]

Spannend geschrieben, man hat echt das Gefühl mit dabei zu sein, und grad wie Papageien davonflattern stell ich mir echt filmreif vor - mehr davon bitte!

1+ mit Sternchen ;)

15-11-21 @ 16:48 Reply to this comment


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