¿Who do you like to support?

by 15 jeanne  

Es ist morgens. Ich steh verschlafen in der Küche und rühre in meinem Kaffee, als Miguel mir sagt, dass er in 5 Minuten mit mir reden möchte. Ich bin überrascht und frage mich warum er ausgerechnet mit mir reden will, aber ich bin gespannt, denn jedes Gespräch mit Miguel ist interessant. Und er enttäuscht mich nicht. Nachdem er mich zu sich ruft sagt er. „I want you to think about… Who do you like to support?” Er öffnet seine Hände und zählt an seinen Fingern die verschiedenen Möglichkeiten ab „the forest, the people, the monkeys, the birds…? Think about it, I will ask you later!”

Ich bin etwas verwirrt und zugegebenermaßen auch ein bisschen überfordert. Denn wen ich unterstützen möchte, kommt natürlich auf die Situation an. Da ich den Kontext aber nicht kenne und auch nicht weiß, warum er das gerade von mir wissen will, beschließe ich mir generell darüber Gedanken zu machen.

Meine Mitfreiwilligen sind auch schon neugierig und fragen was Miguel mit mir besprochen hat, als ich ihnen erzähle, was er gesagt hat, können sie sich auch nicht vorstellen, mit welcher Absicht er diese Frage gestellt hat. Aber ich finde es ist auch so sinnvoll, dass man sich darüber Gedanken macht. Vielleicht möchte er auch einfach dass ich mir meiner tieferen Motivation bewusst werde oder dass ich in diesem Jahr ein konkreteres Ziel vor Augen habe.

Als mir Miguel diese Frage stellte, dachte ich mir sofort, ich möchte ALLEN helfen! Aber leider soll ich mich ja entscheiden… Auf jeden Fall um seine Frage zu beantworten. Allgemein gäbe es schon eine Möglichkeit sich für alles einzusetzen, deswegen habe ich vor 6 Jahren entschieden, mich aktiv für die Umwelt zu engagieren. Denn eine intakte Umwelt ist die Basis für alles Leben. So gesehen habe ich mich vor der Entscheidung gedrückt, welche Art von Lebewesen ich in erster Linie fördern und unterstützen möchte.

Also möchte ich die Affen unterstützen? Klar bin ich für Tierschutz und Affen sind teilweise bedroht, super intelligente, süße Tiere und dazu noch nah mit uns verwandt. Aber ich spüre dass ihr Schutz nicht mein Herzensthema ist.

Dann wäre da der Wald. Der Regenwald der mich schon so sehr faszinierte, bevor ich ihn kennengelernt habe und in dem ich nun leben darf. Besonders interessiert mich das unentdeckte Leben, dass in ihm lauert. Die Fülle an Leben! Allein auf einem Baumen leben hunderte andere Lebewesen, auf ihm wachsen andere Pflanzen (Epiphyten), viele Bäume leben in Symbiosen mit Pilzen, Vögel bauen in ihnen ihre Nester und gehen auf Nahrungssuche, Insekten krabbeln auf ihnen umher. Der Baum, ein eigenes Ökosystem. Viele Pflanzen haben starke Heilkräfte. Es gibt die ausgefallensten Überlebensstrategien und kreative Anpassungen von denen wir Menschen viel lernen können.

Aber, wenn ich mich für den Wald einsetzten würde, weil dieser Heilkräfte hat, die wiederum den Menschen helfen, will ich doch eigentlich den Menschen helfen, oder?

Ich denke über die Menschen nach. Sind wir es wirklich wert, dass man sich für uns einzusetzt? Obwohl wir unsere eigene Lebensgrundlage zerstören und andere Spezies ausrotten? Nur wenig an unsere zukünftigen Generationen, und damit auch nur wenig an die Zukunft unserer eigenen Kinder denken? Obwohl wir in unserer konsumorientierten Welt auf Kosten Anderer leben, anderer Menschen? Uns Menschen, denen ein Planet, der so wunderschön vielfältig ist, nicht genügt? JA! Genau das will ich, wie mir in meinem inneren Disput bewusst wird. Denn während ich darüber nachdenke, spüre ich, dass ich für niemand Anderen die Kraft/Motivation hätte mich dauerhaft einzusetzen. Ich bin eben auch nur ein Mensch…

Also teilte ich Miguel meine Entscheidung mit. Beinahe beschämt, dass ich so egoistisch handle. Aber er dankt mir für die Inspiration und sagt, dass er einen Obstbaum kaufen wird. Ich bin erleichtert. Nach meinem Empfinden wäre ein Baum, der das Ökosystem unterstützt ebenso nützlich für den Menschen gewesen. Aber es zeigt wieder einmal, dass man mit jeder kleinen Handlung Zeichen setzt. So eine große Frage für so eine scheinbar kleine Entscheidung.“ be perceptive“ würde Miguel sagen. Aber ich wusste ja nicht, dass Miguel nur wissen wollte, welchen Baum er kaufen solle.

Ich freue mich und bin froh mir über das Ziel meines Handelns bewusst geworden zu sein.
Danke Miguel!

BlogNo:02

No feedback yet


Form is loading...