König der Schmetterlinge

by 14 lennart


Flügel vom Morpho-Falter - Sie wurden und werden vom Menschen auch als Bestandteil von Schmuckstücken genutzt, z.B. Masken.

Viele Schmetterlinge gibt es im geschlossenen Wald nicht: Dichtes Laubwerk bietet wenig Platz zum Fliegen und die meisten Blüten befinden sich hoch oben in den Kronen der Bäume, wo sich dann auch die meisten der farbenfrohen Gesellen aufhalten dürften. Öffnet sich dann aber mal eine Lichtung, ein Weg oder ein Flusslauf, kann man doch recht schnell den ein oder anderen Falter von Blüte zu Blüte flattern sehen. Wobei ‘flattern’ für den König der Schmetterlinge in Costa Rica das falsche Wort ist: Fast schon majestätisch schwingt der Morpho-Falter seine Flügel und schwebt bedächtig entlang von Ufern oder Waldrändern. Im lichteren Sekundärwald kann man ihn relativ häufig seine Bahnen ziehen sehen.

Der Morpho ist einer der beeindruckensten und schönsten Schmetterlinge überhaupt. Mit einer Spannweite von bis zu 20 cm und seiner schillernd blauen Färbung der Flügeloberseite kann man ihn schon aus großer Distanz von bis zu 1 km aus sehen. Die tagaktiven Tiere sind Einzelgänger und sehr territorial. Männchen patroullieren regelmäßig die Grenzen ihrer festen Reviere ab und vertreiben jeden Artgenossen aggressiv. Lediglich zur Paarungszeit dulden sich die Tiere. Männchen und Weibchen besitzen oft eine unterschiedliche Flügelfärbung.


Die einzelnen Schuppen besitzen eine ultrafeine, lichtreflektierende und -filternde Struktur.


Auf der Unterseite der Flügel besitzt der Morpho große Augenflecken, die Fressfeinde abschrecken sollen. Entsprechend hält er beim Naschen an der Banane die Flügel so gut wie immer geschlossen.


Nur manchmal gehen die Flügel für einige Millisekunden auf und Morpho menelaus zeigt seine ganze Pracht. Etwas, das mit der Kamera nur schwer einzufangen ist.

Ein Morpho lebt insgesamt ca. 120 Tage, wovon er die meiste Zeit jedoch als Raupe verbringt. Die ebenfalls einzelgängerischen Raupen fressen und entwickeln sich an mindestens 17 verschiedenen Pflanzenfamilien, je nach Morpho-Art und Lebensraum. Der Falter lebt nach dem Schlupf nur etwa 2 bis 3 Wochen und ernährt sich in dieser Zeit von den Säften überreifer Früchte oder Saftflüssen an Bäumen. Nach der Fortpflanzung ist sein Leben schon vorbei.

In atemberaubenden Farben schimmert der König der Schmetterlinge im Licht, das durch die Baumkronen bricht. Erzeugt werden diese Farbe nicht etwa durch farbige Schuppen oder Pigmentfarben. Die Oberflächen der Schmetterlingsschuppen besitzen eine äußerst komplexe Struktur, die bestimmte Farben des Sonnenlichts ausfiltern und andere reflektieren. Entsprechend des Winkels, in dem das Licht auf die Schuppen fällt schimmern die Flügel in einem anderen Farb(blau)ton und in einer anderen Intensität. Die Tiere können diese dynamische Färbung effektiv zu Tarnung, Signalfarben und Thermoregulation nutzen.

Aufgrund ihrer Färbung waren Morpho-Falter bei Sammlern als Präparate aber auch schon immer begehrt und erreichen noch heute auf dem Markt stattliche Preise (bei den gewöhnlichen Arten bis zu 100$ pro Präparat). Die einfach zu haltenden Arten wie z.B. M. peleides werden mittlerweile in Schmetterlingsfarmen in großem Stil gezüchtet und verkauft.

In Costa Rica gibt es von diesen Farmen jedenfalls eine Menge – meist (Schmetterlings-)Zoo, Museum und Souvenirshop in einem. Nicht alle Morphos sind so auffallend blau metallisch gefärbt wie die großen bekannten Arten. Es gibt auch viele kleinere und unauffälligere braune oder orange Falter, die man bei einem Spaziergang durch den Wald aber wahrscheinlich übersehen würde und die entsprechend wenig bekannt sind.

Für ein Foto ist der Morpho selten zu haben. Man sieht ihn zwar häufig auf Patrouille durch den Wald gleiten, doch so geduldig er dies tut, so beharrlich und ausdauernd ist er unterwegs. Er gönnt sich keine Pause und selbst wenn man ihn über längere Strecken verfolgt, kann man ihn niemals irgendwo in der Sonne Platz nehmen sehen, um sich auszuruhen, wie es bei vielen seiner Verwandten der Fall ist. Sollte er sich doch einmal hingesetzt haben, so bleiben die Flügel stets geschlossen oder klappen nur für den Bruchteil einer Sekunde kurz auf, wenn er seine Position verändert. Aus diesem Grund entstanden meine ersten Fotos von diesem Tier bloß von den Flügeln eines Exemplares, dass wohl von einem Vogel gefressen wurde.

Die beste Chance hat man mit einem Köder aus überreifen Bananen. An dieser Leckerei labend, konnte ich in unserem Garten bis zu drei Morphos gleichzeitig beobachten. Will man nun ein Foto von der schönen Oberseite der Flügel, braucht man ein bisschen Glück. Denn auf das kurze Aufklappen der Flügel während der Falter an der Banane saugt, kann man nicht schnell genug reagieren. Es hilft nur, oft genug den Auslöser zu betätigen, bis man zufällig einen Moment erwischt, in dem die Flügel kurz geöffnet sind. Mir ist das von dem bei uns recht häufigen M. menelaus gelungen.

Literatur: Yoshioka, S.; Kinoshita, S. 2004. Wavelength-selective and anisotropic light-diffusing scale on the wing of the Morpho butterfly. Proceedings: Biological Sciences. 271(1539): 581-587.

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