Bocas del Toro – Ein Blick hinter die Kulissen des Inselparadieses

von frank_10  

Eine Exkursion der Forest Guardians Ende Juni führte uns in das panamaische Archipel Bocas del Toro, wo bereits 1502 Christoph Columbus angelandet war. Heute ist die nördliche Provinz auf dem Festland vor allem für die Bananenplantagen von Chiquita bekannt, während auf die Inseln viele Touristen an die malerischen Strände zum Schnorcheln oder Baden strömen.

Einerseits brachte diese Entwicklung der dortigen Bevölkerung mehr Arbeit und wirtschaftliches Wachstum, andererseits lassen sich negative Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf das empfindliche maritime Ökosystem nicht leugnen. Bei meinem Rundgang durch das Smithsonian Forschungsinstitut (STRI) unterhielt ich mich mit verschiedenen Forschern, Institutangestellten und Beamten des örtlichen Umweltministeriums über die ökologische und soziale Situation in Bocas del Toro.

Von den riesigen Bananenplantagen sickern nach wie vor Restbestände von Düngechemikalien in den Wasserkreislauf und sind somit eine Bedrohung für die verschiedenen Korallen, Seegräser und Wasserlebewesen im Meer. Außerdem gelangen durch das mangelhafte Wassersystem weiterhin menschliche und industrielle Abwässer in das Archipel. Laut Probenuntersuchungen am STRI scheint die Wasserqualität dennoch recht stabil zu sein, obwohl sich wegen Überdüngung (Eutrophierung) bereits ein negativer Anstieg an Plankton und Algen bemerkbar macht. Langfristig könnte dies zu einer Sauerstoffverknappung führen. Ich selbst konnte bei den verschiedenen Bootsfahrten mehr Seegras und Algen als Korallenriffe ausmachen, auch wenn das wahrscheinlich eher meine Ortsunkenntnis zu verdanken ist.

Immer wieder Sorge bereiten Fälle von Korallenbleichung, berichtete mit eine Doktorandin aus Mexiko. Schon kleine Temperaturanstiege im Wasser können zum Hitzestress bei den Zooxanthellen-Algen führen, wodurch diese eigentlich symbiotischen Freunde Giftstoffe produzieren und die Koralle gezwungen ist ihren Energielieferanten von ihrem Kalkmantel abzustoßen.

Ebenso verursacht die gestiegene Landnutzung und Entwicklung entlang der Küstenstreifen Sedimenteintragungen in die Korallenriffe, was bereits zu einer „Erstickung“ vieler Korallenarten in den letzten Jahrzehnten geführt hat (siehe Report: Bocas del Toro Research Station). Dies geht oft einher mit der Abholzung von bedrohten Mangrovenwäldern an begehrten Küstengrundstücken und ist trotz strenger Gesetzlage immer noch ein reales Problem.

Die liberalisierte Landpolitik der panamaischen Regierung führt seit dem Jahr 2000 außerdem dazu, dass immer mehr Immobilienmakler mit den einheimischen Ngöbe und Mestizen um die legal neu definierten Grundstücke konkurrieren. In den Augen westlicher Spekulanten erscheint die lokale Subsistenzwirtschaft als uneffiziente Nichtnutzung, während man dort lieber Residenzen für reiche Amis und Europäer oder Tauchschulen hin bauen will, was regelmäßig zu Konflikten innerhalb der heterogenen Inselbevölkerung führt (siehe: Tourist Invasions). Von unserem schönen Hostel an der belebten Hauptstraße aus, musste ich nur einmal um die Ecke gehen und schon landete ich in der heruntergekommenen Ghettorealität der armen Einheimischen. Insofern lohnt es sich immer einen Blick hinter die Touristenkulisse zu werfen.

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