Wie man zum Traumwandler wird

von 15 luisa  

Es ist Samstag früh als plötzlich eine Blaskapelle vor dem Haus meiner Gastfamilie steht. Der Lärm erzeugt von Tubas, Trompeten und dem Aufheulen der Motoren dutzender Motorräder, die schon den ganzen Tag durch die Stadt ziehen, ist unglaublich. Unser Haus ist zwischen Dach und Wänden offen, so dass wir alles mitbekommen. Ich steige aus dem Bett aber als ich mich neugierig rausschleiche, sind unsere Türen fest verriegelt und in den Zimmern rührt sich nichts.

Die restliche Familie muss wach sein, aber außer dem Hund und mir steht niemand stumm im Wohnzimmer. Ist es gefährlich raus zu gehen? Ich probiere die mit einem Holzpfeiler verbarrikadierte Tür aufzubekommen. Keine Chance. Also spähe ich durch den Türschlitz und sehe den Tumult auf der Strasse. Leider kann ich nur erkennen, dass viel los ist und Blaulicht durch die Strasse blitzt. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.

Es ist 4:30 und ich habe keine Ahnung was gerade passiert ist. Ich frage mich ob ich wach bin. Eine Situation, an die ich mich in dieser kurzen Zeit schon gewöhnt habe. Die Namen der Menschen Oleili, Jumayma, Lionela oder die Namen des Essens: Pinolillo, Guyana oder Bojocho klingen in meinen Ohren nach Fantastischem, etwas was weit von der Realität entfernt ist. Vielleicht weil für mich alles so anders ist, habe ich das Gefühl mich in einem Traum zu befinden. Die Bilder die ich erlebe, sind eindrucksvoll unwirklich. Meistens sind es einzelne Szenen, die mich an der Wirklichkeit zweifeln lassen. Gestern Nacht war ich in einem fremden Haus. Man hatte mich mitgenommen und mich auf einen Stuhl inmitten eines Durchgangs gesetzt. Nur das schummrige Licht einer einzelnen Glühbirne liess mich meine Umgebung erkennen. Es war bereits dunkel und draussen standen Männer um einen grossen Kessel über einem prasselnden Feuer. Von der Decke waren Platten eingezogen. Zwischen dem Gerümpel auf dem Boden hauste ein kleines Hündchen, das unetwegt knurrte. Eine alte Frau trat durch den dritten Eingang und kurz traf Licht ihr faltiges Gesicht. Ihr linkes Auge war milchig und die Augenbraue zerfetzt. Sie funkelte mich an. Die vielen Männer am Feuer, das Licht und der Blick dieser Frau, der mich erschreckte hatte, erzeugten ein Bild, das der Szenarie eines Albtraumes glichen. Ich wusste nicht was ich überhaupt in diesem Haus tat. Auch auf Nachfragen bleibt vieles für mich unerklärlich. Ich gehe abends in diesem Traumland schlafen um morgens von einer Blaskapelle aus dem Schlaf gerissen zu werden. Nur weil ich mich über alles Seltsame wundere, weiss ich das ich wach bin. Und wenn ich irgendwann aufhöre mich über dieses Land zu wundern, so bin ich wohl eingeschlafen. Während ich diesen Blog schreibe, geht das Licht aus und ein Raunen geht durch die kleine Menschengruppe, die sich in unserem Garten versammelt hatte. Ich wundere mich.

BlogNo:03

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