Kreatur zwischen Verachtung und Verehrung

von 15 nawid  

Seit Anbeginn der Zeit, in der es Menschen möglich ist zu dokumentieren, ziehen Berichterstattungen rund um sie weite Kreise. Sei es nun die Höhlenmalerei, religiöse oder mythologische Schriften. Ihre Bedeutung reicht von göttlicher Verehrung bis hin zu verachtender Ehrfurcht. Vielen überkommt ein Schaudern und es läuft ihnen lediglich bei dem Gedanken an ihre Existenz kalt den Rücken hinunter: Die Schlange.

Laut „PLoS Medicine“ werden jährlich mindestens 421.000 Menschen durch Schlangenbisse vergiftet, wovon rund 20.000 an den Folgen dann sterben. Faszinierenderweise gilt das Gift der jeweiligen Schlange auch als essentieller Bestandteil des Gegengiftserums.

Die Station des biologischen Korridors von ARBOFILIA grenzt, ausschließlich durch den Fluss getrennt, am Rande des Carrara-Nationalparks in Costa Rica. Dieser Ort ist bekannt für seine ausgiebige Biodiversität, denn er befindet sich in zwei verschiedenen Vegetationszonen- der trockeneren Region des nördlicheren Teils Amerikas und des feuchteren Süden Amerikas. Unter all den verschiedenen beheimateten Tieren, haben auch Schlangen hier ihr zuhause. Alleine in Costa Rica sind bisher über 140 verschiedene Schlangenarten entdeckt worden. „Nur“ 17 von ihnen sind giftig. In dem Land sterben jährlich 5-10 Menschen durch die giftigen Bisse. Der klassische Vergleich: Im Jahr 2014 wurden 627 Tote bei Verkehrsunfällen registriert .

Die gefährlichste in Costa Rica präsente Gattung ist die Terciopelo. Wobei „gefährlich“ immer eine Definitionssache ist. Bei ihr ist es die Mischung aus ihrem starken Gift und ihrem Verhalten, seltener ihr Revier aufzugeben als andere Schlangen, sobald sich größere Lebewesen wie der Menschen nähern. Sie ist auch bekannt als Lanzen- oder Samtotter. Wie ihr Name verrät, ist eines ihrer Merkmale die samtartige Haut, welche oft vollkommen braun und mit schwarzen Rauten versehen ist.

Ich machte mit ihr schon 4 Mal Bekanntschaft. Ein Freiwilliger des letzten Jahres begegnete der Terciopelo innerhalb eines Jahres und drei Monaten 2 mal. Meinem costaricanischen Arbeitskollegen G. zufolge, befinde man sich in einem „Jahr der Schlangen“. Auf dem Weg zur Arbeit bemerkte ich sie erst gar nicht. Erst als ich gewarnt wurde, nachdem ich beinahe auf sie trat und ungefähr 30 cm neben ihr stand. Doch sie verschwand ohne große Show. Die weiteren 3 Male zeigte uns sie G. stolz wie ein König während der Arbeit, nachdem er sie umbrachte. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er, dass er lediglich die Giftigen töten würde. Auch nach einer Unterhaltung an einer Puplería im nächstgelegen Dorf, sagte mir ein Wirt das Gleiche.


Terciopelo - hier nicht mehr lebendig


Genau an diesem Ort sah ich wie jedoch eine ungiftige Schlange getötet wurde, die erfolglos versuchte zu flüchten. Mit der Begründung sie hätte giftig sein können. Soll man auch giftige Schlangen töten oder ihnen einfach aus dem Weg gehen? Abgesehen von dieser Frage, begründet sich mir das Verhalten der meisten Menschen vor Ort gegenüber den kriechenden Kreaturen, aufgrund einer Angst die so tief in Gesellschaft integriert ist, dass es schlichtweg negative Assoziationen hervorruft. Zudem mangelt es an genügendem Fachwissen, obwohl sie hier kaum ein Leben lang gemieden werden können.

P.S. : Diese Situation ist meiner Meinung nach, nicht nur auf die Schlangenthematik zu beziehen, sondern auch auf die gesamte globale und vor allem mitteleuropäische politische Lage ( speziell im Rahmen der Flüchtlingspolitik) in der wir uns befinden.

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