The worst pain known to man

von 14 lennart


Ein geschickter Kletterer auf niedriger Vegetation.

Was mir bisher im noch jungen Sekundärwald auf dem Gelände meines Projektes nicht gelungen ist, konnte ich bei einem Aufenthalt in der Tiefebene von Puerto Viejo de Sarapiqui nachholen: Die Begegnung mit dem ‘gefährlichsten Insekt des Regenwaldes’, der ‘Bullet Ant’ oder auch ’24-Stunden-Ameisen’ Paraponera clavata. In meinem Beitrag über die Ponerinae habe ich sie bereits erwähnt. Beim Besuch der Primärwälder des Nationalparkes ‘Braulio Carillo’ nahe den Biologischen Stationen ‘La Selva’ und ‘La Tirimbina’ habe ich sie dann gefunden.

Zwar wusste ich, dass es sich bei Paraponera clavata um eine große Ameise handelt, von den 2,5 cm großen Arbeiterinnen dieser Art war ich dann aber doch ziemlich beeindruckt. Ich habe nie mehr als 3 Arbeiterinnen auf einmal gesehen. In diesen kleinen Gruppen bewegten sie sich meist etwa in ca. 1-2 m Höhe auf liegendem und stehendem Totholz auf der Suche nach Nahrung. Bau-Aktivität oder Transport von Nistmaterial habe ich nicht gesehen. Mir wurde aber erzählt, dass die Tiere Erdnester im Wurzelbereich großer Urwaldbäume anlegen.


Arbeiterin von Paraponera clavata

Paraponera clavata gehört zu den größten Ameisen der Welt und ist eine sehr alte und urtümliche Ameisenart. Sie ist die einzige Art ihrer Unterfamilie Paraponerinae, aus der ansonsten nur noch eine weitere, aber bereits ausgestorbene Art bekannt ist. Wie auch die nächstverwandten Ponerinae besitzt sie noch einen Stachel mit einem äußerst wirksamen, lähmenden Gift. Dieses Gift verursacht beim Menschen extreme Schmerzen und hat ihr die Namen ’24-Stunden-Ameise’ oder auch ‘Bullet Ant’ eingebracht, da sich ein Stich wie ein Einschuss anfühlen und dieser Schmerz 24 Stunden lang anhalten soll. Der Stich dieser Ameise ist offiziell der schmerzhafteste Insektenstich überhaupt. Ein Naturführer, der mich im Reservat ‘La Selva’ begleitete, wies jedenfalls die ganze Gruppe daraufhin, möglichst keine Lianen oder Zweige zu berühren, da die Ameisen von dort schonmal auf den Körper gelangen können. Laut seiner Aussage hängt die Reaktion auf einen Stich aber doch sehr von der Empfindlichkeit des Gestochenen ab. Auf manche wirkt das Gift wie ein Wespenstich und klingt bereits nach 5-6 Stunden wieder ab. Angst oder Panik ist vor diesen intelligenten Tieren daher nicht angebracht, vor allem da sie so schnell auch nicht aus der Ruhe zu bringen sind.

Trotz ihrer Wehrhaftigkeit jagen diese Riesen unter den Ameisen aber nur selten andere Kleintiere. Ihre Hauptnahrung besteht aus Pflanzenmaterial und Nektarien, die sie in den unteren Vegetationsschichten nicht weit von ihrem Nest entfernt sammeln. Was ich zu meiner Überraschung von einer Arbeiterin auch vorgeführt bekam, ist das Stridulationsorgan im Gaster dieser Ameise. Damit kann sie bei Bedrohung deutlich hörbare, klickende Geräusche von sich geben und ihre Kolleginnen bzw. einen möglichen Prädator vor ihrem schmerzhaften Stich warnen. Das Vorkommen dieser in Costa Rica noch recht häufigen Art beschränkt sich auf Tiefland-Regenwälder mit einem hohen Anteil an alten Bäumen [Laut unserem Guide sollte man den Begriff ‘alte Wälder’ nicht benutzen, da auch ein tropischer Urwald ständig im Wandel ist, und es immer wieder Bereiche mit vorwiegend jungen Bäumen gibt.]. Außerdem soll die Art vermehrt auf der atlantischen Seite Costa Ricas leben, sodass die Chancen, sie noch einmal auf dem Gelände von Arbofilia zu sehen, doch eher gering sind.


Habitat von P. clavata: Der Regenwald im Nationalpark 'Braulio Carillo'.

Es ist tatsächlich möglich diese beeindruckenden Tiere bei vielen Fachhändlern für Ameisen als Haustiere zu erwerben. Allerdings ist es äußerst schwierig eine Kolonie in einem Tropenterrarium großzuziehen. Beliebt ist die Art neben ihrer Größe vor allem wegen ihrer ausgeprägten Wahrnehmung. So hat man, anders als bei vielen kleineren Ameisenarten, oft das Gefühl, die Tiere würden einen direkt anblicken. Paraponera clavata ist in der Lage über kleine Distanzen zu springen und rückwärts zu laufen. Mit ein bisschen Training ist es auch möglich den Arbeiterinnen beizubringen, angereichtes Futter aus einer Pinzette anzunehmen. Dennoch wird die Haltung nur sehr erfahrenen Haltern empfohlen und ist sehr mühsam und langwierig. Schöner ist es auf jeden Fall, sie in freier Natur zu beobachten.

Ein interessanter 'Erfahrungsbericht' über den Stich dieser Ameise findet sich im Blog des Makrofotografen Alex Wild und rückt ihren furchterregenden Ruf ins rechte Licht.

BlogNo:12

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