Weihnachtsengel

von 15 marleen  

Ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen! Von meinem Laptop kann man das leider nicht behaupten, deswegen gibt jetzt erst -etwas verspätet- die Weihnachtsgeschichte. Aber nicht schlimm, denn wir haben es ja selbst in der Hand, ob wir noch mehr Tage im Jahr zum Fest der Liebe machen wollen ;)

In der Weihnachtszeit hatte ich das Glück einen wahren Engel kennen zu lernen. Wie wahrscheinlich überall auf der Welt erscheint es auch in Costa Rica, als ob der Kapitalismus zu Weihnachten seinen Konsumhöhepunkt feiert, begleitet vom Kaufrauschchaos auf den Straßen, bunten Blinklichtern und Plastikweihnachtsbäumen. Verwirrt betrachtete ich einen riesigen, aufgeblasenen Schneemann in einem Park. Es erscheint so merkwürdig, wenn ein tropisches Land versucht die Weihnachtsstimmung der Länder des Nordens nachzuahmen.





Ist die Weihnachtszeit wirklich nur an äußeren Dingen erkennbar? Was wäre Weihnachten ohne die bestimmte Deko, dem Baum, der Krippe und dem Kranz? Wäre es dann noch Weihnachten? Was ist das überhaupt noch in unserer Zeit?

Der Weihnachtsengel, den ich traf, hatte kein weißes Kleid, keine goldenen Locken und keine Flügel, aber ein großes Herz.

Wir gingen an einem Supermarkt vorbei, vor dessen Tür ein Junge auf dem Boden saß, so ungefähr in meinem Alter. Er fütterte Leckerli für Leckerli seinen vierbeinigen Freund. Während Leute mit prallen Einkaufstüten an uns vorbeigingen und auf ihn herab schauten, kam der Engel sogleich mit dem Jungen ins Gespräch: "Du hast aber einen schönen Hund!“

„Das ist gar nicht mein Hund, aber die Besitzer kümmern sich nicht gut um ihn. Ich jedenfalls kümmere mich um alle Straßenhunde und kaufe ihnen Futter, obwohl ich kaum genug Geld hab für mein eigenes Essen.“ Der Engel schaffte es Vertrauen zum Jungen aufzubauen, der verbittert da saß, ohne zu Hause, ohne Familie, allein, resigniert und ohne Perspektive auf der Straße.

Da ging der Engel plötzlich schnurrstracks mit dem Kommentar: „Scheißgesellschaft!“ und irgendetwas von wegen „alle gehen in die Kirche und keiner tut was…“ in den Supermarkt und kaufte dem Jungen und seinem Hund etwas zu Essen.

Auch, wenn der Junge es sich nicht anmerken ließ, war es wohl das größte Adventsgeschenk für ihn. Wobei das Essen gar nicht so wichtig war, sondern, dass ihn jemand ernst nimmt, mit ihm spricht und ihm sagt: „Du bist viel wert!“

Vielleicht sind es diese kleinen Geschenke, die am wertvollsten sind und die wirklich die Weihnachtszeit ausmachen.

Jeder von uns kann jemand anderem ein Engel sein und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

BlogNo:14

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