Zwischen Hier und Dort

von 15 andreas  

9.496 Kilometer Luftlinie. Eine große geografische Distanz. Und doch wird sie ganz klein, sobald man das Smartphone einschaltet. Whatsapp Nachrichten von Freunden aus Deutschland erscheinen am Bildschirmrand. Google verkündet die neuesten Schlagzeilen und das E-Mail Postfach erinnert daran, was noch alles ansteht. Bei all der virtuellen Nähe des alten zu Hause frage ich mich, wie es früher wohl gewesen ist zu verreisen. Wie anders es sich wohl angefühlt haben muss.

Ohne Internet, ohne Mobilfunk, ohne Festnetz. Wenn, dann nur am Rande etwas von alledem mitzubekommen, was anderswo auf der Welt geschieht. Allein der Gedanke, auf unbestimmte Zeit nicht erreichbar zu sein, und noch viel mehr, niemanden erreichen zu können, also komplett auf sich selbst gestellt zu sein, erscheint mir so fern. Und doch würde ich ihn nur zu gerne Realität werden lassen.

Denn mir scheint sicher, dass man durch diese, so andere Art zu reisen, mehr mitgenommen hat, und eben auch jetzt mehr mitnehmen kann. Der Kopf ist vollständig dort, bzw. hier, nicht nur der Körper. Man muss sich auf die Fremde einlassen, ein Teil von ihr werden, allein schon um nicht zu verzweifeln. Man wird nicht abgelenkt, hat nicht ständig etwas im Hinterkopf, grübelt nicht über eigentlich so entfernte Dinge nach. So hat man mehr Energie zur Verfügung, um vor Ort etwas zu bewirken.

Ich merke es an mir selbst: Das ständige aufs Handy schauen, Nachrichten lesen und mit Freunden aus Deutschland zu kommunizieren, hält mich auf diffuse Weise davon ab, in die Kultur Costa Ricas einzutauchen, so schade es ist. Und ich nehme meistens nicht mal Notiz davon, es geschieht eher unterbewusst. Aber ab und zu fällt es mir auf, wenn ich beispielsweise bei einer Versammlung vor dem Bildschirm hänge, statt mich unter die Leute zu mischen, was in diesem Moment so viel sinnvoller wäre. Einsicht ist der erste Schritt zur BEsserung. Der zweite wurde auch gemacht, zu Handeln, das Internet für eine Weile Internet sein zu lassen und sich auf die Arbeit hier zu konzentrieren. Nur der dritte wird mir schwerer fallen, das Bewusstsein aufrechtzuerhalten, und zu versuchen, mich nach und nach von jedem Seil, oder besser, jeder Kette zu lösen, die mich daran hindert, mich in das neue zu Hause einzufinden, ein Teil davon zu werden.

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