Gegen Alles außer sich selbst

von 15 hannah  

Wir haben den ganzen Vormittag gearbeitet und wollen zurück zu unserer Station gehen, als uns auf einmal die 5-spurige Ameisenstraße auf unserem Weg auffällt. Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Art von Ameisen sehen, aber trotzdem folgen wir diesmal ein wenig ihrer Spur. Sie laufen alle in unserer alten Schuppen. Jedoch können wir keine Straße finden, auf der sie ihn wieder verlassen. Deshalb werden wir neugierig und sind gespannt, was wir vorfinden werden, wenn wir den Schuppen öffnen.

Wir wissen bereits, dass diese Ameisen, bekannt als Treiberameisen, Nester nur aus sich selbst bestehend bauen. Nachdem wir die Schlüssel gefunden haben, betreten wir den mit Fledermäusen und Kakerlaken überfüllten, dunklen Raum und leuchten alles suchend mit unseren Taschenlampen ab. Es dauert ungefähr zwei Minuten bis wir endlich fündig werden. Was wir sehen, ist überwältigend! Die Ameisen - es müssen Millionen sein - haben ein Nest von schätzungsweise 30x30x50cm aufgebaut. Um die Verteidigung der Tiere zu testen, fangen wir uns eine Kakerlake und platzieren sie auf dem „Haufen“. Es dauert nicht eine Sekunde, da ist sie auch schon zwischen den Ameisen verschwunden. Wir beobachten das Nest noch ein paar Minuten, machen Fotos und lassen die Tiere dann wieder in Ruhe. Nachdem der Schuppen wieder verschlossen ist, sehen wir, dass immer noch mehr in den Schuppen laufen. Nach dieser Entdeckung wurde ich neugierig und habe ein wenig recherchiert.


Biwak im Ruhezustand.


mehrspurige Ameisenstraße.


Soldaten in Nahaufnahme mit starkem Kiefer und Stachel.


Soldaten zur Verteidigung bei Störung von außen.

Treiberameisen, auch als Wander-oder Heeresameisen bekannt, weisen immer die gleichen Verhaltensmuster, das sog. „Treiberameisen-Syndrom“, auf.

Dazu gehört das spezielle Jagdverhalten, denn sie jagen ausschließlich in Gruppen. Das konnten wir bei uns auch schon öfter beobachten. Wenn sie auf einem Raubzug sind, dann ist der ganze Waldboden bedeckt und sie nehmen alles an Klein- und Kriechtieren mit, was ihnen in den Weg kommt. Das können täglich bis zu 100.000 sein. Kleinere Wirbeltiere können auch erfasst und getötet werden. Die in Costa Rica vorkommende Art der Wanderameise kann diese jedoch nicht zerkleinern und transportieren. Deshalb werden sie für Aasfresser liegen gelassen. Die wichtigste Rolle bei der Jagd spielen die Soldaten. Sie können mit ihren kräftigen Beißwerkzeugen und ihrem Stachel die Beute leicht töten und transportieren. Als Mensch sollte man auch lieber nicht in die Bahn treten, denn die Bisse und Stiche der Soldaten können ziemlich wehtun und brennen.

Die regelmäßige Platzänderung des Nestes ist ein weiteres typisches Merkmal. Dieses oberirdische Nest wird als Biwak bezeichnet. Wie ich bereits in meinen Beobachtungen feststellen konnte, benötigen sie für den Bau nichts weiter außer sich selbst. Hierbei klammern sich die Arbeiterinnen aneinander und halten das ganze Gebilde zusammen. Durch den gut durchstrukturierten Bau ist die Möglichkeit des schnellen Standortwechsels gegeben. Außen befinden sich in der Regel die älteren Arbeiterinnen, wobei die jungen im Inneren des Nestes sind. Sobald eine Störung des Biwaks eintritt, kommen Soldaten nach außen, um den Bau zu verteidigen. Im Innenraum befinden sich zahlreiche Gänge und Kammern, in denen die Nahrung und die Königin mit Eiern und Larven geschützt sind.

Wanderameisen wechseln aufgrund dieser Merkmale immer zwischen der nomadischen und stationären Phase. In der nomadischen Periode brechen die Ameisen jeden Morgen zur Jagd auf und suchen sich bis zum Abend einen neuen Neststandort. Die stationäre Phase beginnt, wenn sich die Larven verpuppen. Hierzu bleibt das Volk bis zu 3 Wochen an einem Standpunkt. Die Nahrung wird von jetzt nur noch der Königin gebracht, weshalb der Hinterleib stark anschwillt und sie anschließend Eier legt. Zur gleichen Zeit schlüpfen auch die Larven und die neuen Arbeiterinnen verlassen ihren Kokon. Die jungen Arbeitskräfte ziehen anschließend mit auf die Wanderschaft.

Einige Menschen sehen diese Waldbewohner vielleicht eher als eine lästige, unnütze Erscheinung. Andere, zum Beispiel die Massai, nutzen sie aber auch auf eine interessante Art und Weise. Die Mundwerkzeuge der Ameisen dienen zum Nähen von Wunden. Dazu werden sie an die zu verschließende Stelle angesetzt, sie beißen zu und ihre Körper werden abgetrennt. Wieder andere, wie ich, finden Treiberameisen in ihrer gesamten Konstellation sehr beeindruckend und alles andere als störend. Ich freue mich jedes Mal, wenn sie meinen Weg kreuzen und ich sie beobachten kann.

BlogNo:07

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