Die Geschichte einer jungen Kubanerin

von 15 rojin  

Es ist 21:16 mittelamerikanischer Zeit und ich bin aus Nicaragua wiedergekommen und sehr dankbar dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, ein weiteres Land in Zentralamerika bereist zu haben. Doch etwas betrübt meine Freude: es ist die Geschichte einer jungen Kubanerin.

Nach dem Zwischenseminar unserer Organisation (kaum zu glauben, dass mehr als die Hälfte meiner Zeit in Costa Rica schon rum ist), beschlossen einige meiner Mit-Freiwilligen und ich spontan nach Nicaragua zu reisen für einige Tage. Angekommen an der Grenze, ließen wir flott unsere Pässe stempeln, bezahlten Ausreisegebühren und waren kurz davor die Grenze nach Nicaragua zu überqueren als einige Zelte mit vielen Menschen unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Auf bemalten Blättern und Kartons stand überall „Ayuda para los cubanos“ (deutsch: Hilfe für die Kubaner) und Neugier stieg in mir auf. Schon Wochen zuvor hörte ich von meiner Gastfamilie, dass momentan viele Kubaner auf der Flucht seien und man an den Grenzen aufpassen solle, aber ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nichts Genaues darunter vorstellen.

Eine junge Kubanerin fiel mir direkt ins Auge, sie saß auf dem Boden, war wunderschön und hatte eines von diesen Lächeln, die etwas Trauriges verbargen. Ich fragte sie wohin wolle und sie sagte „los estados unidos“ (USA) und ich wollte wissen, warum. Sie erzählte mir, sie sei seit 6 Jahren unterwegs, weil es in Kuba keine Arbeit gibt, deshalb will sie in die Staaten, um ihrer Familie Geld zu senden. Ihre Augen wirkten müde, ein Augenaufschlag kostete sie Kraft, aber dennoch war noch Hoffnung in ihren Augen zu erkennen.

Die Süddeutsche schreibt, es sei eine „Flucht vor der Versöhnung“, denn seit dem Ende des Kalten Krieges herrscht für Kubaner ein bevorzugtes US-Einwanderungsgesetz, doch dieses Gesetzt scheint aufgrund möglicher baldiger Versöhnung aufgehoben zu werden. Dies habe eine große Migranten Bewegung ausgelöst und so versuchen die Kubaner die US-amerikanische Grenze noch vor der Versöhnung auf dem Landweg zu erreichen, weshalb sie auch durch Zentralamerika passieren.

Nachdem ihnen Costa Rica ein Transitvisum gegeben hat, um die nördliche Grenze zu passieren, lässt Nicaragua die Kubaner nicht durch.

Das Schicksal der jungen Frau und auch das vieler anderer Menschen auf der Flucht, nahm mich total mit, vielleicht aus schlechtem Gewissen darüber, dass ich als Europäerin einfach über die Grenze kann, überall hin reisen darf und fast überall auf der Welt ein Visum bekomme, weil ich Deutsche bin. Und sie, sie wartet seit 6 Jahren und kann sich nicht einmal in ihrem Kontinent frei bewegen.

Seither kreist der Gedanke in meinem Kopf, warum es geografische Grenzen gibt? Warum kann nicht jeder dort leben und arbeiten, wo er möchte?

BlogNo:04

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