Alltagsgeschichten

von 15 louisa  

Generell ist das Leben hier ein bisschen wie im Zoo, da ich nur die Augen aufhalten muss und all diese abgefahrenen Tiere sehe und andererseits bin ich selber das Tier im Zoo, da man hier als blondes Mädel öfter angesprochen wird, als man mitzählen kann. Es wurde schon mit begeisterten „Olala's“ auf uns gezeigt, wir wurden beklatscht, aus dem Taxi angeschrien und mit vergeblichen Anmachen wie: „Hola, Hey, Hi, ok Bye“ angesprochen.

Aber auch das ändert nichts daran, wie wohl ich mich hier fühle. Alles scheint ein bisschen entspannter zu sein und die Leute nehmen alles ein bisschen lockerer. Zudem sind sie so super offen, dass man zwangsweise ständig neue Leute kennenlernt.

Der Großteil meines Alltages hier besteht aus meiner Arbeit. Dazu gehört für ASCONA (die Organisation mit der ich arbeite) zweimal die Woche die Bibliothek aufzumachen und Kurse für die Leute hier anzubieten. Im Moment haben wir alles von Nachhilfe, Kunstkursen, Schwimmunterricht, Spielestunden bis Englischunterricht. Wir veranstalten einmal die Woche einen Filmeabend und helfen im Community Garden. Unser einziges Problem ist, dass es häufiger vorkommt, dass keine Leute zu unseren Angeboten kommen. Viele Leute vergessen einfach wieder, dass es etwas gibt, da die Leute hier meistens nicht großartig Pläne machen, sondern alles spontan entscheiden.

Ansonsten habe ich noch bei Schulbesuchen von EducaOsa, die sich für Umweltbildung einsetzen, mitgeholfen (siehe Video) und wir haben eine große Weihnachtsfeier für die Kinder veranstaltet. Für diese habe ich ungefähr eine Woche ein Pinata gebastelt und muss sagen, ich war auch echt traurig als sie am Schluss zerstört wurde!

Ein großer Unterschied zu Deutschland ist das Essen. Denn trotz all seiner schönen Seiten hat Costa Rica eine Kehrseite für alle kulinarischen Feinschmecker. Von Abwechslung kann man hier nämlich nicht gerade reden.

Morgens: Gallo Pinto (Costa Ricas „Nationalgericht“, Reis mit Bohnen angebraten mit Knoblauch, Koriander und co.) meistens mit Rührei und mit Glück noch mit angebratenen Platanos (Kochbananen) oder zu Chips frittiert.
Mittags: Reis mit Bohnen und meist einer Gemüsebeilage (Fleisch für alle Nicht-Vegetarier) oder wahlweise auch mal Suppe.
Abends: Bohnen mit Reis ;) und wieder Gemüse, Fisch oder Fleisch als Beilage und mit Ei oder Platanos.
Das ganze wechselt sich ab und zu mit Nudeln oder ähnlichen ab. Und natürlich nicht zu vergessen, dass es hier tausend leckere Früchte gibt, die das ganze wieder ausgleichen. Wie zum Beispiel, das Fruchtfleisch von Kakao, Mamones (litschiartige, stachlige kleine Früchte), Pipas (Kokosnüsse), Avocado, Mango oder Papaya.

Und ob man's glaubt oder nicht, gewöhnt man sich echt an alles, da ich mich mittlerweile schon immer richtig auf meinen Reis freue, den ich in Deutschland sonst höchstens ein/zweimal im Monat mit Meckern gegessen habe.

Der nächste große Unterschied ist die Fortbewegung hier. Nach einiger Zeit in Costa Rica merkt man nämlich, dass die Zeit hier langsamer zu vergehen scheint bzw. für alles mehr Zeit in Anspruch genommen wird. Die acht Stunden, die wir von Puerto Jimenez nach San Jose brauchen, kommen mir schon gar nicht mehr so lang vor. Durch die Berge und verschieden Klimazonen sucht sich der Bus seinen Weg nordwärts in Richtung San Jose. Die Reise führt durch Nebelwälder, die wie ein verwunschenes Märchenland aussehen und mich jedes Mal aufs Neue verzaubern und vorbei an 1000en Palmölplantagen, mit ihren meterhohen Palmen, die perfekt in Reih und Glied gepflanzt sind. Durch diese Perfektheit wirken sie so unnatürlich und abstoßend, dass sich innerlich immer alles bei mir zusammenzieht, wenn wir daran vorbeifahren.

Generell ist die Fortbewegung hier etwas beschwerlicher als wir es von Deutschland gewohnt sind. Sogar mit dem Fahrrad ist jeder Weg ein Abenteuer, da die Straßen so von Schlaglöchern übersäht sind, dass sie mehr Ähnlichkeit mit einer Kraterlandschaft haben, als mit einer Straße. Auch ist der Verkehr hier einfach verrückt. Bei meinem ersten Besuch in San Jose schwor ich mir, zumindest in der Hauptstadt mich nicht freiwillig selbst ans Steuer zu setzen. Hinter das Rätsel ob Costa Rica überhaupt Verkehrsregeln besitzt, bin ich noch nicht ganz gekommen, aber falls ja, scheint es so, als würde sie niemand beachten.

BlogNo:06

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