Arbeitsplatz Agroforst

von 15 klara  


Vanillepflanze im Agroforst

Frühs um halb sieben fahre ich mit meinem Rad zur Arbeit. Ich verlasse die Stadt und biege auf einen steinigen Feldweg ab der mich zu meinem Arbeitsplatz führt. Trotz der frühen Stunde ist es schon warm. Links und rechts des Weges bedecken Plantagen, auf denen Bohnen, Maniok und Ananas angebaut werden, den Boden. Es gibt kaum einen Baum. Mittags ist die Hitze auf dem Weg kaum aushaltbar.

Nach 15 Minuten Fahrt ändert sich das Landschaftsbild: Die in Reih und Glied gepflanzten Ananas enden abrupt und es folgt etwas, das von weitem aussieht wie eine grüne Wand. Hohe Bäume säumen jetzt den Weg. Ich bin auf meiner Einsatzstelle angekommen, der Finca „La Esperanzita“. Im Vergleich zu den anderen Fincas sieht es dort viel grüner aus, denn statt Monokultur betreibt die Finca eine spezielle Form der Mischkultur: den Agroforst. 9,5 manzanas (ca. 6,65 Hektar) Agroforst gibt es auf der Finca, in dem wir Freiwilligen hauptsächlich arbeiten.


Kakaobaum mit Früchten im Agroforst

Doch was ist ein Agroforst überhaupt? Laut der wissenschaftlichen Definition kombiniert ein Agroforst einjährige Nutzpflanzen mit verschiedenen Gehölzen, sodass ein landwirtschaftlich nutzbarer Forst entsteht. Bei uns sieht das so aus, dass Kakao als Hauptanbaufrucht gepflanzt wurde, d.h. die meisten Bäume sind Kakaobäume, dazwischen Kaffee als zweitwichtigstes Produkt und zur Diversifizierung noch etliche Fruchtbäume und Gewürze wie z.B. Kokos, Bananen, Zimt, Vanille und Ingwer.

Als Arbeitsplatz ist der Agroforst wirklich ein wunderbarer Ort: Immer blüht und grünt es. Es ist Leben da; es summt und brummt und zwitschert von allen Seiten. Ab und an erhascht man einen Blick auf eine Schlange oder einen außergewöhnlich bunten Vogel. Mit viel Glück kann man auch ein Faultier sehen, dass gerade durch die Baumwipfel wandert. Außerdem gibt es fast immer etwas zu ernten: Jeden Monat trägt ein anderer Baum Früchte und in den Arbeitspausen wird dann fleißig genascht.

Der einzige Nachteil sind die Moskitos und Wespen, die sich besonders gerne im Agroforst aufhalten (Wer kann es ihnen übel nehmen? Die Monokulturplantagen nebenan sind einfach nicht so schön zum Leben…) und an manchen Tagen zur Plage werden können. Doch dies gehört eben auch dazu, wenn man naturnahe Landwirtschaft betreibt.


typische Ananasplantage auf meinem Arbeitsweg

Im Vergleich zu den Arbeitern auf den Ananas- und Maniokplantagen können wir uns wirklich glücklich schätzen im Agroforst zu arbeiten, da es dort immer schattig ist, was gerade in der tropischen Sonne von Vorteil ist. Allerdings ist es auch immer ziemlich feucht: Durch die Bäume wird das Wasser im Boden gespeichert und verdunstet langsam wodurch ein feucht-heißes Klima entsteht. Dies ist jedoch immer noch angenehmer als in der prallen Sonne zu arbeiten.

In der Nachmittagshitze schwinge ich mich wieder auf mein Fahrrad um nach Hause zu fahren. Während ich fest in die Pedale trete, prallt mir die Sonne auf den Kopf, der Schweiß rinnt mir die Stirn hinunter und ich bin wirklich dankbar, dass ich die Tropensonne nur auf dem Heimweg ertragen muss.

BlogNo:06

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