Odyssee in Panama

von 15 marleen  

Oder die Bestätigung, dass man in Latein Amerika nie sicher von etwas ausgehen kann und deshalb immer ein Paket Spontanität, Geduld und Gelassenheit im Gepäck haben sollte!

Wie verabredet kam ich am trubeligen Busbahnhof von Santiago de Veraguas in Panama an, aber der Bekannte, der mich abholen wollte, war nirgends zu sehen. Dummerweise stellte ich erst viel zu spät fest, dass ich ihn nicht kontaktieren konnte, weil meine costaricanische Telefonkarte in Panama nicht funktioniert.

Zum Glück gibt es ja noch W-Lan, dachte ich. Aber das anzuzapfen stellte sich schwieriger heraus, als ich es mir erhofft hatte. So lief ich in der Mittagshitze etwas verloren durch die fremde Stadt im fremden Land und fragte in jedem Café, wo ich immer wieder zu anderen Orten geschickt wurde.



Irgendwann fand ich eins, das mir die nötige Verbindung zur Welt geben konnte. Aber der Bekannte war nicht zu erreichen! Die öffentlichen Telefone wollten auch nicht so recht funktionieren! Die ganze Aktion war mal wieder super spontan und nicht groß geplant. Enttäuscht und ärgerlich, dass ich durch so viel Spontanität vergessen hatte, nach seiner Adresse zu fragen, sprach ich eine Frau an. Sicher würde mir jemand kurz sein Handy leihen.

Die Frau stellte mir, nach meinem Empfinden, viel zu viele Fragen und schimpfte, dass es doch viel zu gefährlich sei, hier einfach Leute nach Hilfe zu fragen. Gefährlich kamen mir aber eher ihre beiden miltäruniformierten Kumpels vor, die plötzlich mit Maschinengewehr und Motorrad angefahren kamen. Die Frau, die mich verhörte, stellte sich als Polizistin in Zivil heraus. Sie jagte mir echt einen Schrecken ein, da ich sofort mit auf die Wache kommen sollte. Irgendwie fand sie es ganz verdächtig, dass mein Kumpel überhaupt nicht zu erreichen war.

In der Wache kam mir gleich ein Gefangener mit Handschellen an einer Kette und Schrammen im Gesicht entgegen. Wie ich später herausfand ist die Wache auch das Gefängnis mit 200 Inhaftierten. Mir wurde jedoch weitergeholfen und so konnte ich meine Freundin, die Anthropologin Anabelle, anrufen. Mit ihr war ich vorher unterwegs gewesen. Sie empfahl mir ein kleines Hostel.

Kurze Zeit später kam ich ziemlich erleichtert dort an. Irgendwie schien jetzt alles bedrohlicher nach der Warnung der Polizisten. Das eingezäunte Hostel. Die Bedienung durch ein kleines Fensterchen in der vergitterten Tür. So fragte ich, ob ich überhaupt noch alleine im Dunkeln raus gehen könnte. Meinen leeren Magen hatte ich schon viel zu lange ignoriert. Kein Problem. Laura, die Angestellte, bot mir trotzdem an mich zu begleiten, nachdem ich ihr von meiner kleinen Odyssee berichtete.

Grade, als ich mich fertig machte um loszugehen, rief die Polizei im Hostel an. Man wolle mich zum Essen einladen. Was?! Ziemlich misstrauisch, willigte ich ein, schließlich würde mich Laura ja begleiten.

Im Park trafen wir den Polizisten, der mir zuvor weitergeholfen hatte. Fast hätte ich ihn ohne Uniform kaum erkannt. Außerdem konnte ich es erst nicht glauben, als ich seine ziemlich roten Augen sah! Diese sagten mehr über ihn aus, als er den ganzen Abend von sich Preis gab. 12 Stunden pro Tag als Polizist verkleidet zu sein, machen anscheinend ziemlich steif. Es war nicht möglich eine normale Unterhaltung mit ihm zu führen. Seine Fragen glichen einem Verhör.

Nach dem Essen fragte er, ob wir noch einen "Fresco" trinken wollen, im costaricanischen Spanisch heißt das Saft. Aber in Panama anscheinend nicht, wie mir schnell klar wurde, als wir in der Sportbar mit all den blinkenden Spielautomaten ankamen. Sobald unser Bier halbleer war, füllte er immer wieder nach.

Die ganze Situation wurde mir unheimlich. Als der Polizist einen Anruf bekam, machten wir uns aus dem Staub.

Wieder im Hostel wurde mir klar, dass man hier niemanden so wirklich schnell vertrauen sollte. Weder einem Kumpel noch der Polizei.

BlogNo:17

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