Und plötzlich ist er einfach da…

von 15 klara  


Kaffeeblüte, vertrocknet


Ein unbeliebtes Thema in Deutschland. Meistens wird es schnell verdrängt. Man liest wieder einen Zeitungsartikel und nimmt sich vor zukünftig ein bisschen mehr Rad zu fahren aber nach einer Woche ist der Vorsatz wieder vergessen. Klimawandel. Das klingt so utopisch und weit weg. Doch hier in Nicaragua ist das anders: Der Klimawandel ist längst Realität. Blühte der Kaffee auf der Esperanzita (1) sonst im Mai (Ende der Trockenzeit), hat er dieses Jahr schon im Dezember (Anfang der Trockenzeit) angefangen, was sich schwerwiegend auf die Ernte auswirkt: Während der Trockenperiode trocknen alle Früchte ab. Es gibt kaum noch Ertrag.


Redet man mit den Bauern, erzählen sie einem alle dasselbe: Das Klima hat sich stark gewandelt in den letzten 15 Jahren. Das Wetter ist kaum noch berechenbar. Teils gibt es Überschwemmungen durch starke Regengüsse und teils vertrocknet die ganze Ernte, da wochenlang kein Regen fällt. Die traditionellen Pflanzzeiten nach bestimmten Monaten kann man eigentlich vergessen.


Laut Forschern ist das alles andere als eine natürliche Schwankung oder eine Laune der Natur: „Laut Klima-Risiko-Index von German Watch gehört Nicaragua zu den 10 Staaten, die während der letzten 20 Jahre am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffen waren“ (2)


Als bekanntes Beispiel gilt Hurrikan Mitch, der 1998 in Mittelamerika wütete und welchem mehr als 19.000 Menschen zum Opfer fielen. Nicaragua war besonders stark durch die mit dem Sturm einhergehenden Regenfälle betroffen. Viele Landstriche wurden durch Überschwemmungen und Schlammlawinen verwüstet und tausende Menschen waren über Nacht obdachlos.


Damit ein tropischer Wirbelsturm entstehen kann benötigt er eine Oberflächentemperatur von mindestens 26 Grad sowie eine ausreichend tiefe Warmwasserschicht. (3) Die Anzahl tropischer Wirbelstürme in der Nordatlantikregion hat in den letzten 30 Jahren zugenommen, was mit einem natürlichen Erwärmungszyklus der Oberflächentemperatur des Atlantik begründet wird. (4) Forscher streiten sich immer noch darum wie viel der Mensch tatsächlich die Erwärmung des Atlantiks durch Treibhausgase beeinflusst, dass er sie beeinflusst ist jedoch längst erwiesen. Prognosen rechnen vor allem im Atlantik mit einer Zunahme von Wirbelstürmen. Weltweit soll die Intensität der Wirbelstürme steigen. (5)



Höchstwahrscheinlich 100 % Ernteausfall. Dieses Jahr blühte der Kaffee 3 Monate zu früh.
Doch zurück zum Kaffee: Die Esperanzita ist nicht die einzige Finca die unter schlechter Kaffeeernte leidet. Durch die gestiegenen Temperaturen tauchen neue Krankheiten wie Kafferost auf. Diese Krankheit kommt eigentlich aus Afrika, hat sich aber in den letzten Jahren von Ecuador bis Mexiko in ganz Mittelamerika ausgebreitet. Es wird ein direkter Zusammenhang mit dem Klimawandel vermutet, da der Kaffeerost bevorzugt bei höheren Temperaturen auftritt. (6) Durch die schlechten Wetterverhältnisse ist die Kaffeeernte in den letzten Jahren in ganz Nicaragua zurückgegangen. Vor allem viele Kleinbauern leiden darunter. (7) Dazu kommen noch die fallenden Preise für Rohkaffee auf dem Weltmarkt, durch die Überproduktion in anderen Ländern wie Brasilien. Man muss sich also nicht wundern, wenn der Fairtrade-Kaffee um einiges teurer ist.


Vielleicht ist der Klimawandel auch in Deutschland schon näher als wir denken, wir bekommen die Auswirkungen nur nicht so stark zu spüren, da im Vergleich zu Nicaragua viel weniger Menschen im Landwirtschaftssektor beschäftigt sind. Gerade deshalb glaube ich, dass es besser ist das Rad zu nehmen, als das Auto auch wenn es für das Globalklima keinen großen Unterschied macht. Doch zeigt man mit solchen kleinen Aktionen seine Solidarität mit Menschen in anderen Ländern die stärker vom Klimawandel betroffen sind als wir. Wir sollten nie vergessen, dass wir nicht alleine auf dieser Erde wohnen.



(1) Fundacion la Esperanzita, Nueva Guinea, Nicaragua: Einsatzplatz der Freiwilligen
(2) http://www.energiewendebuendnis.de/Klimaschutz/klimaschutz.html. 04.03.2016.
(3) http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Tropische_Wirbelst%C3%BCrme#Entstehung_und_Funktion
(4) http://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Tropische_Wirbelst%C3%BCrme_und_globale_Erw%C3%A4rmung#cite_note-knutson2010-0
(5) http://proclimweb.scnat.ch/Products/ClimatePress/ClimatePress23D.pdf
(6) http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/klimawandel-bedroht-die-kaffee-ernte-mittelamerika-0
(7) http://www.gepa.de/home/tipps-themen/matagalpa-zu-gast-bei-der-gepa.html

BlogNo:07

5 Kommentare

Kommentar von: Michi [Besucher]

Super Bericht, man merkt du hast dich mit dem Thema beschäftigt. Beklagen sich die Bauern über insgesamt höhere Temperaturen oder einfach nur über die größeren Schwankungen?

Kommentar von: Uray [Besucher]  

Sehr guter Bericht! Man merkt die Sachkenntnis des Verfasserin.
Durch die Abholzung, besser gesagt, übermäßigen *Kahlschlag* kommt es zu einer Störung des Wasserhaushalts, oder sogar zum Ausfall der Wasserresourcen, da der Wald als Puffer wegfällt. Erosion, mangelnde Niederschläge und der nun fehlende Windschutz tun ein Übriges. Wenn schon Abholzung, dann macht dies nur nach *streng forstwirtschaftlichen Kriterien* Sinn. Die Kahlschläge in Mittel- und Südamerika sowie Indonesien der letzten Jahre gehen aber eindeutig zu weit. Geldgier, Profitinteressen von Großkonzernen, Landgrabbing und die massive Mißachtung der Menschenrechte der Indigenen kommen dazu. Auch Vertreter der Wirtschaft müssen lernen, dass Ökosysteme Belastungsobergrenzen haben. Werden diese überschritten, kann dies im schlimmsten Fall zur Desertifikation (Verwüstung) führen. Die Aufforstungsprogramme von ProRegenwald sind somit sehr wichtig und sinnvoll.
Im historischen Europa wurden diegleichen Fehler gemacht, als für die Schifffahrt und Brennholz massiv Wälder abgeholzt wurden. Mir ist völlig unverständlich, warum nun dieselben Fehler wieder in Mittel- und Südamerika (teilweise auch Kanada und Afrika) begangen werden. Anscheinend mangelt er hier an Denkvermögen.

Kommentar von: Eike [Besucher]

Klara, du hast hiermit einen sehr guten Bericht verfasst!
In vielen Texten werden meistens nur die ökologischen Auswirkungen geschildert und ich finde es auch sehr schön dass du außer diesen auch noch die Probleme der Menschen mit so einer Nähe zu ihnen beschrieben hast. Hoffentlich fassen es sich dafurch noch ein paar mehr Leute ans Herz und erkennen die Wichtigkeit der aktiven Unterstützung im Kampf gegen den Klimawandels.

Kommentar von: Klara [Besucher]

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich freue mich, dass euch der Artikel gefallen hat!

@ Michi: Von den meisten Leuten bekommt zu hören, dass sich Regen-und Trockenzeiten verschieben. Hier in Nueva Guinea (tropisch-feuchte Zone) sagen die Leute vor allem, dass der Regen drastisch zurückgegangen ist. Sogar Jugendliche haben mir erzählt, dass sie sich erinnern, dass es in ihrer Kindheit mehr geregnet hat.
Ich vermute, dass es an der Abholzung in der Region liegt. Aber das wirkt sich ja wiederum auch auf den Klimawandel aus.
Das die Leute sich über höhere Temperaturen beschweren habe ich aber noch nicht gehört.

Kommentar von: Jeanne [Besucher]

Hallo zusammen,

Vor weg: Wen Klara´s Beitrag motiviert hat gegen den Klimawandel vorzugehen, kann das ganz schnell, bequem & effektiv tun:
https://www.betterplace.org/de/projects/43646-baumpaten-gesucht-unterstutze-die-regenwaldaufforstung-in-costa-rica

Alles was Klara in ihrem Artikel schildert kann ich ebenfalls aus eigenen Erfahrungen bestätigen. Auch in Guanacaste(Costa Rica) sind die Veränderungen gewaltig.

Dieses Jahr sind die ersten Regentropfen mitte April auf den Boden von Guanacaste geplätschert. Vor nur 5 Jahren waren, die in diesem April noch ausgetrockneten Flussbette schon reisende Flüsse. Und selbst in den regenreichsten Monaten wird der frührere Wasserstand von vor nur wenigen Jahren nicht mehr im geringsten erreicht. Vor nur ein paar Jahren führten die Flüsse immer Wasser, die in den letzten Jahren für ca. 5 Monate ausgetrocknet waren.

Auch finde ich es wichtig zu sagen, dass der Klimawandel auch in Deutschland schon deutlich spürbar ist, das Wetter ist wechselhaft, die Jahreszeiten nicht mehr so charakteristisch und Wetterextreme, wie Stürme und Überschwemmungen, sowie sehr extrem Temepraturen nehmen zu.

ein sehr gelungener Artikel. Daumen hoch.


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