Flaschenkunst auf der Feria del Agua

von 15 marleen  



Tage, Tage mit Bedeutung, Tage mit Widmungen, Tage des Gedenkens. Es gibt viele solcher Tage, denen wir bestimmte Themen zu ordnen und an denen wir dann besonders an das ein oder andere denken. Halten kann man davon, was man will. Warum sollte denn nur der 14.02 der Tag der Liebe sein? Der 22.03. Tag des Wassers? Der 22.04. Tag der Mutter Erde? Der 10.12. Tag der Menschenrechte?

Jeder Tag ist des Wassers, der Liebe, des Friedens, wenn wir daran denken und danken. Aber wahrscheinlich ist es in unserer Welt wichtig den Themen ein spezifisches Datum zuzuordnen, so dass es wenigstens einmal während des Alltagstrotts in unser Bewusstsein gerufen wird.

In Costa Rica werden viele dieser Tage in Feiern, Veranstaltungen oder kleinen Nachrichten: "Feliz Dia de la Mujer!" ("Einen glücklichen Tag der Frau!") zelebriert. Diese Feste können sehr schön sein.



So auch der Tag des Wassers. Die ASADA Gutierres Brawn, der im Süden von Costa Rica gelegenen Region Coto Brus, stellte gleich eine ganze Feria, einen Markt auf die Beine: Die "Feria del Agua".

Diese Organisation auf Gemeindeebene ist für die Wasserversorgung eines bestimmten Gebietes dort zuständig. Als ich das letzte Mal mit Anabelle unterwegs war, hatte ich die Leute der ASADA schon kennengelernt und das kleine Dorf, in dem nun die Feria veranstaltet wurde. Anabelle ist nämlich für die Umweltbildung auf der Feria verantwortlich gewesen und hatte schon Monate vorher die Schulen in den umliegenden, abgelegenen Gemeinden besucht. Ich durfte sie dabei begleiten und assistierte ihr bei den Workshops mit den Kindern, während denen sie selbst zum Kind wurde und ihnen die Relevanz des Wassers vermittelte.

Am Ende malten die Kinder ein Plakat für die Veranstaltungen. Ursprünglich war die Idee, dass sie mit ihren Werken dann an einem Wettbewerb teilnehmen. Zu großer Empörung von Anabelle, die Leistungsdruck und Konkurrenzansporn für Kinder schon längst abgeschrieben hatte. Ihre Idee war es, dass alle Kinder mit eingebunden werden, alle beitragen, jeder wichtig ist, jedes Kind ein Künstler und die Plakate dann überall in den Gemeinden aufgehängt werden, um die Leute zu informieren.



Vielleicht erinnert ihr euch noch an Anabelle. Ich hatte sie schon vorher mal in ein paar Artikeln erwähnt, über Themen, die mir bei unseren Kurztripps in den Sinn kamen: Was unser Kaffee mit den Indigenen zu tun hat… und Weihnachtsengel.

Es ist einfach so bewundernswert, wie viel Power diese Frau in ihrem Alter hat, so viele Aktionen stellt sie auf die Beine und bei Ungerechtigkeiten schaut sie nie weg und nennt die Dinge beim Namen.

Also lud sie uns Freiwilligen ein, bei der "Feria del Agua" mit zu helfen. Ganz überrascht war ich, zu sehen, wie viel Leben in dem Dorf plötzlich war, das ich so ruhig in Erinnerung hatte. Die Leute erinnerten sich sogar auch noch an mich und empfangen uns mit einer unglaublich großen Gastfreundschaft. Es wurde sogar eine Party organisiert extra für uns!







Um den Kindern den Weg des Wassers und den Zusammenhang zwischen dem Wasser und dem Wald zu verdeutlichen, gestaltete sie den "Camino del Agua" (dt. Den Weg des Wassers). Wir Freiwilligen halfen beim Aufbau. Aber da im Vornherein nicht so klar war, wo wir dort sonst noch mithelfen sollten, kam mir die Idee einen kleinen Workshop für Kinder auf der Feria zu gestalten.

In der letzten Zeit war das Thema Müll bei mir ziemlich präsent - der drängt sich schließlich jeden Tag in mein Blickfeld - und so wusste ich gleich, dass eine Upcycling - Bastelaktion bestimmt etwas ist, woran sich die Kinder freudig, kreativ austoben und zugleich noch lernen können, was sich alles aus Plastikflaschen zaubern lässt.

Zu meiner Überraschung waren echt viele Kinder interessiert und konnten sich lange, konzentriert mit den Farben und Plastikflaschen beschäftigen. Mich berührte es, zu sehen, wie sie sich für so einfache Dinge, wie eine zerschnittende Flasche zu bemalen, begeistern ließen. Für viele war schon der Wunsch "Quiero pintar!" (dt. ich will malen!) der größte Auslöser an unseren Stand zu kommen. Als dann irgendwann unser Plastikflaschenbestand leer wurde, bekamen die Kinder den wichtigen Auftrag selbst Flaschen zum Basteln zu suchen. Auf dem Veranstaltungsgelände würde sich das bestimmt nicht schwierig gestalten. So konnten sie dann direkt den Zusammenhang verstehen, zwischen dem Müll, der oft achtlos weggeschmissen wird und den schönen Sachen, die wir daraus basteln können. Tatsächlich sammelten sie so einige Flaschen zusammen.

Zuvor hatte ich aus dem Internet demonstrative Bilder ausgedruckt, die den Kindern Anregungen geben sollten. Aber auch Erwachsene machten Halt und waren ganz begeistert. Der Renner war der Besen aus Plastikflaschen:

Wir brauchen Mehr Kreativität für unseren Müll!

Wir bastelten viele Blumen, Stiftehalter und andere bunte Behältnisse. Einige Kinder fragten sogar, ob sie das tatsächlich mit nach Hause nehmen dürften oder ob man das kaufen könne!

Ich hoffe einfach, dass wir ihnen ein bisschen Inspiration, Anregung und Kunst mit auf den Weg geben konnten, ganz ohne Geld.

BlogNo:28

1 Kommentar

Kommentar von: Anna [Besucher]

Ich finde Deine Plastikflaschen-Aktion wirklich toll! Das Thema Plastikmüll ist ja auch hier in Deutschland sehr präsent. Und das, obwohl wir ein Pfandsystem und kostenpflichtige Plastiktüten haben.


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