Ein Indianer kennt keinen Schmerz

von eva_m_10  

Erst, wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann. Während es in vielen Teilen Costa Ricas schon soweit ist, findet sich im Indianerterritorium Conte Burica, an der südlichsten Spitze Costa Ricas noch Reste der Ursprünglichkeit. Sowohl am Flusslauf und Wald, als auch im Lebensstil und Gedankengut der Ngöbe-Indianer.

Im kleinen Dorf Las Vegas, das man über komplizierte Transportmöglichkeiten und einen 45minütigen Spaziergang durch den Fluss „Río de la Vaca“ hinauf erreicht, leben die Menschen ohne Strom und Telefon in kleinen einfachen Holzhäusern. Die Familien sind es gewohnt auf dem Fußboden oder auf harten Holzbetten zu schlafen.

Gekocht wird an einer Feuerstelle, die sich bei jedem Haus unter einem ausgelagerten Palmendach befindet. Der intensive Geruch der Plumpsklos zieht öfters mal in die Nase und mit etwas Unglück, überrascht einen eine Giftschlange aufm Klo, wie es mir tatsächlich einmal passiert ist. Fließend Wasser gibt es nur bedingt bis bei den Häusern und es fließt durch einen offenen, verschmutzten Wassertank. Bei Regen kommt es braun aus der Leitung. Das einzige Lädchen für Einkäufe befindet sich eine halbe Stunde Fußweg entfernt, wo sich die Basislebensmittel mit Wucherpreisen kaufen lassen.

Kennen gelernt habe ich die Ngöbe Indianer auf einer Ebene des Humors bis hin zum sichtbarem Vertrauen. Die vielen Kinder sind ein einprägsames Element des täglichen Lebens und ihr kindliches Lachen schallt über die Hügel bis zur naheliegenden Grenze zu Panamá.

Nach langer Zeit Beobachtungsmodus und Reflektion stellte ich - und so auch meine vorher schon angereiste Mitfreiwillige Eva - fest, dass nicht alles so idyllisch ist, wie es auf den ersten Blick erscheint: Den Umgang mit Geld haben sie überhaupt noch nicht gelernt in diesem Indianerdorf - und es gibt auch viele Probleme mit Ernährung und Ausbildung und auch mit dem, was man als nachhaltiges Wirtschaften bezeichnen würde.

Beispielsweise wäre es erlaubt, im Wald Bäume zum Bau der eigenen Häuser und für Feuerholz zu schlagen. Leider gelangt die STIHL Motorsäge jedoch immer wieder in die Hände findiger und vom modernen Lebensstil beeinflusste Köpfe. Fast täglich knattert die Säge irgendwo im Wald und genannt wird immer nur ein Name, wenn man fragt, wer das wohl sei.

Auf dem Rückweg eines Besuches bei einem Häuptling und seiner Frau, kamen wir an fünf uns bekannten Männern vorbei, die wahrhaft schamlos am Wegrand einen ordentlichen Crystobal umgeschlagen und sofort zu Brettern zersägt haben. Wohin es genau geht, wissen wir bis heute nicht, aber sicher ist, dass es außerhalb des Territoriums unter Preis verscherbelt wird. Erstklassiges Holz mal eben so verschenkt.

Ein paar Tage später liefen wir den Fluss hoch zum Dorf und hörten schon von weitem das holpern der Holzbalken über die Steine. Die Pferde werden für das Rausrücken geschunden. Eine Mutter mit Tochter auf dem Weg flussabwärts...

Was soll man da noch zu sagen?

Jetzt wären wir nach unseren Erfahrungen an dem Punkt angelangt, solchen Beobachtungen nach zu gehen. Anzeigen hilft laut unseres Begleiters nichts. Denn nach früheren Anzeigen beschlagnahmten die zuständigen Behörden das Holz und ließen es mysteriös verschwinden. Ich bin mir sicher: die stecken alle unter einer Decke.

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