Meine Motivation

von 16 alex  

Es war immer mein Bestreben, nach dem Abitur ins Ausland zu gehen, am besten so abgeschieden wie nur irgendwie möglich, natürlich in ein Land des globalen Südens. Abenteuerlustig die Welt von der anderen Seite kennenlernen. Die andere Seite der Idee war auch immer gewesen, sich für dortige Probleme zu sensibilisieren, womöglich dazu beizutragen etwas zum Besseren zu verändern. Und ich wollte nicht länger untätig sein, nicht länger nur über Problematiken reden, ohne das sich dadurch irgendetwas ändert.

Wobei ich auch glaube, dass es nicht vermeidbar ist über Dinge zu reflektieren, also einfach drauf los zu reisen kam für mich ebenso nicht in Frage. Schon als ich mit meiner Familie im letzten Sommer (2015) nach Ghana auf Rundreise war, hörte ich andauernd von Deutschen, die dort ihren Freiwilligendienst über das "weltwärts-Programm" absolviert hatten. So richtig etwas darunter vorstellen konnte ich mir nicht, doch nach einiger Recherche stand mein Entschluss, einen "entwicklungspolitischen" Freiwilligendienst über das "weltwärts-Programm" des BMZ (Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zu machen, fest. Auch die Frage mit welcher Organisation klärte sich schnell, denn es gibt leider nur sehr wenige Organisationen, die im Natur- und Umweltbereich tägig sind. 

So kam es, dass ich mich bei Pro Regenwald beworben hatte, Alternativen gab es nicht und ich wollte auch keine. Erst ziemlich spät kam die ersehnte Zusage, das ich Anfang September ausreisen würde. Schon auf dem Auswahlseminar wurde unsere Motivation auf die Probe gestellt, denn so einfach wie man sich das vorstellt - tolle kulturelle Erfahrungen machen und die Welt verbessern - ist es wohl doch nicht ganz. Zum einen sagte man uns, würde es eine ganze Weile dauern, bis man sich an dortige Gegebenheiten wie Klima und Sprache gewöhnt hätte und zum anderen würden wir allenfalls die Hälfte einer costaricanischen Arbeitskraft ausmachen.

Es stellt sich also ganz allgemein die Frage was wir konkret beitragen können, wozu hat uns das Abitur befähigt? Manche können immerhin auf ihre Spanischkenntnisse verweisen. Und auch bezüglich der Euphorie, dass wir den Regenwald retten werden, wurden wir schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht, denn dort interessiert sich so gut wie niemand für den Erhalt des Regenwaldes. Für die meisten ist ein Wald nichts anderes, als eine potentielle Gefahrenquelle.

Auch lernten wir die Schattenseite der vielen Freiwilligendienste sowie die umfassende Kritik am „weltwärts-Programm“ kennen. Das war schwer zu verdauen, warum sollten wir also überhaupt nach Costa Rica gehen?

Wir lernten, dass der primäre Beitrag zur Entwicklungsarbeit, unsere eigene Entwicklung sei und das auch wenn unsere Arbeitskraft nicht so effizient ist, wir doch wichtige Arbeit verrichten, die sonst vielleicht keiner machen würde. Deshalb ist es wohl so wichtig, sich persönlich mit dem Freiwilligendienst und all seinen Facetten auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. Denn nur dann kann man sinnvoll als Multiplikator für die Problematiken und Fragestellungen des betreffenden Landes dienen fungieren. In diesen Zusammenhang passt auch der Eigenanteil, den ich und die anderen über unsere Förderkreise eintreiben mussten, denn dadurch kamen wir nicht drumherum, unser soziales Umfeld über unser Vorhaben und unsere Beweggründe zu informieren und sie an den Themen teilhaben und sogar beteiligen zu lassen. Und meiner Meinung nach gehen sie jeden von uns etwas an.

Jeder in unserer Gesellschaft, besonders in einer Demokratie, trägt einen Teil der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Einen Teil der Verantwortung, wie wir miteinander und mit der Erde im Gesamten als lebensnotwendige Ressource umgehen.

In diesem Sinne unterstützte ich seit drei Wochen die Partnerorganisation „Fedeagua“ in Nicoya im Nordwesten des Landes. Sie setzt sich für eine alternative ökonomische Entwicklung der Regionen Guanacaste und Puntarenas ein. Dabei wird das Augenmerk auf lokale Produktionsgemeinschaften, wie Bauern und Fischer gelegt, die in nachhaltigen Anbaumethoden wie Agroforstwirtschaft, aber auch in Umweltschutz und Wasserschutz geschult werden. 

Im Nachhinein glaube ich, dass uns diese Vorbreitung genau das gegeben hat, was wir brauchen, um unsere Aufgabe gewissenhaft erfüllen zu können. So hoffe ich, mit diesem Jahr meinen Beitrag zur globalen Verantwortung leisten zu können und entsprechende Sachverhalte im Bezug auf Costa Rica aufzeigen, und in mein Umfeld dafür sensibilisieren zu können.

Die Chance, dieses Ziel erreichen zu können, ist es, was mich tagtäglich motiviert, genau deshalb bin ich hier...

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