Umgang mit der Bestie - unsere Stationskatze Birgit

von 16 anna  



Im Ökosystem des Stationsgebäudes im Korridor mitten im Regenwald Costa Ricas sind neben zwei menschlichen Freiwilligen (voluntarii humanii) und unzähligen Insekten noch zwei domestizierte Säugetiere bekannt: Der Hund Rambo und die Katze Birgit. Schon bald nach Ankunft wurden die Rollen dieser Tiere deutlich: Rambo ist der treue und liebevolle Hund, der sich gerne streicheln lässt. Die Katze dagegen ist eine kratzbürstige Bestie, die jeden, der sich ihr nähert anfaucht und kratzen möchte. (Birgit: lateinisch Bestia Birgita aus der Familie der Feles)

Die Erforschung des Verhaltens dieses seltenen und einzigartigen Säugetieres ist höchst interessant und doch leider noch nicht sehr weit fortgeschritten. Dieser Umstand ist vermutlich auf die hohe Gefahr für die Gesundheit des Forschers zurückzuführen. Wissen Sie, es ist diese latente Gewaltbereitschaft, die diese Katze an den Tag legt, was alle abschreckt.

Der momentane Stand der Forschung ist, dass je mehr Liebe man der Katze entgegenbringt, desto mehr Hass erntet man. Versucht man sie zu streicheln, beginnt sie einen zu schlagen und zu beißen. Nimmt man sie gar auf den Arm und nennt sie seine Freundin, fährt die Bestie im Gegenzug seine Krallen aus, um sie gleich darauf in das Fleisch des Donators der freundlichen Geste zu bohren. (Dies im Selbstversuch erfahren von Birgitverhaltensforscher Lennard K.)

Zum Lebensraum des rätselaufgebenden Raubtiers ist bis heute so viel bekannt, dass es konsequent jene Orte bevorzugt, die ihm verboten sind. So etwa auf dem Tisch oder vorzugsweise auf Laptoptaschen, welche noch lange die Spuren des weißen Felles tragen. Hierbei ist jegliche äußere Einwirkung des Menschen nutzlos. Alle Scheuchbewegungen, alles Schreien und Schieben werden gekonnt ignoriert und mit einem gleichgültigen, mit Eiseskälte starrenden Blick bedacht.

Der favorisierte Aufenthaltsort der Bestia Birgita ist jedoch das weiche Bett des Lennard K. Dort wurde das Tier zunehmend gesichtet. Nahezu jede Nacht verbringt es dort und soll nach neusten Angaben sogar bis zum Kopfkissen vorgedrungen sein, wo es dem ursprünglichen Bewohner dieses Bettes den Platz streitig macht. Dieses eingeführte, dort nicht heimische Individuum verdrängt demnach sogar weit größere Säugetiere aus ihrem natürlichen Lebensraum. Theorien besagen, dass dieses bösartige Wesen diesen Ort bevorzugt bewohnt, da es um die Allergie des K. weiß und diese gekonnt als Waffe einsetzt. Methoden, die Bestia Birgita effektiv von diesem Bett zu vertreiben oder fernzuhalten sind bislang nicht bekannt. Sämtlich Versuche in diesem Gebiet sind gescheitert.
Nachtrag: Neueste Erforschungen haben ergeben, dass sich die Katze von menschlichem Schweißgeruch angezogen fühlt. Demnach reicht es auch aus, ein verschwitztes T-Shirt auf ein anderes Bett zu legen und B. Birgita fühlt sich dort sehr wohl und reibt freudig ihr Gesicht an dem getragenen Kleidungsstück.

In die Reihe der aktiven Birgitverhaltensforscher reiht sich auch Andrey G., der auf das Gebiet Gewaltbereitschaft spezialisiert ist. So reagiert Birgit auf kurze angedeutete Angriffe des Menschen mit zu der menschlichen Bewegungen symmetrischen Gegenbewegungen, ähnlich eines Spiegels. Die Gegenbewegung bleibt jedoch wie der Angriff angedeutet, egal wie oft dieser durchgeführt wird. Nähert sich die menschliche Hand jedoch langsam dem stets aufmerksamen Lebewesen - gleich mit welcher Absicht, ob als Angriff, als Streichelversuch oder auch nur um etwas in der Nähe zu greifen - wird diese Hand sofort angefallen und gebissen bzw. zerkratzt. Wobei in der Angriffsreihenfolge der Katze zuerst die hervorschnellende scharfkrallige Pfote steht, dicht gefolgt von dem beißenden Maul.

Auch variiert die Gewaltbereitschaft ein wenig in Abhängigkeit des Opfers. Gegenüber K.s ist sie vergleichsweise gering, während P.s nur an der Bestie vorbei zu gehen brauchen, um Opfer ihrer Krallen zu werden.

Die Forschung ist sich einig, dass die Agressivität der Bestia Birgita tief in ihrer Psychologie verankert und vermutlich nicht heilbar ist, wobei inzwischen auch über letzteres aktiv geforscht wird. Ein Grund für das Verhalten könnte die sagenumwobene Vergangenheit der Bestia sein, die nach mündlichen Überlieferungen direkt aus dem Regenwald zugelaufen kam. Über das Leben vor diesem Ereignis ist leider bis heute nichts bekannt und lässt dadurch viele Fragen und Theorien offen. Eventuell könnte aber auch ein gewisser Grad an Autismus dieses Verhalten hervorrufen. Diese gewagte Theorie ist allerdings bislang nicht belegt.

Die Unbekanntheit der Ursache für die erhöhte Gewaltbereitschaft und Agressivität der Bestia Birgita erschwert also das Leben im Ökosystem des Stationsgebäudes im Korridor. Allerdings bedarf es auch eines gewissen Gleichgewichtes von Harmonie und Disharmonie im Leben, sodass dieses einzigartige Exemplar der Feles schlicht den negativen Gegenpol zum Harmonie stiftenden Hund Rambo bildet.

BlogNo:01

3 Kommentare

Kommentar von: christina [Besucher]

Hallo Anna!
Mir hat deine Verhaltensanalyse von Birgit total gefallen! Ich hab mich kaputt gelacht ;)
Vielleicht schafft ihr es ja noch der Birgit ein bisschen näher zu kommen oder sie wenigstens vom Kissen des armen Lennards fern zu halten!
Bin auf eure weiteren Forschungsergbnisse gespannt!
Liebe Grüße

Kommentar von: der andere lennard [Besucher]

Ersetzt die Bestia Birgita nicht aber mitunter die fehlende Wachhundtätigkeit des schmusigen Rambo und fungiert als effektive Schlangenvertreiberin?
Das sollte man ihr doch durchaus zugutehalten!
(Außerdem vermisst sie mich als ihren besten Freund wahrscheinlich einfach nur :( … )

Kommentar von: der Autorin [Besucher]

Da hast du natürlich recht, als Wachhund und Schlangenvertreiber ist Bestia Birgita weit zuverlässiger als Rambo. Außerdem beschützt sie unser Essen vor Fledermäusen, wie sie uns neulich anschaulich bewiesen hat, als sie aus dem Stand hochschoss und eine Fledermaus aus der Luft fing und an Ort und Stelle mit Haut und Haaren (und Knochen!) auffraß.
(Allerdings eignen sich Lennards wohl allgemein als beste Freunde der Bestia, in dieser Hinsicht hat der kleine Lennard deine Stelle wohl eingenommen :P )


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