Was hier völlig normal ist

von 16 larissa  


1. Man teilt sein Zimmer mit tausend anderen Lebewesen. Im Korridor gibt es keine Wände; alles ist komplett offen: In der Küche traf man ab und zu auf eine Geiselspinne, die sich meist hinter Küchengeräten im Dunkeln versteckte. Bei Regen war der Boden voller Frösche, die neben uns her wohnten. Schlangen kamen gelegentlich auch mal zu Besuch. Und mit den lieben Bienen, die nicht stachen, lebten wir in Symbiose. Im Korridor wurden sogar hohle Baumstämme aufgehängt, damit die Bienchen auch genug Lebensraum hatten. Außerdem schlief man natürlich auch mit vielen anderen Insekten zusammen in einem Bett.

Hier in Guanacaste, in der trockensten Region Costa Ricas, teilt man sich das Zimmer mit anderen Tieren: Schon in meiner ersten Woche in Guanacaste chillten zwei Skorpione auf meiner Terasse, die ich dann einfach weg gekehrt habe. Jeden Abend tauchen plötzlich mindestens 30 Geckos an der Decke auf. Wenn man feuchte Kleidungsstücke draußen (und auch drinnen!) rumliegen hat, dann klammern sich da richtig fette Raupen dran fest.







Des Weiteren versteckeln sich mehrere Leguane auf/unter/in den Dächern und komischerweise auch in den Wänden. Wenn man also irgendeinen Raum betritt, dann klirrt das Metall vom Wellblechdach laut und dann weiß man, dass da gerade ein Leguan abgehauen ist. Vor ein paar Tagen befand sich sogar ein Leguan im Schlafzimmer hinter dem Schreibtisch. Wir versuchten ihn irgendwie zu fangen und mit Essen raus zu locken. Vergeblich. Schließlich wollten wir los und den Leguan nicht im Zimmer einsperren, sodass ich ihn einfach am Schwanz packte und raus schleuderte. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Zudem bauen Wespen ihre kleinen Nestchen überall ums Haus und auch im Haus. Auch in meinem Schlafzimmer und im Bad gibt es Wespennester. So lange man sie in Ruhe lässt, attackieren sie auch niemanden und sind relativ lieb. Es fühlen sich hier auch tausend mehr Insekten pudelwohl im Haus! Wo man auch hinschaut, entdeckt man immer einen Tausendfüßler. Und übrigens, kann ich jeden Abend das Konzert der Brüllaffen zuhören.

2. Man darf das Toilletenpapier nicht in den Klo schmeißen. Kein Witz! Stattdessen wirft man das benutzte Klopapier in einen Mülleimer. Es hat eine Woche gebraucht, bis ich mich daran endlich gewöhnen konnte. In Costa Rica gibt es nämlich keine richtige Abwasserkanäle, sodass die meisten ihr Pipi und Kaki einfach in ein Erdloch leiten.

3. Es gibt kein warmes Wasser! Man duscht immer kalt (bei den warmen Temperaturen aber auch kein Thema), man spült mit kaltem Wasser (es gibt kein flüssiges Spülmittel,sondern alle verwenden so eine feste Seife in einer Magerinedose und man trockelt hier nicht ab), man wäscht die dreckige Wäsche mit kaltem Wasser. Hier und im Korridor kommt das Wasser aus einer Quelle im eigenen Grundstück. Deswegen können wir auch einfach das Quellwasser trinken und wir brauchen keine Angst vor Wasserknappheit zu haben. Denn in den Dörfern versiegt in der Trockenzeit das Wasser, was schlimme Auswirkungen für die Bevölkerung, für die Tiere und die Vegetation hat.

4. Alles ist verdammt teuer! Wer gedacht hat, dass man in Costa Rica billig Urlaub machen kann, der hat falsch gedacht. Die Lebensmittel kosten oft viieeel mehr als in Deutschland. Während man hier für einen Pack Toast fast zwei Euro bezahlt, bekommt man in Deutschland Toast schon nur für ein paar Cent. Auch Kosmetikprodukte kosten richtig richtig viel! Außerdem gibt es in ganz Costa Rica keine gute Schokolade, generell kaum Milchprodukte (kein Quark, keine Butter, kein Käse, kein Joghurt) und kein Vollkornbrot. Ich ernähre mich hier hauptsächlich von Reis, Nudeln, Gemüse und Früchten. Aber sogar der Reis kostet hier mehr.

5. Trampen ist hier völlig normal. Die Menschen sind so lieb und hilfsbereit! Die Autos halten sogar schon an, wenn man gar nicht den Daumen raus streckt, sondern einfach nur an der Straße lang geht. Gestern, als ich den Bus verpasste und auch wirklich vorhatte zu trampen, hielten direkt das zweite und dritte Auto an. Ich hatte sogar Auswahl! Wenn man in Deutschland trampen will, dann wartet man oft über eine Stunde, wenn es denn überhaupt klappt.

6. Jeder ist frei! Kinder spielen den ganzen Tag auf den Straßen. Hühner laufen frei herum. Ziege, Kühe, Esel, Schafe und Pferde sind entweder frei oder einfach an einem Baum oder Zaun an der Straße fest gebunden. Überall laufen Hunde rum, die zwar einen Besitzer haben, aber irgendwie im ganzen Dorf in jedes Haus dürfen und von jedem gestreichelt werden. Sie folgen einem überall hin. Fast jeder Tico besitzt mindestens einen Hund. Auch ich habe einen Hund, den meine Vorgängerin nicht mehr losbekommen hat. Er heißt Many und hat die treueste Seele. Many beschützt mich auch meistens vor Skorpionen und anderen gefährlichen Insekten.

Ich könnte noch tausend mehr Kleinigkeiten aufzählen, die mir aufgefallen sind, aber als kleinen Eindruck von Costa Rica sollte es reichen. Die andere Welt quer über den Pazifik lebt anders. Und das ist auch gut so! Genau solche Unterschiede machen Reisen doch erst aufregend und spannend. Wäre ja total langweilig, wenn jedes Land gleich wäre. Ich freue mich schon darauf mehr über das Land zu erfahren und Vergleiche anzustellen.

BlogNo:02

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...