Die Weißschulterkapuziner im Kakao

von 16 anna  


Cebus Capucinus oder Kapuzineraffe

Kapuzineraffen kommen in allen Waldteilen Süd- und Mittelamerikas vor und sind die robustesten der dortigen Affen. Daher wurden sie schon früh in die Zoos von Europa verschleppt und werden häufig in Forschungsinstituten oder von Privatpersonen gehalten. Deshalb und weil sie besonders intelligent, lebendig und geschickt sind, stellen sie für viele den 'typischen Affen' dar.

In Costa Rica ist vor allem der Weißschulterkapuziner oder lateinisch Cebus Capucinus heimisch. Er lebt in großen Sozialverbänden von bis zu 24 Tieren und bewohnt sowohl den feuchten Tieflandregenwald am Atlantik als auch die Trockenwälder am Pazifik und Mangrovenwälder. Diese Sozialverbände halten stets zusammen (auch gegen andere Affengruppen), wobei sich einzelne Tiere manchmal zwischenzeitlich auch Gruppen anderer Arten anschließen. Die Hälfte der Gruppe sind Jungtiere verschiedenen Alters, ansonsten überwiegt der Anteil der Weibchen deutlich.

Der Cebus Capucinus bevorzugt dichte Wälder ohne viel Unterholz, auf Nahrungssuche kommt er aber auch in von Menschen besiedelte Gebiete und pflückt dort in den Orangen-, Mais- oder Kakaopflanzungen frische Früchte, um sie mitzunehmen. Allgemein streifen die Affenverbände nicht sehr weit umher und benutzen immer die gleichen Wege durch die Baumkronen und sogar die gleiche Marschordnung; die Vorhut machen die Halbwüchsigen, danach die Männer und Frauen und zuletzt die Mütter mit ihren Kleinkindern am Bauch oder auf dem Rücken.


Affenmutter mit Kind

Affen bei der Fellpflege

Als ich erfuhr, dass sich so eine Affengruppe gerade in unserem Kakaoanbau über die Mamonchinobäume mit ihren leckeren Früchten hermacht, machte ich mich sofort mit Kamera und Teleobjektiv auf den Weg - und musste gar nicht lange suchen, da sah ich schon die ersten Kapuziner. Bald darauf fand ich den Baum, in dem die ganze Gruppe herumkletterte. Eineinhalb Stunden verbrachte ich damit, die intelligenten und äußerst neugierigen Affen zu beobachten, wie sie auf mich aufmerksam wurden und mich interessiert beäugten. Dabei versuchte ich möglichst viele gute Fotos zu machen. Irgendwann begannen die Affen weiterzuziehen, weg von dem Baum vor dem ich stand. Aus einiger Entfernung konnte ich sie dann wieder von Baum zu Baum schwingen sehen und die feingliedrigen, eleganten Tiere für ihre akrobatischen Leistungen bewundern. Da sah ich auch endlich die Affenmutter, die ihr Junges auf dem Rücken trug und mir bisher verborgen geblieben war. Doch wenigstens ein Foto sollte ich von ihr und ihrem Kleinen bekommen, bevor die ganze Affenbande in den Bäumen in der Ferne verschwand.

Am nächsten Morgen, einem Sonntag, wachte ich um 6 Uhr auf und beschloss die Gelegenheit sofort zu nutzen: Ich stand auf und ging mit Kamera geradewegs in den Kakao. Und wieder fand ich die Weißschulterkapuziner, wie sie in den Bäumen herumsprangen und sich mit einer Leichtigkeit von Ast zu Ast schwangen, als wäre es ein Kinderspiel mehrere Meter durch die Luft zu fliegen und zielsicher den nächsten Ast zu treffen.

In ihrer Neugier kamen die Tiere teilweise so nah, dass manche direkt über mir im Baum saßen und anfingen Sachen auf mich zu werfen. Jetzt konnte ich auch genau den kräftigen Greifschwanz sehen mit dem charakteristisch eingerollten Ende. Obwohl es im Grzimek heißt, dass der Cebus Capucinus seinen Schwanz nur bedingt als fünfte Hand benutzt, sah ich wie sich einer von ihnen vollständig daran hängte und herumschwang um einen anderen Zweig greifen zu können. Es war so beeindruckend diesen kleinen Kletterkünstlern aus solcher Nähe beim Herumtoben und -springen zuzusehen.

Irgendwann fand ich zwei Äffchen, der eine etwas kleiner als der andere und mit etwas abstehenden Ohren, gemeinsam auf einem Ast sitzen. Sie saßen ganz dicht beieinander und lausten sich, dann legte sich der Kleinere auf den Schoß des Anderen und es sah fast so aus, als würde dieser ihn streicheln oder massieren. Die Fellpflege ist ein sehr wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens der Tiere. Sie pflegen ausgiebig und sorgfältig ihr eigenes Fell und das von Hordengenossen, sodass ihr Fell stets sehr sauber ist. Außerdem fühlen sie sich beim 'Grooming', wie die Fellpflege genannt wird, sehr wohl und genießen sie. Ich musste sofort an meine kleinen Brüder denken, wenn sie sich gegenseitig massieren und ihr 'Grooming' machen.

Zwei Stunden verbrachte ich dort damit, die Kapuziner zu beobachten und zu fotografieren. Wobei sich letzteres als sehr schwierig herausstellte, da die Sonne noch nicht hervorgekommen war und der Baum mit den Affen vor dem bereits hellen Himmel allzu dunkel für die Kamera war.

Gerade als ich schon auf dem Rückweg war, sah ich die Affen wieder, sie hatten ihren Baum gewechselt. Wieder sprangen sie auf den Ästen herum und auf und ab und beäugten mich neugierig. Und dann sah ich wieder meine kleinen Brüder. Sie saßen zusammen auf einem Ast, der Kleine saß zwischendurch dem Größeren auf dem Rücken. Sie spielten miteinander, bissen sich ein wenig aus Spaß und tollten herum. Irgendwann wurde es dem einen zu viel und ohne mit der Wimper zu zucken schuckte er den anderen gleichgültig mit einem Arm vom Ast. (Der fing sich natürlich gleich darunter wieder.) Das waren eindeutig meine Brüder!


Tukan

Weißrüsselnasenbär

Während ich so die Affen beobachtete, flog ein Tukan mit dunkelbraun-gelbem Schnabel (Ramphastos swainsonii) an mir vorbei und setzte sich auf einen Baum in der Nähe - und ließ sich schön fotografieren. Und gerade als ich nun wirklich gehen wollte, sah ich in dem letzten Mamonchinobaum, bevor man aus dem Kakao geht, etwas Pelziges sich bewegen. Vermutlich ein Affe. Doch als ich näher kam, sah ich, dass ein Weißrüsselnasenbär auf einem Ast nicht weit über meinem Kopf saß. Er bewegte sich nicht und sah mich ruhig durch die Blätter hindurch an. Egal wie viel ich mich bewegte und herumlief, um eine gute Position zum Fotografieren zu finden, der Pizote rührte sich nicht und verfolgte mich lediglich mit seinen Augen.

Nach zweieinhalb Stunden kehrte ich endlich um einige schöne Fotos reicher zur Station zurück, wo Lennard gerade erst aufstand und mir von einem Tukan erzählte, der direkt neben der Station saß. Wie schön es doch ist, im Korridor zu leben!






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