Die Träume der Stadtgärtner

von 15 marleen  



Stell dir vor, du gehst durch die Innenstadt und kannst überall zwischen dem Grau, des Betons und Asphalts grüne Tupfer erkennen. Du näherst dich einem öffentlichen Platz und siehst kleine Gemüsebeete. Neben den Bänken findest du Kästen mit Möhren, Tomaten und Salat, die zum Ernten einladen. Autos fahren schon längst nicht mehr durchs Zentrum und statt der Abgase steigen dir Kräuterdüfte in die Nase.

Groß, Klein und alle, die Lust haben, toben sich in Gemeinschaftsgärten aus. Die Menschen, die dir entgegenkommen, sehen gesund und fröhlich aus. Für jeden - egal ob mit Zeit- oder Geldmangel - ist es möglich sich mit selbst angebauten, pestizidfreien und frischen Obst und Gemüse zu ernähren. Selbst die Bewohner der kleinen, ärmeren Häuser in Gegenden, wo ein Wellblechdach ans Nächste grenzt, können es anpflanzen, da sie den vertikalen Raum nutzen (vertikale Gärten): aufgehängte Plastikflaschen, Kisten, Eimer und Rohre dienen als Pflanztöpfe. Auf den Straßen kannst du kaum noch Müll liegen sehen, da vieles wiederverwendet wird und beispielsweise als Blumentopf umfunktioniert wurde. Die Stadt ist bunt. Du kannst dem Vogelgezwitscher lauschen und mit etwas Glück einen Kolibri beobachten.

Du erfährst, wie leicht es geworden ist Menschen zu begegnen, ein Gespräch auf zu bauen, Freundschaften zu knüpfen. Die Nachbarschaften sind lebendiger geworden. Die Menschen beobachten sich nicht länger misstrauisch, sondern sind durchs gemeinsame Gärtnern wieder mehr in Kontakt gekommen, tauschen Werkzeuge, Samen, Setzlinge und Ideen aus, organisieren Straßenfeste, Skillsharings und gemeinsame Kochaktionen.

Nach Einbruch der Dunkelheit brauchst du auf den Straßen keine Angst mehr zu haben, weil jeder Mensch satt zu Bett gehen kann, unabhängig seines Einkommens. Es bleibt mehr Geld übrig, das sonst für Essen ausgegeben werden müsste. Das Drogengeschäft ist unattraktiv geworden, da die Lebensqualität gestiegen ist und auch die allgemeine Zufriedenheit, Gesundheit und das Glücksempfinden in die Höhe schießen. Menschen brauchen nicht mehr der Realität zu entfliehen, im Versuch ihre "seelischen Löcher" durch kurzzeitige Rauschhöhenflüge künstlich zu füllen.

Ein Traum, der in San José, Costa Ricas Hauptstadt auf den ersten Blick ziemlich utopisch erscheint.

Doch!

Es gibt sie: Die Pioniere, die Träumer, die Stadtgärtner!









Gleich zum Anfang meiner Zeit in San José nahm ich an einer Bustour teil zu den verschiedenen urbanen Gärten, organisiert von Molinos Verdes de Moringa, einem Permakulturkollektiv aus San José. Ziemlich überrascht war ich über die große Menschenmenge, die am morgendlichen Treffpunkt aufkreuzte. Da wurden gleich 2 Busse gefüllt! Es herrscht offensichtlich ein großes Interesse am Thema. Wir besuchten Gemeinschaftsgartenprojekte, die ins Leben gerufen wurden von Freundes-, Nachbarschaftsgruppen und Lehrern. Alle Projekte hatten vor allem 3 Dinge gemeinsam:

Sie geben Mut zum Unkonventionellen, zeigen was für ein Reichtum in der kollektiven Kreativität liegt und machen die Quelle der Freude deutlich, die aus dem Kontakt zur Natur und zu unseren Mitmenschen entspringt.

Die Fahrt war eine Inspiration für alle und zeigt, was möglich ist, weitet die Vorstellungskraft aus und bereitet Nährboden für eigene Ideen. Diese Aktion hat mir wieder deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, nicht nur für sich im stillen Kämmerlein zu wurschteln, weil der Austausch so bereichernd ist. Also:

Teilt eure Träume mit! Berichtet von euren Ideen! Schreibt über eure Projekte, Aktionen, Erfolge und Misserfolge! Macht Fotos und zeigt sie!

Nie war das leichter als heute durch das world wide web, welches allumfassend Fäden spinnt um unseren Planeten, verbindet und uns die Gewissheit schenkt, dass es da draußen immer Menschen mit ähnlichen Träumen gibt.

Deswegen kommen hier auch gleich direkt Fotos von dem kleinen urbanen Garten, den ich im Hinterhof vom CAP (Centro de Amigos para la Paz - meine Freiwlligendiensteinsatzstelle) anlegte.

Die Fotos entstanden an dem Tag, als ich die Setzlinge einpflanzte. Mittlerweile sind die Pflänzchen natürlich größer. Wir konnten unter anderem schon Rauke, Salat, Zitronengras, Tomaten, Thymian, Rosmarin, Aloe Vera und Basilikum ernten!

BlogNo:33

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