Ausflug ans Meer

von 15 klara  


Blüten und Früchte der Ölpalme

Nicht weit von der Atlantikküste entfernt findet man einen weiteren Ozean vor. Er erstreckt sich weit über 40.000 Hektar. Fährt man mit dem Bus von „El Rama“ aus Richtung „Kukra Hill“ kann man ihm aus dem Busfenster betrachten. Die Reise dauert einige Stunden. Zuerst sieht man das übliche Bild hier in der RAAS: Kleine Holzhäusschen, Kuhweiden und Maisfelder. Doch nach einer Stunde Fahrt hört diese Idylle auf.

Es folgen Monokulturen der sogenannten „palma africana“, der Ölpalme. Stundenlang, folgt diese Monotonie, man sieht Ölpalmen in unterschiedlichen Wachstumsstadien. Von winzig klein bis drei Meter hoch. Fährt man über einen Bergkuppe kann man erkennen wie sich die Palmen bis zum Horizont erstrecken. Sie gleichen einem weiten Meer.

An einer Weggabelung steigen wir aus. Ich bin mit einem Mitglied der G.A.T.O.-Gruppe unterwegs. Wir besuchen Mitglieder der Kakaokooperative „sano y salvo“, die auf ökologische Weise Kakao anbauen. Wir sind unterwegs zu einer Gruppe, die in einer Häusersiedlung mit dem Namen „Neysi Rios“ wohnt. Um dorthin zu gelangen müssen wir eine Stunde durch Ölpalmenfelder laufen.


Ölpalmen in Monokultur

Noch mehr Ölpalmen

Den Leuten gefällt der 'Mist' nicht wirklich

Einer der vielen Öltransporter


Früchte auf dem Weg zur Ölmühle

Kaum betrete ich das Feld schlägt mir ein stechender Geruch entgegen. „Das sind die Chemikalien, die für den Anbau der Palmen verwendet werden“ erklärt mir der Bauer, mit welchem ich unterwegs bin. Um die Palmen herum kann man weiße Körner erkennen: Kunstdünger… Mit dem Regen wird dieser ausgewaschen und verseucht das Grundwasser zusammen mit den anderen Chemikalien. Vorsorglich habe ich mir eine Flasche Wasser mitgenommen, denn ich wurde gewarnt, dass die Brunnen in Nähe der Palmfelder oft sehr schlechte Wasserqualität haben.

Am nächsten Tag machen wir uns auf nach „Flor de Pino“, um andere Mitglieder, die auf der anderen Seite der Straße, zwischen den Palmen wohnen, zu besuchen. An der Straße, die von der Regierung nur für die Ölpalmen gebaut wurde, so heißt es, warten wir auf den Bus. An der Bushaltestelle hat jemand „solo mierda“ in eine Palme geritzt. Die lokale Bevölkerung ist verständlicherweise nicht sehr glücklich über die Ausbreitung der Palme. Wer sein Land nicht verkauft, wird trotzdem eingekesselt von Palmfeldern. „Das Unternehmen bekommt die Erlaubnis für 4000 Hektar und bepflanzt einfach 6000. Der Regierung ist das völlig egal“.

Neben der Bushaltestelle steht ein doppelstöckiges Holzhaus, an welchem ein Schild verlauten lässt „Rancho Gota de aceite“ und auf der anderen Seite nochmal für die Krioll- sprechende Bevölkerung „Ranch a drop of oil“. Dies erscheint mir sehr zynisch, so passieren in der halben Stunde die wir warten, alleine zehn Öllaster den Weg. Ich frage einen Nicaraguaner, der mit uns wartet, ob er weiß wer in dem Haus wohnt. Er zuckt nur mit den Schultern und meint, das sind Beauftragte der Ölfirma. Wie die Firma heißt und wer hinter diesen ganzen Palmfeldern steckt, weiß er nicht.

In „Flor de Pino“ müssen wir auf den Anschluss warten. Direkt an der Hauptstraße stehen zwei schicke Handyläden direkt nebeneinander. Ich bin erstaunt so weit im Hinterland so viele neuwertige Handys zu sehen und frage den Verkäufer, ob denn das Geschäft so gut läuft. „Ja schon“ ist die knappe Antwort. Flor de Pino ist hässlich. Umgeben von Ölpalmenfeldern, ist die Hauptstraße von allerlei schweren Maschinen wie Baggern und Transportern gesäumt. Alle paar Minuten passieren Lkw‘s voll mit den roten Palmfrüchten die Straße. Auch ein Lkw vollgestopft mit Arbeitern fährt vorüber. Die Essenspreise sind hier teurer als üblich.

Wir besuchen die andere Bauernfamilie. Die Finca ist hübsch, bepflanzt mit verschiedenen Fruchtbäumen, doch auch sie ist umgeben von Palmfeldern. Ein Sohn erzählt, mir er habe als einziger, seiner neun Geschwister für die Ölfirma gearbeitet. Neugierig frage ich ihn aus. „In der Ölfabrik war es schmutzig und stank wiederlich. Von außen sieht die Fabrik zwar schön aus doch innen ist es füchterlich. Es liefen Scharen von Ratten herum. Manche riesengroß!“ Er hebt seine Arme um mir zu zeigen wie groß die Ratten in der Fabrik sind. „Die Arbeit in der Fabrik war eklig und wir haben wenig verdient, nur zwischen 200 und 300 Cordoba“ Inzwischen arbeitet er bei einem Schweißer, wo er mehr verdient. Doch auch dieser erhält seine Aufträge hauptsächlich von der ansässigen Ölfirma.

Auf dem Rückweg in meine Heimatstadt bemerke ich aus dem Busfenster den Industriehafen in „El Rama“ in welchem sich die Container stapeln. Dem Hafen folgt ein neu angepflanztes Ölpalmenfeld. Ein Bagger zieht Entwässerungsgräben im Palmenfeld. Ein Stückchen daneben grast eine Gruppe von Pferden. Über dem Palmenmeer senkt sich die Sonne langsam am Horizont.

Anmerkung: Die Informationen in dem Artikel stammen aus persönlicher Erfahrung und in dem Gespräch mit Leuten vor Ort. Die Zahlen und Fakten wurden nicht weiter überprüft.

BlogNo:09

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