Klimawandel: Hilfsbreitschaft die wir öfter brauchen werden!

von 16 alex  

Schon als kleiner Junge faszinierte mich das Wetter, besonders das extreme: Gewitter, Stürme, Tornados und eben auch Hurrikane. Ich hatte nicht damit gerechnet, in Costa Rica damit in Berührung zu kommen, denn zwar liegt das Land nah genug am Äquator, also im tropischen Bereich in dem Hurrikane entstehen können, aber bisher hat es nicht ein einziger Hurrikan geschafft, soweit südlich bis auf das Land vorzudringen und das seit Beginn der Aufzeichnungen – Bis jetzt!

Es war etwa eine Woche bevor der Hurrikan in aller Munde war, als ich beim Sichten der Wetterprognosen das rotierende Tiefdrucksystem auf dem Regenradar entdeckte. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich noch um einen tropischen Sturm, einer Kategorie unter der des Hurrikans. Was aber viel interessanter war, es sah nicht danach aus, das dieser Tropensturm irgendwo auf Land treffen würde, geschweige denn Schaden anrichten könnte. Es schien also nicht relevant und deshalb verfolgte ich den Sturm auch nicht weiter.

Eine halbe Woche später, es war Mittwoch, kam unser Chef und sagte uns, dass ein Hurrikan auf Guanacaste zu kommen würde und wir besser schon heute einkaufen sollten, anstatt Freitag, weil es dann zu gefährlich wäre und sowieso kein Markt stattfinden würde. Vorher würde er an der Grenze zwischen Nicaragua und Costa Rica an Land treffen und weitgehend entlang der Grenze verlaufen, später dann weiter südlich ziehen bis er schließlich auf den Pazifik hinaus steuert, wo er sich dann ausbremsen würde. Doch noch bevor er das Land erreicht, würde sich Hurrikan „Otto“ bis zu einem Hurrikan der Kategorie 2 oder 3 verstärken können. Sehr ungewöhnlich für Otto war, dass sich gegen Ende der Saison noch ein Hurrikan bildete und dazu noch ein so starker, in einer Region, in der das sehr selten passiert. Der Grund warum es eine Hurrikansaison gibt ist, dass Hurrikane mindestens 26,5°C warmes Meerwasser und ausreichend starkes Temperaturgefälle bis in höhere Luftschichten benötigen um sich bilden zu können.


Versammlung bei Fedeaqua

Am Freitagmorgen, als der Hurrikan auf der Karibikseite bereits das Festland erreicht hatte, begannen wir in Fedeagua den Tag damit, Essenspakete für die Opfer von Otto zusammen zustellen. Fedeagua verwandelte sich kurzer Hand in ein Hilfszentrum, ständig kamen neue Leute an, brachten Lebensmittelspenden, beratschlagten sich und fuhren gemeinsam Hilfslieferungen aus. Der Hurrikan war innerhalb zweier Tage zum alles bestimmenden Thema geworden. Im Radio, in den Nachrichten und vor allem in privaten Gesprächen. Kein Wunder, so etwas hat es hier ja noch nie gegeben! Später kamen dann auch noch Kleider, Bettbezüge, Schuhe und andere dringend benötigte Sachspenden dazu.

Am Samstagmorgen hörten wir dann, dass 14.200 Menschen von der Wasser- und ganze Regionen von der Stromversorgung abgeschnitten waren. In weiten Teilen war der Strom ausgefallen und 9 Menschen hatten den Sturm nicht überlebt. Der war mittlerweile, wie vorhergesagt, auf den Pazifik hinausgezogen, wo er sich dann irgendwann auflösen würde. Otto war etwas nördlicher gezogen als angenommen, so dass Orte in den beiden Regionen Upala und Bagaces, die am Fuße des Vulkans Miravalles liegen, hart getroffen wurden, denn der sich an dem Vulkan anstauende Regen hatte Stein- und Gerölllawinen ausgelöst. Mit Windgeschwindigkeiten von 130 km/h und Regenmengen von bis 500 Litern pro Kubikmeter, der Niederschlagsmenge eines Monats, gab es auch zahlreiche Überschwemmungen. An einigen Häusern stand der Pegel aus Schlamm und Anderem bis zu einem Meter hoch, so dass 6.612 Personen, die ihr Zu Hause verlassen mussten, weil es zerstört oder unbewohnbar geworden war, in zahlreichen Notunterkünften untergebracht wurden.

An diesem Tag wollten auch wir helfen die Lebensmittel in die betroffen Gebiete zu fahren. Doch was wir nicht geahnt hatten, was Helfen eben auch bedeuten kann, dass wir gar nicht gebraucht wurden. Überall hatten sich die Menschen zusammengetan und Enormes geleistet. In einem Ort nahe der zerstörten Dörfer sahen wir wie die Menschen umher wuselten, die einen um Wasser, Essen und Kleider zu holen, die anderen um im Akkord, Hilfsmittel aus den Autos auszuladen, die Stimmung war optimistisch.

Durch den Klimawandel könnten solche Tropenstürme in Zukunft öfter und vor allem auch öfter mit härterer Intensität auftreten als bisher. Gut, dass die Menschen hier so hilfsbereit sind, denn der Klimawandel wird so schnell wohl nicht aufgehalten, geschweige denn rückgängig gemacht werden!

BlogNo:05

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