Pejibaye - gesund, aber nicht ungefährlich

von 16 lennard_g  




Die Pfirsichpalme (Bactris gasipaes) ist eine weit verbreitet Palme in den tropischen Wäldern Süd- und Mittelamerikas und eignet sich aufgrund ihrer hohen Wuchshöhe von bis zu 25 Metern und ihres schnellen Wachstums von 1,5 - 2 Metern pro Jahr gut als Diversifizierung und Schattenspender im Agroforst.


Die Frucht besagter Palme trägt viele Namen: chantaduro in Kolumbien, tembé in Bolivien, pibá in Panama oder eben pejibaye in Costa Rica, der Dom.Rep. und Nicaragua. Mit zunehmender Reife färbt sich die grüne Frucht orange bis rötlich. Geschmacklich würde ich sie als eine interessante Mischung aus Süßkartoffel, Olive und Esskastanie beschreiben. Man sollte sie allerdings nur nach 3-5 stündigem Kochen verzehren, wie ich durch eine Mutprobe am eigenen Leib erfahren durfte, nach der mir für eineinhalb Tage der Mund brannte.








Die Pejibaye ist sehr proteinreich und eine wahre Vitamin-A Bombe. Je nach lokaler Vorliebe wird sie unter anderem zu Speiseöl, Fruchsäften, alkoholischen Getränken oder anderen Köstlichkeiten weiterverarbeitet, landet in Salaten oder als Beilage auf dem Teller oder wird, wie bei uns in Nicaragua, gekocht und abgepackt in Tüten direkt an den Mann verkauft und oftmals mit Mayonese, Salz oder Honig verspeist.


Klingt alles schön und gut, hier kommt der Haken: Die Ernte. Die Pfirsichpalme gibt ihre Frucht nicht kampflos her. Zur Verteidigung gegen dreiste Früchtediebe wie uns bildet die Palme nämlich auf den Blättern und dem gesamten Stamm gemeine Stacheln von schreckenserregender Länge, welche von einigen indigenen Völkern sogar zum Tätowieren verwendet werden. Davon abgesehen hängen die Früchte in schwindelerregender Höhe. Als Erntegerät werden daher, aufgrund ihrer Stabilität und ihres geraden Wuchses, Bambusstämme aneinandergebunden und an der Spitze mit einer Klinge versehen. Dieses Konstrukt wird dann vom Boden oder von einer Leiter aus unter die Fruchtstaude balanciert um diese mit einem beherzten Stoß abzuhacken. Daraufhin fällt diese Kiloschwere Staude dann 20 Meter in die Tiefe und wird von 1-2 unten Wartenden mit einem Tuch o.ä. versucht aufzufangen.


Letzteres war meine Aufgabe. Allerdings fällt einem dabei nicht nur die Frucht fast auf den Kopf (was sehr schmerzhaft enden kann), sondern auch allerlei Getier (so wie die 2 Skorpione die mich um einen halben Meter verfehlten), allerlei Dreck oder die mit Stacheln verzierten Palmenblätter. Direkte Sonnenstrahlen und Regentropfen in den Augen sowie ein steifer Nacken vom andauernden Nach-oben-Schauen verfeinern das Ganze noch zusätzlich. Einmal mussten wir sogar vor einem aufgebrachten Bienenschwarm fliehen, da wir die Frechheit besaßen pejibayes direkt neben ihrem Nest zu entwenden. Was man nicht alles über sich ergehen lässt für ein bisschen Gaumenschmauß ...


Wer sich noch ein paar Zusatzinformationen (auf Spanisch) einholen oder sich den groben Erntevorgang einmal ansehen möchte, schaue sich dieses Video an:



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