Wochenende in den Bergen

von 16 alex  



Wegen unseres Projektes für das wir einiges pflanzen wollen, Samen und Wissen sammeln, machten wir uns für ein Wochenende zur Finca von Jorge Alvarez auf, eines der Mitglieder von Fedeagua. Sie ist etwa drei bis vier Km von Nicoya, der nächsten größeren Stadt, entfernt. Man braucht jedoch knapp 40 Minuten mit dem Auto, da sie weit oben in den Bergen liegt.

Auf einer abenteuerlichen und steilen Piste schlängelten wir uns mit dem Jeep unseres Administrators Stück für Stück in die Berge hinauf. Die Tiefebene, in der Nicoya und Fedeagua liegen, wurde immer kleiner, bis sie ganz hinter einer Bergkette verschwand. Immer wieder hielten wir an und befragten Passanten nach dem Weg, immer weiter nach oben zeigten sie, dort hin wo sich immer majestätischer die Berge hinaufschwangen. Die Piste auf der wir fuhren, führt 40 Kilometer durch die Berge bis sie am Ende in Ostional auf das Meer trifft.







Es ist eine Höhenkette die sich parallel zur Küste entlang erstreckt mit Höhen von über 900 Metern, die Farm von Jorge befindet sich auf ca. 680 Metern. Hinter ihr erstreckt sich der Diria Nationalpark, dem Jorge Land zur unter Schutzstellung zur Verfügung gestellt hat. Man kann gut erkennen, wo sich die Grenze befindet, denn sie ist im Gegensatz zu den darum herum liegenden Flächen komplett bewaldet, denn sie wurde seit 20 Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Streift man mit seinem Blick über die steilen Hänge, so kann man viele verschiedene Farbnuancen der grünen Wipfel erkennen. Hier soll es auch noch Jaguare geben, die manchmal bis zur Finca vordringen.

Das Klima hier oben ist angenehm, es weht ein kühler und manchmal auch kräftiger Wind, der einen leicht vergessen lässt wie stark die Sonneneinstrahlung hier oben ist.

Jorge ist sehr zu schwer zu verstehen, denn er spricht einen Dialekt der unter den Bauern hier üblich ist. Jorge hat 8 Brüder und 5 Schwestern und besitzt mit einigen von ihnen zusammen eine große Menge an Land. Um die Häuser herum wachsen natürlicherweise Chili-Sträucher, eine indigene Art, wie er uns erklärt. Etwas weiter ein Agroforst wie man ihn sich nur erträumen kann. Ein Agroforst macht sich eine waldartige Struktur zunutze, bei der der Ertrag aller beteiligten Pflanzen sich erhöht, da sie sich gegenseitig unterstützen.

Hier stehen auf ca. 500 Quadratmetern Papayas, Limonen, Ananas, Kaffee, Bananen und einiges mehr von denen ich nicht mal den Namen kenne. Weiter unterhalb auf der anderen Seite des Weges beginnen die Felder und weitere Agroforste, darunter auch eine Kaffeeplantage. Auf den Feldern werden hauptsächlich Mais und Bohnen angebaut, die Hautnahrungsmittel der Bauern. Auch hat Jorge sogar eine Versuchsfläche der Universität, wo verschiedene Bohnensorten getestet werden. Noch etwas weiter hinten gibt es Felder von Kürbis, Gurken und Koriander. Drüber hinaus besitzt er auch noch ca. 30 Kühe von denen vier gerade Milch geben. Aus ihr stellt Jorger den landesüblichen Käse her, wobei man ihn eigentlich Frischkäse nennen müsste, denn er wird nicht gelagert sondern lediglich zu einer Kugel oder einem Quader geformt und dann verkauft. Im Hof laufen Hühner frei herum, einige mit Küken, und auch ein einziges Pferd.

Die Häuser sind schlicht eingerichtet, gekocht wird über dem offenen Feuer. Aber auch hier hat die moderne Technik längst Einzug erhalten, so hat auch hier oben jeder einen Fernseher und einen Kühlschrank und im Nebenhaus gibt es sogar ein Elektroherd. Auch ein Mobiltelefon besitzt Jorge. Ansonsten könnte man meinen, eine Zeitreise gemacht zu haben in die achtziger Jahre. An den Wänden hängen Gemälde von Jesus und Maria sowie dem Abendmahl. Und da die Weihnachtszeit nicht mehr lang hin ist, hat Jorge auch schon einen Weihnachtsbaum aufgestellt samt Lichterkette, allerdings keinen Nadelbaum, denn die gibt es hier ja nicht, sondern, wie er es sieht, seinen Weihnachtsbaum, einen kleinen Kaffeebaum.


Kaffee aus eigener Ernte

Die Kaffeebohnen, die der Anbau hergibt, werden zum Eigenkonsum verwendet, der Kaffee schmeckt mild und sehr aromatisch. Zum Frühstück hat uns Jorge bei sich eingeladen und es gibt, große Überraschung: Pinto. Aber Pinto ist hier natürlich auch nicht gleich Pinto. Die Bohnen stammen diesmal aus Eigenanbau und dazu gibt es Eier von eigenen Hühnern, das schmeckt man. Mit viel Fett und ein wenig Essig werden Zwiebel und Ei angebraten. Dazu gibt es natürlich auch etwas vom eigenen Käse.

Tagsüber helfen wir auf dem Feld Bohnen zu ernten, während die Sonne uns auf die Köpfe knallt. Nach bereits drei Stunden bin ich sichtlich erschöpft. Jorge hingegen sieht noch so frisch aus als wäre er gerade aus der Dusche gekommen. Nachmittags helfen wir dann noch den gereiften Mais einzusammeln. Am Abend sitzen wir bei ihm in der Küche und gucken ihm zu, wie der Käse gemacht wird. Zuerst wird er mit Lab angesetzt, dann geschnitten und von der Molke getrennt. Abends wird er dann von Hand durch eine Maschine gedreht, die den Käse fester werden lässt. Und zu guter Letzt wird er dann noch in die Form getan wo er presst wird, so dass das Wasser entweichen kann. Am nächsten Morgen ist der Käse dann Verkaufs bereit.

Sonntags wird hier auch nicht gearbeitet, soweit das natürlich möglich ist wegen der Tiere. Deshalb sammeln wir an diesem Tag die Samen die wir für unser Projekt brauchen. Stundenlang erzählt er uns alles mögliche vom Pflanzen bis zu dem wie es vorher hier war. Ihm scheint die harte Arbeit als Bauer zu gefallen, fast immer ist etwas zu tun, und das meistens draußen an der frischen Luft. Gar kein so schlechte Leben, sehr einfach eben. Doch genau das reicht ihm völlig aus um glücklich sein.

BlogNo:08

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