Leben

von 16 katharina  


„I am the lover of uncontained and immortal beauty. In
the wilderness, I find something more dear and connate
than in streets or villages. In the tranquil landscape, and
especially in the distant line of the horizon, man beholds
somewhat as beautiful as his own nature.“
Ralph Waldo Emerson, Nature and Selected Essays




Ich liege gerade im Bett und es kommt mir unwirklich vor, schon so lange hier zu sein, vor allen Dingen, nachdem ich das erste Mal wieder durchgelesen habe, was ich am Anfang dieser Zeit geschrieben habe. Die erste Zeit im Korridor, als alles in diesem Land von Sprache bis Klima noch fremd, neu und vor allen Dingen respekteinflößend war. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Fremdheit inzwischen verschwunden und dennoch kann ich mich immer noch mit den damaligen Worten identifizieren:

Es kommt mir nach aller Vorbereitung noch unwirklich vor, tatsächlich hier zu sein. Merkwürdigerweise kann ich mich noch genau daran erinnern, wann ich das erste Mal mit dem Thema Regenwald in Berührung gekommen bin. Ich war vielleicht acht Jahre alt, als ich das Regenwaldhaus in Hannover besucht habe. Das Klima fremd – Feuchtigkeit in der Luft und auf der Haut; die ganze Zeit die Geräusche des Waldes im Ohr und so viele Arten, Formen und Farben, die bei gemäßigtem Klima gar nicht existieren können.

Der Wald ist nie still. Es ist, als würde ein eigenes Leben in ihm pulsieren, als wäre er ein eigenes Wesen. Es gibt so viel, was wir als Menschen nicht verstehen oder überhaupt erfassen können auf dieser Welt und dieser Ort ist einer davon. Ich bin das erste Mal hier, die Tierarten, Pflanzen, Bäume und Früchte sind exotisch und fremd. Doch ich glaube, dass man sein ganzes Leben darüber lernen kann, ohne auch im Ansatz die Komplexität dieses Ökosystems intellektuell erfassen zu können. Durch Unwissenheit und Ignoranz kann so viel zerstört werden, dessen Bedeutung wir erst viel später begreifen bzw. zu spüren bekommen.

Im Moment kann ich nur beobachten, lernen, staunen und schützen und dankbar dafür zu sein, dass solche Wunder auf dieser Erde neben uns existieren. Was ist die Länge eines Menschenlebens im Vergleich zu der eines Baumes? Diese Bäume und Natur im Allgemeinen verfügen über eine innere Weisheit, die ein Teil von uns Menschen ist, wenn wir es zulassen.

Oder wir können uns anmaßen, diesen Teil von uns selbst zu ignorieren, gegen das System zu arbeiten, anstatt mit ihm. Dann können wir das System und die Kräfte, die es nachhaltig machen für immer zerstören. Wenn wir die Komplexität dieses Ökosystems nicht versuchen zu begreifen – wie können wir dann die Konsequenzen unserer Entscheidungen verstehen und mit ihnen umgehen?

Wir können einige dieser Entscheidungen und Konsequenzen noch ignorieren, wenn wir die Augen vor der Wahrheit verschließen. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis auch das nicht mehr möglich ist. Eigentlich ist es jetzt schon nicht mehr möglich, auch wenn vielleicht wichtige politische Schlüsselfiguren es anders sehen.

Doch wenn wir Veränderung wollen, ist es unsere persönliche Entscheidung, ob wir diese Veränderung erreichen wollen oder nicht.

Wenn wir Veränderung wollen, dann müssen wir jeden Tag aufs Neue hinterfragen, wie wir leben wollen.

Wenn wir Veränderung wollen, ist es unsere Verantwortung unsere Politiker dazu zu bringen, diese Veränderungen durchzusetzen.

Egal, wofür wir uns entscheiden oder was für Leben wir im Moment leben, letztendlich sind wir alle darin vereint, von diesem Planeten und seinen Ökosystemen und unseren eigenen Entscheidungen abhängig zu sein.

Früher oder später werden sie uns einholen.

BlogNo:02

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