The (Centro-) American Way of life

von fabian_11  

San José. Laut, stickig, Horden an Menschen wuseln durch die Strassen. Sie tragen Markenplagiate und verbergen ihre Gesichter hinter Sonnenbrillen. Sie sind bunt, schrill, zieren ihre Körper mit Piercings, Tattoos, Earplugs und weiterem. Sie kaufen in einer der Shopping-Malls ein, das ist am einfachsten. Ausserdem ist es da nicht weit zum nächsten Restaurant. Die namhaftesten davon sind wohl McDonalds, Kentucky Fried Chicken und sogar Taco Bell hielt Einzug, um das Leben komfortabler zu gestalten.

Generell kann man aber an jeder kleinen Ecke ein Stück Pizza to go, eingepackt in einer Plastiktüte zusammen mit einem Styroporteller und einer Primärfaserserviette, erwerben. Gegen geringen Aufpreis erhält man auch noch einen Plastikbeutel mit Instant-Pulver-Saft, aus dem keck ein Strohhalm zum Genuss einlädt. Nach eben diesem wird der umfangreiche Müll in eine der praktischen Aufbewahrungsbehälter, nämlich Löcher am Strassenrand, die nicht instand gesetzt wurden, entsorgt.

Gegessen wird nämlich auf grösseren Shoppingtouren beim Gehen, da fällt der eher mässige Geschmack weniger auf, weil die Aufmerksamkeit voll auf die Auslagen in den Geschäften beiderseits der Einkaufsmeile gerichtet wird. Dort wird alles feilgeboten, Shirts mit Super Mario-Aufdruck ebenso wie dem Batman-Motiv, Flachbildschirme, die in keinem Haushalt fehlen dürfen, Handys, ein umfangreiches Chipssortiment, alles, was das Herz begehrt. Sofern jenes von Geburt an zu Konsum erzogen wurde und brav alles verinnerlicht hat, was an Lernmaterial vorrangig aus den Vereinigten Staaten vorgedrungen ist. Alles ist auf amerikanischen Wohlstand getrimmt, nur irgendwie mangelt es am Wohlstand. Neben den Geschäften mit den funkelnden Gerätschaften lungern, relativ unbeachtet, Obdachlose, Invalide, Hoffnungslose und Aufgegebene.

Das Ganze wirkt ein wenig wie eine Persiflage der amerikanischen Lebensart, eine Karikatur mit verfehltem Witz, die Frauen erregen Aufmerksamkeit mit grünem oder blauem Lidschatten, den sie grossflächig und in mehreren Schichten auftragen. Ein wenig Glitzer darauf und sie erinnern entfernt an die in Costa Rica heimischen Tukane, gepresst in beliebte Netzshirts für das Plus an Sexyness. Inmitten des tropischen Regenwaldes haben sie doch vollkommen den Kontakt zur sie umgebenden Natur verloren und taumeln entwurzelt und wirr kapitalistischen Idealen hinterher, die ihnen aufgeschwatzt wurden.

Zugegeben, ich befinde mich erst seit 2 Wochen in Costa Rica, aber ich durfte auch das ländliche Leben kennenlernen, was von unseren Spuren zwar nicht verschont geblieben, aber doch noch weit unberührter als jenes in der Stadt ist. Nachdem ich dies erleben durfte und nach San José zurückkehrte, war der Unterschied besonders deutlich. Selbstverständlich kann man die Einwohner nicht allein dafür verantwortlich machen, sie folgen unserem Leitbild, das wir ihnen als Utopie eines lebenswerten Lebens präsentieren, Konsum statt Kultur und Naturverbundenheit.

Wenn dieser Lebensentwurf aber von uns Industrienationen übernommen wurde, drängt sich mir die Frage auf: Vermitteln wir wirklich diesen Lifestyle? Ist unser Leben derart reduzierbar? Sind wir selbst so konsumgesteuert, was ist mit unseren Werten, unserer Kultur? Nackt und bloss hält San José mir den Spiegel vors Gesicht: das bist du, oder so wirst du zumindest vom Rest der Welt gesehen.

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