Mysteriöses Fischsterben im Golf von Nicoya

von 16 lucas  


Tausende tote Fische treiben im Meer

Mitte Februar passierte etwas seltsames im Golf von Nicoya. An einem Freitagmorgen wachen viele Menschen, in dem Dorf in dem ich wohne und aus den umliegenden Dörfern auf und bemerken den stechenden Fischgeruch in der Luft. An der Ostküste des Golfes sammeln sich Millionen von Fischkadavern. In den Nachrichten heißt es, man solle kein Fisch aus dem Golf essen bis eine Erklärung bekannt ist.

Es handelt sich um eine Sardine die von den Fischern, als Hauptköder benutzt wird. So landet diese Sardine fast jede Nacht an einem Haken. Der ortsübliche Name ist Anchoveta und in der Wissenschaft ist sie als Cetengraulis mysticetus bekannt.

In den 80´igern wurde die Anchoveta aus der spanischen Region in den Golf gebracht, um verschiedene Raubfische wie den Wolfsfisch ( Corbina ) oder den Schnapper ( Pargo ) besser ernähren zu können und somit deren Volumen zu steigern.


Anchoveta oder Cetengraulis mysticetus

Der Sauerstoffgehalt und die Temperatur des Wassers, wie eine bestimmte Alge, von der sie sich ernähren, stellen die perfekten Bedingungen für die Sardinen, so dass Millionen von ihnen, heutzutage in Schwärmen im Golf herumschwimmen.

Umso mysteriöser scheint es deshalb, dass auf einen Schlag so viele von ihnen sterben konnten. Viele Vermutungen wurden gestellt und das Fischsterben war weltweit in den Medien. Viele meinten, dass die Temperatur des Wassers gestiegen wäre, somit der Sauerstoffgehalt sich verringert hätte und es die ersten Anzeichen der Klimaerwärmung global seien.

Andererseits stellt sich die Frage warum es dann ausgerechnet nur hier passiert und nur eine Fischart betrifft. Theoretisch sind viele der Fischarten hier im Golf, von der gleichen Temperatur und dem gleichen Sauerstoffgehalt abhängig und hätten somit auch sterben müssen. Andere behaupteten es wären die Abwässer und Pestizide, die der Fluss Tempisque aus der nördlichen Region Guanacaste und der Fluss Tárcoles aus der östlichen Region, mit sich bringt.

Da in Guanacaste rund um den Fluss Tempisque viel Wassermelone angebaut wird und diese mit viel Chemie behandelt wird, liegt die Vermutung nahe, dass die Anchoveta daran gestorben ist. Zumal es auch Bauern gibt, die, um Kosten zu sparen, ihre Abwässer in den Fluss kippen. Doch auch hier stellt sich die Frage warum nur diese einzelne Fischart gestorben ist. Eine andere Vermutung war, dass es eine bestimmte Algenart geben soll, die die Fische vergiftet und tötet.

Um der Sache auf den Grund zu gehen leitete Costa Rica eine Prüfung der toten Fische und des Wassers ein. Im Labor wurde nachgewiesen, dass der Fisch durch keine Vergiftung gestorben ist, somit konnte man die Pestizide ausschließen. Auch die Wasserproben wiesen auf nichts merkwürdiges hin, weshalb Entwarnung gegeben wurde, was das Baden und das Fisch essen angeht.

Zum Schluss kam die Regierung zu keiner Erklärung und meint es handele sich um ein seltenes Phänomen. Doch was war es dann?


Eventuell eine natürliche Fischfalle?

Die Fischer meines Dorfes erklären es sich so: Der Fischschwarm sammelte sich vor der Ostküste im Golf in einem Becken wo es in Richtung Meer wieder eine Erhöhung gibt und als die Ebbe kam, konnten die Fische nicht mehr ins offene Meer zurück, dadurch verlor das Wasser in dem Becken schnell an Sauerstoff und die vielen Fische starben. Mit der Flut trieb es die Kadaver dann an die Küste.

Da es keine offizielle Stellungsnahme gibt, bleibt diese die logischste und man wird in der Zukunft sehen ob das Fischsterben sich wiederholt, denn falls ist es wahrscheinlich, dass es noch andere Gründe gab und auch wenn es keine Anzeichen der Klimaerwärmung und der Umweltzerstörung waren, ist es trotzdem ein gutes Beispiel, was sein könnte wenn die Menschen rund um den Golf ihre Umwelt nicht schützen.

Der illegale Fischfang mit dem Netz und die Müllbelastung sind große Probleme die dem Golf unheimlich schaden. Auch die Gifte, die die Flüsse mit sich bringen, zerstören die Biodiversität unter Wasser. Zwar sterben nicht Millionen Fische auf einen Schlag doch sie werden vertrieben oder manche Arten sterben aus. Es ist ein langsamer Prozess, der auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, doch wenn das Verhalten nicht geändert wird, ist er irgendwann schwer rückgängig zu machen. Man blicke 50 Jahre zurück, als noch Delfine, Haie und Wale in den Golf kamen. Damals konnte man noch am Ufer seine Angel rauswerfen, heute muss man mehrere hundert Meter ins Meer fahren, um Fisch zu fangen.

Vereinzelt gibt es zwar Projekte die sich dem Thema zuwenden doch die Allgemeinheit muss sich ändern und um nicht immer nur zu reden, werde auch ich etwas unternehmen: Demnächst werde ich mit der Grundschule `Las Brisas` hier in meinem Dorf zusammenarbeiten. Mit der Direktorin habe ich mir ein Projekt überlegt, um mit den 347 Kindern der Schule über die Themen Umwelt und Müll zu sprechen. Die Kinder werden auf das Grundstück meines Projektes eingeladen und es wird verschiedene Aktivitäten geben. Es gibt verschiedene Spiele, einige Vorträge werde ich zu den Themen Natur, Umweltverschmutzung, Recycling usw. halten und im Anschluss kriegt jedes Kind einen Müllbeutel in die Hand und für jeden vollen Müllbeutel gibt es eine kleine Überraschung. Je nachdem wie das Projekt funktioniert werden wir das wiederholen.

Meiner Meinung nach ist es wichtig das Problem bei den Wurzeln anzupacken und das ist die neu entstehende Generation. Wenn die Kinder ein Bewusstsein für die Umwelt entwickeln, werden sie das bestimmt in einer Form auch an ihre Eltern weiterbringen und natürlich hoffentlich irgendwann an ihre Kinder. Zwar ist das nicht Teil meines Projektes jedoch möchte ich gerne einen Teil dem liebevollen Dorf zurückgeben. Auch wenn die Costa de Pájaros nicht das umweltbewussteste Dorf ist, sind die Menschen hier sehr gastfreundlich und überaus nett. Mittlerweile ist mir dieser Ort ans Herz gewachsen, so dass ich alles mögliche versuchen werde mein Projekt und das Dorf im positiven zu stärken.

BlogNo:04

Noch kein Feedback


Formular wird geladen...